Die Produktion immaterieller Güter hat die Produktion materieller Güter heute längst überholt. Und man sollte meinen, dass mit dieser Entmaterialisierung der Tauschgegenstände zu Dienstleistungen, Wissen und Kulturprodukten der Kult um die Dinge – der »Fetischismus« – langsam verschwinden würde. Betrachtet man jedoch den Konsumkreislauf näher, so stellt man das Gegenteil fest. Hin und her gerissen zwischen Wissen und Wissensverweigerung, kritisiert der Konsument zum einen scharfsinnig die Verführungsstrategien des Marktes, zum anderen ist er einer masochistischen Liebe für die Lügenmärchen des Marketings verfallen. Allerorten regiert das Ideal in Form von Ikone und Design. Kurzum, die freudo-marxistische Kritik am Fetischismus hat ihr Ziel verfehlt.
Für diejenigen jedoch, die die gegenwärtige Form der Ware erforschen, bleibt Karl Marx der absolute Meister. Er greift den Drachen »Ware« an und entziffert das, was er die »Wertform« nennt. Die Form jeglicher Werte, ob materiell oder geistig. Lesen wir die marxistische Theorie der Ware noch einmal, aber lesen wir sie als das, was sie ist: Ein Märchen, das uns wie alle anderen Märchen auch ins Herz der Wirklichkeit führt.
TERMINE:
Freitag, 18. Januar 2008, 20 Uhr: Vortrag »Perversität und Barbarei einer fetischistischen Norm: Karl Marx und die Ware als sinnlich übersinnliches Ding« von Jean-Pierre Lefebvre im Rahmen des Programms art, science & business
Freitag, 18. April 2008, 20 Uhr: Vortrag »Jenseits des Fetischismus. Dingkultur im Konsumismus« von Wolfgang Ullrich im Rahmen des Programms art, science & business
Freitag, 25. April 2008, 20 Uhr: Vortrag »Fetischismus und Perversion« von Catherine Perret im Rahmen des Programms art, science & business
Donnerstag, 29. Mai 2008, 20 Uhr: Ausstellungseröffnung mit ehemaligen und aktuellen Stipendiaten
Samstag/Sonntag, 31. Mai/1. Juni 2008, ab 23.59 Uhr: Performance-Nacht mit u. a. Ritta Baddoura, Hagen Betzwieser, Andreu Carandell, Dion Doulis, Andrew Hamilton, Hans-Werner Klohe, Min Kyong Lee, Iassen Markov, Andrea Melloni, Maxi Obexer, Alexander Schellow, Claudia Stebler und Harry Walter. Die Performancenacht beginnt am Samstag mit Ankunft des letzten Busses der Linie 92 auf Solitude um 23.59 Uhr und endet am Sonntag morgen mit Abfahrt des ersten Busses von Solitude um 6.31 Uhr.
12. bis 13. Juni 2008: Abschluss der Veranstaltungsreihe mit dem Symposium »Fetisch + Konsum« im Rahmen des Programms art, science & business mit u. a. Michael Erlhoff, Hans Dieter Huber, Stefano Mirti, Vera Strubi, Caroline Gerschlager und Bertrand Ogilvie
Aktuelle Informationen zur Veranstaltungsreihe finden Sie unter www.akademie-solitude.de
Das Programm art, science & business wird durch die finanzielle Unterstützung der Landesstiftung Baden-Württemberg, der Landeshauptstadt Stuttgart sowie der LBBW Stiftung für Kunst und Kultur ermöglicht.