Früher als der Mensch noch erdverbunden lebte, war Stress der entscheidende Überlebensfaktor: Der Mensch im Kampf mit wilden Tieren um Nahrung oder mit seinen Mitmenschen um seine Rangordnung. Nichts war wichtiger als in diesen Stress Situationen Adrenalin auszuschütten. Heutige Stress Situationen sind mentaler Natur und gefährlich wird es, wenn Sie in permanenter Anspannung und Angst leben und diesen Stress körperlich nicht abbauen.
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Der Stress kam also nicht erst zusammen mit den kapitalistischen Wirtschaftsformen, der Globalisierung und der digitalen Kommunikation auf die Welt. Er erfüllte bereits eine Funktion, als wir Menschen noch in Höhlen lebten und wohl ebenso häufig unsere Nahrung jagen mussten, wie das sie uns jagte. Stress versetzt uns in Alarmbereitschaft – Kampf oder Flucht?
Da beide Varianten auf schnelle Muskeltätigkeit angewiesen sind, sorgt der Körper dafür, dass in kürzester Zeit Energie bereitgestellt wird. Stress entsteht immer zu allererst im Gehirn. Dort werden verschiedene Bereiche dahingehend stimuliert, dass die Ausschüttung bestimmter Hormone angeregt wird, in der Hauptsache Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin. Diese Hormone führen unmittelbar zu einer erhöhten Widerstandsbereitschaft des Organismus und zu einer schnellen Freisetzung des Blutzuckers aus den Glycogen-Speichern. Die Herzfrequenz und der Blutdruck steigen an.
Durch die intensiven körperlichen (auch emotionalen) Wahrnehmungen wird außerdem die Aufmerksamkeit fokussiert und unsere Reaktionsfähigkeit erhöht. Auch das erfüllte einen Zweck: Hätte der frühe Homo Sapiens erst die Folgen der Entscheidung abgewägt, die Risiken eines möglichen Kampfes kalkuliert, er hätte sich nie zum Homo Digitalis entwickeln können. Stattdessen wäre er wegen seiner zu hohen Intelligenz einfach gefressen worden – während seines wohlüberlegten Entscheidungsprozesses.
Doch welchen Sinn macht Stress heute, wo wir doch die Nahrungskette als Nummer 1 gefahrlos plündern können? Zumindest in der westlichen Welt gehören Leben-oder-Tod-Situationen seit einer Weile nicht mehr zum Alltag. Trotzdem entsteht Stress heute im Prinzip am selben Ausgangspunkt: Dort, wo wir überfordert sind und unsere Existenz bedroht sehen, heißt es noch immer - Kampf oder Flucht? Tatsächlich ist die moderne Überforderung normalerweise geistiger Natur. Intensive körperliche Alarmbereitschaft ist hier überhaupt nicht notwendig. Problematisch ist dabei, dass der plötzliche Energieüberschuss nicht abgebaut werden kann. Denn Kampf oder Flucht, beide Ereignisse passieren nur noch im Kopf.
Nicht alle Anspannung ist Stress. Eine gewisse Abgabe des Körpers von Adrenalin und Noradrenalin ins Blut ist normal, um in bestimmten Situationen unsere Aufmerksamkeit und Konzentration zu erhöhen. Die phasenweise Stressentwicklung empfinden wir so häufig sogar als angenehm und leistungssteigernd. Das macht durchaus Sinn und ist solange nicht schädlich, wie unser Organismus im Wechsel von Anspannung und Entspannung arbeitet.
Steigt die Überforderung und befinden wir uns überwiegend in Alarmbereitschaft, so sprechen wir von Stress. Und der ist über einen längeren Zeitraum mehr als ungesund. Denn steigt der Stress, steigt auch die Überforderung und wir befinden uns schnell in einem Teufelskreislauf.
Ein Zuviel an Stress, der nicht abgebaut wird, kann schnell chronisch werden. Das geht so weit, das viele permanent gestresste Menschen Phasen der Ruhe und Entspannung nicht mehr ertragen können. Damit belasten wir unseren Organismus in höchstem Maße. Chronischer Stress führt zu: Konzentrationsschwierigkeiten, Nervosität, Depressionen und Angst, Schlafstörungen, Migräne, Muskelverspannungen, Gefäßkrankheiten usw. In jedem Falle führt er zu einer direkten Schwächung des Immunsystems und damit zu einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten.
Was tun gegen Stress?
Tatsächlich scheint Stress häufig unvermeidbar. Deswegen sollten wir uns anschauen, wo er entsteht, und wie er möglicherweise vermieden werden kann. Häufig sind es objektive Auslöser wie: unsichere oder problematische Arbeitsverhältnisse, Geldsorgen, unerfüllte Bedürfnisse, Zeitknappheit, die uns beunruhigen. Hier lohnt sich eine genauere Analyse. Denn oft reicht ein besseres Zeitmanagement oder der mutige Schritt am Arbeitplatz klare Grenzen zu setzen, bereits aus, um der ständigen Überforderung zu entfliehen. In der Regel machen wir unseren Stress nämlich selbst. Deswegen sind es meistens komplexere, subjektive Gründe wie negative Denkmuster, selbst gemachter Zeit- und Leistungsdruck, der fehlende Mut „Nein“ zu sagen oder eine übertriebene Anspruchshaltung an sich selbst. Hier heißt die Hauptaufgabe, innere Einstellungen, die immer wieder zum Stress führen, zu erkennen und zu korrigieren.
Doch wer kennt das nicht. Der Stress ist da und wir haben ihn nicht kommen sehen. Dann hilft vor allem: Luft raus nehmen!
- Rhythmisieren sie ihre Arbeit. Ein Wechsel von Arbeit-Pause-Arbeit-Pause hilft nicht nur gegen Stress, es ist auch wesentlich effektiver.
- Regeln sie ihre Eßgewohnheiten, so weit möglich.
- Nutzen sie Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung
- Vermeiden sie, sich selbst zusätzlichen Druck zu machen
- Und ganz wichtig. Machen sie Sport! Halten sie sich fit! Körperliche Ausdauer führt auch zu verbesserter geistiger Leistungsfähigkeit. Eine bessere Körperwahrnehmung lässt sie Stresssymptome schneller erkennen. Nach körperlicher Belastung fällt es außerdem leichter, sich Entspannung zu gönnen.
Mach sie nicht den Fehler, Entspannung nur erreichen zu wollen mit intensiven Erlebnissen wie Fernsehen, DVD gucken oder dem Konsumieren von Rauschmitteln wie Süßigkeiten, Alkohol, Zigaretten oder gar anderen Drogen. Denn diese führen wegen ihrer Reizintensität eben nicht zu weniger Anspannung.
Ist der Stress da, bauen sie ihn ab.
Kampf oder Flucht? Diese Frage beantworten Sie am Besten während eines Waldlaufs!
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