Menschen mit HIV sind unter gut verlaufender antiretroviraler Therapie nicht mehr infektiös. Darauf weist heute die AIDS-Hilfe NRW anlässlich ihrer Jahrespressekonferenz hin. Die antiretroviralen Therapien verbessern die Lebensqualität der circa 17.500 Menschen mit HIV in NRW und verlängern ihre Lebensdauer. "Die Schutzwirkung einer erfolgreichen Therapie darf aber nicht dazu führen, Menschen gegen ihren Willen und ohne medizinische Notwendigkeit vorzeitig zu einer Therapie zu überreden, um mögliche Ansteckungen zu verhindern", sagte Arne Kayser vom Vorstand der AIDS-Hilfe NRW. "Dafür stehen allen andere Präventionsmöglichkeiten zur Verfügung."
Andernorts groß angelegte Testscreenings machen in Deutschland keinen Sinn. Einerseits wird der überwiegende Teil (72%) der Neudiagnosen bei schwulen Männern festgestellt, andererseits wurden in den letzten Jahren hohe Standards für die Beratung vor und nach einem HIV-Test entwickelt, die eine fundierte Entscheidung für oder gegen einen Test und individuell passende Präventionsstrategien ermöglichen. "Staatlich verordneter Schutz hilft nicht, freiwilliger Schutz ist dagegen nachhaltig", erläutert Landesgeschäftsführer Patrik Maas. "Die deutsche HIV-Prävention ist im europäischen Vergleich so erfolgreich, weil sie auf Beteiligung und fundierte Informationen setzt."
Auch ohne staatlichen und medizinischen Druck sind knapp Dreiviertel der Menschen mit HIV in NRW in Therapie (ca. 12.600). "Diese hohe Zahl antiretroviraler Therapien wird mittel- bis langfristig einen epidemiologischen Effekt erzielen, ganz ohne Massenscreenings", ergänzte Maas. Die AIDS-Hilfe NRW geht davon aus, dass die Zahl der Neuinfektionen auch in den kommenden Jahren weiter stagniert.
In Nordrhein-Westfalen wurden 2011 in NRW 650 neue HIV-Diagnosen gemeldet, ein leichter Rückgang um 5%. Von den etwa 17.500 Menschen mit HIV in NRW sind 80% Männer und 20% Frauen.
Die Mitgliedsorganisationen der AIDS-Hilfe NRW hatten im Jahr 2011 mit ihren primärpräventiven Maßnahmen Kontakt zu rund 329.000 Menschen, über die Hälfte davon zu Jugendlichen unter 21 Jahren und ein Viertel zu Menschen mit Migrationshintergrund. Insgesamt erreichten sie mit ihren Angeboten der Prävention, Beratung und Betreuung etwa 358.000 Menschen.