Wenn es brüllend heiß ist, soll man helle Kleidung tragen und sich nicht überanstrengen. Wer sich stilvoll bei hohen Temperaturen ein bisschen verausgaben will, für den ist eine Runde gepflegtes Cricket im Park die ideale Beschäftigung.
In London sieht man sie in jedem Park. Junge Männer, so weiß gekleidet, dass selbst Wimbledon wie ein buntes Hippie-Festival wirkt. Und die ein Spiel auf dem Rasen spielen, das sich einem Laien auch nach längerem Zuschauen nicht erschließt: Cricket. In den Ländern des Commonwealth, von Australien bis Pakistan, ist die Mixtur aus Base- und Brennball ein Spitzensport, in vielen europäischen Ländern hingegen vollkommen unbekannt.
„Oh, die Regeln erklären, auf die Schnelle? Das geht nicht“, sagt Craig lachend, einer der jungen Londoner, die sich im Park regelmäßig mit Freunden zum Spielen treffen. Und hier am Wochenende ein paar Stündchen spielen. „Cricket ist ideal für den Sommer, wenn die Temperaturen hoch sind“, sagt der Spieler. In der Tat: ganz in weiß ist man für die brütende Hitze bestens gerüstet und es kommt mehr auf Taktik und Geschicklichkeit als auf pausenlose Rennerei an.
Bewegen kann man sich trotzdem - und so bei hohen Temperaturen stilvoll etwas für die Fitness tun. „Man braucht nicht unbedingt einen Verein, um Cricket spielen zu können“, sagt Craig, „eigentlich braucht man nur einen Park, ein bisschen Ausrüstung – und natürlich weiße Kleidung“.
Baseball und Brennball kombiniert
Eigentlich bräuchte man eine ganze Menge Vorbereitung und gutes Equipment, aber für den Anfang kann man auch einfach mal drauflos probieren. Was man auf jeden Fall braucht: ein paar Freunde, denen es auch gerade zu heiß zum Fußballspielen oder Langstreckenlauf ist, eine Grünfläche – und einen Ball und zwei Cricketschläger. Das Spiel für Amateure und Anfänger, streng reduziert: ein bisschen wie Baseball und Brennball kombiniert, nur sehr viel komplizierter. Denn das Regelwerk zu verstehen, mit vollständiger Zählweise, Ausnahmeregeln und Fachbegriffen, ist normal begabten Menschen nahezu unmöglich.
Wer aber wenigstens ein bisschen Spaß auf dem Feld haben will: zwei „Batter“ des einen Teams mit Schlägern stehen sich gegenüber auf einem „Pitch“. Hinter den Battern steht jeweils ein „Wicket“, ein Gebilde aus drei Holzstäben, das der Gegner zu treffen versucht. Das gegnerische Team stellt sich drumherum auf, einer der Gegner wird als „Bowler“ auserkoren und wirft den Ball. „Da bei braucht man eine bestimmte Wurftechnik, das ist alles nicht so einfach“, kommentiert Craig, dessen Team gerade Pause hat. Es gilt, mit dem kleinen Ball das Wicket zu treffen – das wiederum versucht der Batter mit einer Art flachem Baseballschläger zu verhindern. Wehrt der Batter den mit voller Wucht geschleuderten Ball erfolgreich ab, rennen die beiden Batter hin und her und machen so Punkte. Ungefähr so wie beim Grundschülersport „Brennball“, nur eben ein bisschen mehr sophisticated.
„Man glaubt es vielleicht nicht, wenn man uns so zuschaut und wir uns nur wenig bewegen“, sagt Craig, „aber das ist alles in allem schon ganz schön anstrengend“. Schließlich sei man stundenlang beschäftigt. Und während die Profis täglich Kraft und Ausdauer intensiv trainieren müssen, um schneller zu sein als ihre Gegner und härter zu werfen als es der Batter erwartet, werden Freizeitspieler en passant fit. Denn während es im Hochsommer für viele Sportarten zu heiß ist und man daher das Training an den Hundstagen auch mal schleifen lässt, ist eine Runde entspanntes Cricket im Park ein idealer Sommersport. „Und es ist gar nicht so einfach wie es aussieht“, sagt Craig, „um so zu spielen wie wir, müssen Sie ganz schön trainieren!“