Aufgrund der Zunahme des Angebotes professioneller Klauenpflege durch Klauenpfleger, werden auf vielen Höfen Tierärzte oft nur noch zu schwerwiegenden Lahmheitsbehandlungen hinzugezogen, derweil professionelle Klauenpfleger sich bei ihren Klauen-Pflege-Tätigkeiten oft als die „wahren Fachleute“ bezeichnen. So wurde im Laufe der letzten Jahrzehnte der Tierarzt mehr und mehr aus der funktionellen Klauenpflege durch die neue Berufsgruppe der Klauenpfleger nahezu verdrängt.
Die Folgen liegen auf der Hand: Die Lahmheitsprävalenzen in vielen Milchviehherden steigen an.
„WIR MÜSSEN HANDELN“: so Ernst-Günther Hellwig , Gründer und Leiter der Agrar- und Veterinär-Akademie (AVA), eine Fortbildungsgesellschaft für Tierärzte und Landwirte aus dem münsterländischen Steinfurt, selbst Agrarwissenschaftler und Fachtierarzt.
Aus diesem Grunde führte die AVA einen völlig neu strukturierten Klauenworkshop zur zielgerichteten Verbesserung der Klauengesundheit und Durchführung klauenorthopädischer Maßnahmen speziell für Tierärztinnen und Tierärzte in der Milchviehbetreuung durch.
Die teilnehmenden Veterinäre des ausgebuchten Workshops wurden nach neuester tiermedizinischer und landwirtschaftlicher Wissenschaft im praktischen Workshop zur Überwachung und Optimierung der Klauengesundheit in der Bestandsbetreuung von Milchviehbetrieben nahezu komplett upgedatet.
Workshopleiter, Tierarzt und Instrukteur für funktionelle Klauenpflege, Dr. med.vet. Christoph Meis, der sich als absoluter Klauenspezialist schwerpunktmäßig seit vielen Jahren „nur“ mit der Klauengesundheit von Milchkuhherden beschäftigt, vermittelte den teilnehmenden Nutztierärzt:innen in Theorie und Praxis die wichtigen Aspekte der Klauengesundheit, nach neuester tiermedizinischer Wissenschaft, um die sich die Kuhbetriebe betreuende Tierarztpraxen kümmern müssen.
Die fachgerechte funktionelle Klauenpflege gilt als eine der wichtigsten Vorbeuge- und Kontrollmaßnahmen für die Klauengesundheit von Kühen. Obwohl diese immens wichtige Aufgabe in der Regel von Klauenpflegern, bzw. Landwirten selbst übernommen wird, muss der bestandsbetreuende Tierarzt aber unbedingt wissen und somit das nötige Know-how besitzen, wie die Klauen optimal und letztendlich nach tierärztlicher und landwirtschaftlicher Wissenschaft zu pflegen/korrigieren sind, damit die „optimale Klauenpflege“ tatsächlich ihren prophylaktischen Nutzen ausspielen kann. Schmerzen und Leiden der Kühe, oft bedingt auch durch Klauenerkrankungen, müssen behandelt werden, um Tiergesundheit, Tierwohl und Tierschutz – als originäre Aufgabe der Tierärzte - gewährleisten zu können. Und Behandlungen, Lokalanästhesien, Operationen an den Klauen, und auch Amputationen sind nur Tierärzten vorbehalten. Solche therapeutischen Maßnahmen sind für jeden Klauenpfleger und Landwirt tabu.
Da sich auch die funktionelle Klauenpflege und Klauenorthopädie immer weiter entwickelt, ist es Unabdingbar, dass Tierärzte und Tierärztinnen sich in regelmäßigen Abständen updaten, um auf dem neuesten Stand der tiermedizinischen Wissenschaften zu sein.
Neben den theoretischen Grundlagen, die Kursleiter Dr. Meis vermittelte, standen für die praktischen Übungen genügend Kuhfüße von Schlachttieren zur Verfügung, um unter der Anleitung des Klauenspezialisten, Schritt für Schritt, die entsprechenden Arbeitsgänge zu „üben“. Damit die Tierärztinnen und Tierärzte später im landwirtschaftlichen Betrieb mit dem professionellen Klauenpfleger, auf Augenhöhe, die Klauengesundheit und Klauenpflegemaßnahmen zum Wohle der Tiere kommunizieren, anleiten und optimieren können.
Klauenorthopädische Maßnahmen an den Kuhfüßen dürfen, wie bereits erwähnt, selbstverständlich nur von Tiermedizinern durchgeführt werden. Workshopleiter Meis stellte immer wieder deutlich heraus, wie wichtig die Kommunikation mit Klauenpflegern sei, um gemeinsam, jeder in seinem Aufgabengebiet, die Tiergesundheit, die funktionelle Klauenpflege und damit das Tierwohl der Kühe zu optimieren.
Die tierärztlich durchzuführende „kleine Klauenchirurgie“ wie die Hornlücken OP, die Behandlung von sogenannten „nicht heilenden Klauenläsionen“ oder Klauenspitzennekrosen wurden intensiv untereinander diskutiert und praktisch, unter Anleitung, geübt. Selbstverständlich müssen alle Manipulationen an der Klaue entsprechend unter Lokalanästhesie durchgeführt werden. Besonders hier verwies Dr. Meis auch auf die originäre Aufgabe der Tiermediziner, die berufene Schützer der Tiere sind: „Ohne Narkose keine Klauenbehandlung“, so Dr. Meis mit deutlichen Worten.
Mit diesem speziellen Tierärzte-Klauen-Workshop wurden sowohl junge als auch altgediente Tierärztinnen und Tierärzte der Milchviehbetreuung auf den neuesten Stand gebracht. Infos zur Agrar- und Veterinär-Akademie (AVA) und weiteren Workshops und Seminaren der AVA sind auf der AVA-Homepage unter www.ava1.de zu finden.
Keywords: