Ruhm, Ehre und Geld - von all dem bekommt der undankbare Vierte bei Olympia nichts. Um das Schicksal der vergessenen Verlierern etwas abzumildern, widmet fitness .com den besten der Verlierer ein Portrait zum Trost. Heute eine Ausnahme: Der britische Wasserspringer Tom Dailey wurde Letzter, keiner war schlechter. Doch er ist gerade mal 14 Jahre alt und einer der jüngsten Olympioniken…
Derzeit ist es wieder leicht, in einem englischen Corner-Shop an der Straßenecke oder an der Bar eines Pubs über Sport zu reden – ganz im Gegensatz zum Juni. Als die Welt auf Österreich und die Schweiz blickte, um bei der Fußball-EM mitzufiebern, war das Mutterland des Fußballs nicht gut auf professionelle Leibesübungen zu sprechen. Man schwieg lieber zum sportlichen Tagesgeschehen und redete über das Wetter, schließlich war England in der Qualifikation gescheitert und zuhause geblieben. Doch bei Olympia bricht die Begeisterung für alles, was mit Wettkämpfen zu tun hat, auf der Insel wieder voll aus. Und wer wäre da ein besserer Nationalheld als der kleine Junge auf dem 10-Meter-Brett?
Tom Daley ist das Wunderkind des britischen Olympiateams, einer, der schon mit 12 Jahren eine Sondererlaubnis erhielt, um 2007 an dem australischen Youth Olympic Festival teilzunehmen. Alle anderen Teilnehmer waren mindestens 15 Jahre alt, aber Tom Daley holte Silber.
„Das ist unser neuer Superstar“, sagt ein kurzbehoster Engländer am Kneipentresen des örtlichen Pubs, „wartet nur ab, der kommt noch ganz groß raus.“ Nicht, dass Wasserspringen oder gar das Synchronspringen der Männer zu einer der britischen Nationalsportarten werden könnte – dafür sind dann doch entschieden zu wenig Bälle im Spiel. Aber angetan ist man schon von dem Kleinen, der als Medaillenhoffnung der nächsten Spiele im Jahr 2012 in London gilt.
Sympathieträger mit Nervenflattern
Doch beim Synchronwettbewerb flatterten dem jungen Sportler und seinem Partner Blake Aldridge wohl die Nerven – sie landeten auf dem letzten Platz. Ein Streit über einen Anruf soll Zwist in das sonst so harmonische Team gebracht haben, das trotz eines Altersunterschiedes von 12 Jahren und entsprechenden Unterschieden bei der Körpergröße als chancenreich galt. Aldridge telefonierte kurz vor dem entscheidenden letzten Sprung übers Handy mit seiner Mutter – das konnte der nervöse Daley nicht ertragen, es kam zum Disput am Beckenrand und schon war es aus mit der Synchronität. Die Konzentration war hin, der entscheidende Sprung ging daneben. Ein Desaster für das Duo, das danach mit gegenseitigen Schuldzuweisungen nicht sparte.
„Haben wir zu viel erwartet von einem 14-Jährigen?“ fragte der britische „Guardian“ danach seine Leser und die große Mehrheit antwortete mit Ja. Denn der „Big Splash“, er findet zur Zeit vor allem mit einem großen Tohuwabohu über den Zwist zwischen den Partnern statt – aber nicht im Wasser. Doch noch ist die „Pint-große Springer-Sensation“, wie die Irish Times über den ziemlich zierlichen Sportler schrieb, nicht ausgezählt: bei den Einzelwettbewerben könnte der 158 cm große Tom noch mal durchstarten.
Der „Harry Potter des Schwimmbads“, der „Champion in Chorbuben-Kleidung“, „der meist-gepriesene 14-Jährige in der Geschichte des britischen Sports“ – so schreiben die Zeitungen über ihn – er wird am vorletzten Tag der Spiele in Peking noch einmal vom 10-Meter-Turm springen. Und diesmal wird der Kleine, der schon jetzt eine feste Sportgröße auf der Insel ist, hoffentlich nicht baden gehen.
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