Für den Viertplatzierten muss es ein herzzerreißender Anblick gewesen sein: die heißbegehrte Medaille, das bronzene Edelmetall, wütend auf den Boden geworfen. Der dritte Sieger des olympischen Ringerturniers hatte bei der Siegerehrung durch Motzen geglänzt - und wurde damit zu einem der echten Verlierer der Spiele.
Es muss hart sein für Sportler, in der entscheidenden Millisekunde daneben zu greifen und dann – wie etwa die deutsche Turnfavorit Fabian Hambüchen – den Traum vom Gold aufgeben zu müssen. Alles, wofür man vier Jahre hart trainiert hat, ist in diesem Moment dahin, jede Hoffnung auf einen Platz auf dem olympischen Treppchen passé. Dennoch bewahren die meisten Sportler das, was sie im Training über Jahrzehnte nebenbei gelernt haben: Disziplin – mit der man auch Niederlagen ertragen lernt.
Nicht so der Schwede Ara Abrahamian. Vor den Augen der Ringerwelt hatte er gerade Bronze gewonnen, bei der Siegerehrung stand er neben dem Gewinner der Goldmedaille und dem Zweitplatzierten auf dem Treppchen, bekam die Bronzemedaille um die Hals gelegt – und ging. Die Siegerehrung, der Moment der Medaillenübergabe, der Nationalhymnen – für Abrahamian offensichtlich der Anlass, sich wie ein störrisches Kleinkind aufzuführen.
Dabeisein ist alles? Nicht für Ara Abrahamian.
Und warum? Der Schwede war mit der Schiedsrichterleistung im Halbfinale unzufrieden und protestierte damit auf unwirsche und unwürdige Weise. Der Ringer nahm die Medaille wieder ab, pfefferte sie auf die Matte und zog von dannen. Ein Verhalten, das so unpassend war, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) sogar ein Disziplinarverfahren gegen den Schweden eingeleitet hat. Doch was für jeden Viertplatzierten die Erfüllung eines Traumes wäre, war dem Ringer nicht genug. „Diese Medaille bedeutet mir nichts“, wetterte Abrahamian, „ich wollte hier Gold holen.“ Seine Niederlage im Halbfinale empfand er als ungerecht und sparte nicht an Kritik an dem Weltverband: „Die strittigen Regeln zeigen, dass die Fila nicht fair handelt“.
Dass er überhaupt noch im Spiel um den dritten Platz, im kleinen Finale oder in seinen Augen wohl eher dem „Cup der Verlierer“ angetreten ist, sollen die Ringerfans den Engelszungen der Familie Abrahamian verdanken. Denn die konnten ihn per Telefon überreden, wenigstens anzutreten – mit Folgen, die Schlagzeilen machten und den Ringer der 84-Kilo-Klasse als schlechten Verlierer brandmarkten.
Andrea Minguzzi, der Goldmedaillengewinner, hatte nach dem entscheidenen Kampf vor Freude einen Salto rückwärts hingelegt und seinen Trainer vor Freude in die Luft gehoben. Und selbst Bronzemedaillegewinnern steigen nicht selten Tränen in die Augen, wenn sie mit dem Edelmetall auf der Brust auf dem Treppchen stehen. Dem Ringer Ara Abrahamian war das nicht genug. Ein echter Verlierer.