I. ÖSTERREICH - WELT
Exportminus 2009 ist überwunden
2010 sind die agrarischen Exportmengen mit 7,72 Mio. Tonnen im Vergleich zur Vorjahresperiode so gut wie gleich geblieben. Doch der Wert dieser Waren ist um fast 6% gestiegen, was eine deutliche Steigerung der Wertschöpfung bedeutet. Österreich hat 2010 Agrarprodukte im Wert von € 7,55 Mrd. exportiert, dem stehen Importe von rund € 8,3 Mrd. entgegen. Mit dieser Entwicklung ist der Werteinbruch des Jahres 2009 von mehr als 10% klar überwunden. Der schlechte Milchpreis hatte sich damals deutlich ausgewirkt. (Chart 1 und 2)
II. ÖSTERREICH -DEUTSCHLAND
II.1 Deutschland, Deutschland über alles
Deutschland hat sich wieder als wichtigster Agraraußenhandelspartner erwiesen und führt das Ranking der Exportländer abermals ganz klar an. Durch eine Steigerungsrate von 7,1% konnte ein Absatzvolumen von fast 2,6 Mrd. in unserem Nachbarland erzielt werden. Dem stehen über 2,4 Mio. Tonnen an Agrarprodukten gegenüber. Das ist so viel wie nie zuvor. Deutschland lieferte im Gegenzug 2,3 Mio. Tonnen im Wert von € 3,2 Mrd. Wie wichtig und gar nicht selbstverständlich die österreichischen Erfolge in Deutschland sind, zeigt der Vergleich mit den EU-15. Dort wies das Wachstum lediglich 3,3% auf. (Chart 3)
II.2 Käse: Die magische 40.000 Tonnen-Grenze ist deutlich überschritten
Österreich hat 2010 fast 43.000 Tonnen Käse nach Deutschland exportiert. Die Deutschen haben dafür 186 Mio. Euro ausgegeben, das bedeutet insgesamt einen Wertzuwachs von nahezu 12%. Damit ist gerade in diesem - durch die Milchpreiskrise 2009 schwer belasteten - Segment ein regelrechter Gipfelsturm gelungen. Der Käse-Export nach Deutschland hat sich seit dem EU-Beitritt Österreichs 1995 damit mehr als verzehnfacht. Österreich rangiert nach den Niederlanden, Frankreich und Dänemark am guten vierten Platz in den deutschen Käseregalen. Im Beliebtheitsranking der österreichische Käse führen Hartkäse wie z.B. der Bergkäse.(Chart 4) Der Käseexport von Deutschland nach Österreich betrug hingegen lediglich € 174 Mio. (Chart 5) Auch wenn man das gesamte Milchsegment betrachtet, ist mit einem Wertplus von über 10% bei gleichbleibender Menge eine klare Wertsteigerung zu erkennen. Mit € 422 Mio. Exportvolumen ist der Milchbereich das größte und wichtigste Exportsegment. (Chart 6)
II.3. Wurst und Schinken im Dauerhoch
Seit dem EU-Beitritt 1995 ist dieses Segment ohne Ausnahme jedes Jahr gewachsen. So auch 2010 und zwar um fast 9%. Die Deutschen importierten mehr als 50.000 Tonnen österreichische Wurst und Schinken im Wert von fast € 200 Mio. Die Deutschen haben Fleischzubereitungen aus Österreich immer schon geschätzt, denn sie verlängern damit u.a. kulinarisch ihren Österreich-Urlaub. Umgekehrt funktioniert das nicht ganz so gut. Österreich importiert aus Deutschland Wurst und Schinken von nicht ganz € 90 Mio. (Chart 7)
II.4. Segment Eier und Geflügel: klein aber oho
Auch wenn Österreich noch immer deutlich mehr an Eiern und Geflügel aus Deutschland importiert als umgekehrt, so entwickelt sich dieser Bereich besonders in den letzten Jahren auch in die andere Richtung auffallend gut. Auffällig ist dabei besonders die Entwicklung bei Eiern, die sich seit 2006 immer im hohen zweistelligen Prozentbereich bewegte. Von 2009 auf 2010 war das immerhin ein Plus von fast 18% und ein Wertvolumen von über € 11 Mio. Das bedeutet auch, dass der Kilopreis erstmals an der 2 EURO-Grenze kratzt. (Chart 8)
Aber auch Geflügel machte eine beeindruckende Entwicklung. 2010 wurden mehr als 25.000 Tonnen im Wert von 66,5 Mio. Euro nach Deutschland exportiert. Damit schließt dieser Sektor nahezu zum Exportschlager Rindfleisch auf. (Chart 9)
II.5. Obst-Entwicklung: gewaltig positiv
Obst und Gemüse aus Österreich sind immer sehr gefragt. Das Plus bei Gemüse bewegt sich bei 3%. Der Obstexport nach Deutschland ist mit einem Zuwachs von 49% regelrecht explodiert. Das bringt immerhin Einnahmen im Wert von € 82 Mio.. Auch die Zubereitungen aus diesem Segment haben sich wieder stabilisiert, was sich nach dem schlechten Jahr 2009 diesmal mit einem Exportvolumen von immerhin € 176 Mio. niederschlägt. Die Erfolge oder Misserfolge in diesem Segment sind ganz besonders von der Wetterlage in Österreich und den benachbarten Ländern abhängig. (Chart 10)
III. ÖSTERREICH - NEUE EU-LÄNDER
III.1. Das Fenster in die neuen EU-Länder ist ganz weit offen
Der Exportzuwachs in die neuen EU-12 ist mit einem Plus von rund 5% sogar deutlicher als in die alten EU-15 gewachsen. Allerdings ist die Entwicklung mit den einzelnen Ländern oft sehr unterschiedlich. Insgesamt konnte Österreich in die neuen EU-Länder Agrarwaren im Wert von 1,4 Mrd. absetzen. Importe im Wert von 1,1 Mrd. stehen dem gegenüber. Im Länder-Ranking dominieren Ungarn, Slowenien, Tschechien und die Slowakei. (Chart 11) Besonders auffällig ist dabei die Entwicklung mit der Slowakei nach der EURO-Einführung. Das ua. durch die Autoindustrie überaus prosperierende Land muss seine Arbeiter auch ernähren und greift dabei gerne auf die qualitätvollen Waren aus dem benachbarten Österreich. Bratislava mit den vielen Fabriken liegt dafür optimal vor unsere Haustüre. (Chart 12)
III.2. Fleischsegment bleibt trotz Einbußen stärkster Bereich
Die Zeiten der zwei- oder sogar dreistelligen Zuwachsraten in diesem Bereich sind zwar vorbei, aber trotzdem bleibt Frischfleisch das wichtigste und umsatzstärkste Segment überhaupt. Auch wenn diese Warengruppe im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Minus von 14% aufweist, so dürfen wir uns doch über Einnahmen von mehr als € 222 Mio. freuen. Die Warengruppe Fleischzubereitungen ist im Vergleich dazu mit € 53 Mio. zwar klein, gewann im Vorjahr aber überraschend 27%. Österreich bezieht aus den neuen EU-Staaten Fleisch im Wert von € 116 Mio. (Chart 13)
III.3. Käse & Co: Milchfluss aus dem Osten stark gebremst
Der massive langjährige Warenfluss von Milchprodukten aus dem Functional Food-Bereich nach Österreich - vor allem aus Polen - ist in den Vorjahren stark zurück gegangen. Dieser Trend setzt sich auch 2010 verlangsamt fort. (Chart 14) Umgekehrt konnte die Ausfuhr österreichischer Milchprodukte um 13% auf € 56 Mio. gesteigert werden. Käse aus Österreich schmeichelt auch dem Gaumen der neuen EU-Bürger zunehmend. Nach einem leichten Einbruch im schlechten Milchpreisjahr 2009 geht es auch bei Käse wieder deutlich bergauf. Mehr als 10.600 Tonnen Käse wurde in die EU-12 exportiert und dafür über € 28 Mio. berappt. Die Österreicher hingegen greifen selten zu Käse aus dem Osten, was auch an dem hohen Kilopreis liegen kann. (Chart 15)
Österreich hat einen Fixplatz in den Regalen der Welt erobert
"Deutschland erweist sich zunehmend als Trendbarometer für den österreichischen Agraraußenhandel. Die Nachfrage nach österreichischen Lebensmitteln bleibt verlässlich konstant. Nach dem Krisental 2009 steigt auch die Wertschöpfung wieder. Das gilt ganz besonders für das Milchsegment. Auch die früheren Angstgegner aus dem Osten haben ihren Schrecken verloren und sich als verlässliche Abnehmer qualitätsvoller Waren erwiesen. Österreich kann darüber hinaus auch in den neuen EU-Staaten mit hohem Image seiner Produkte, Verlässlichkeit, Professionalität im Vertrieb und besonders auch mit regionaler Nähe punkten", fasst DR. STEPHAN MIKINOVIC, GF der AMA Marketing, die jüngsten Entwicklungen zusammen.