In seiner Laudatio unterstrich der UWH-Präsident die "beachtliche Lebensleistung mit dem Hauptanliegen Kariesprävention" von Prof. Zimmer. Mit ihm konnte ein national wie international anerkannter Wissenschaftler und Lehrer für die UWH gewonnen werden, der die praxisorientierte innovative Zahnmedizinausbildung weiter fördern wird.
Erst Finanzen dann Zahnmedizin
Prof. Dr. med. dent. Stefan Zimmer fand erst nach seiner Ausbildung zum Steuerbeamten und nach weiteren sechs Jahren in der saarländischen Finanzverwaltung auf dem zweiten Berufsweg zur Zahnmedizin. Sein Studium absolvierte er an der Freien Universität Berlin, arbeitete zunächst in einer Praxis und begann danach seine Hochschullaufbahn an der Philipps-Universität in Marburg. Sein akademischer Weg führte ihn dann zur Freien Universität Berlin, später Humboldt-Universität Berlin, in die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Ab 2003 war Prof. Zimmer zunächst Stellvertretender Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde und ab 2006 ihr Kommissarischer Direktor.
Zahnerhaltung und Prävention im Mittelpunkt
Sein Engagement in der Prävention oraler Erkrankungen zeigt Prof. Zimmer in Deutschland sowohl als 1. Vorsitzender der Aktion zahnfreundlich e. V. wie auch als Sprecher des wissenschaftlichen Beirates der Informationsstelle für Kariesprophylaxe und weltweit als Vizepräsident von Toothfriendly International und Stiftungsrat der Toothfriendly Foundation.
Im März 2006 wurde Prof. Zimmer für seine Arbeit "Identifizierung und Betreuung von Kindern mit hohem Kariesrisiko" mit dem "Hufelandpreis 2005" ausgezeichnet. Der Preis ist die bedeutendste Mediziner-Auszeichnung, die in Deutschland auf dem Gebiet der Prävention verliehen wird. Erstmalig nach zwölf Jahren und insgesamt erst zum dritten Mal erhielt ein Zahnmediziner diese Auszeichnung.
Die Fachgebiete von Prof. Zimmer waren immer Zahnerhaltung und Prävention: Bereits seine Habilitation befasste sich mit der Kariesprophylaxe und Präventionsstrategie. Prof. Zimmer arbeitete und forschte mit den führenden Kapazitäten wie Prof. J.-F. Roulet und Prof. J. J. Hefferren. Als Fachzahnarzt für Öffentliches Gesundheitswesen ist er seit 1998 Träger der Silbernen Ehrennadel des Bundesverbandes der Zahnärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst.
Karies in Deutschland - Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft
In seiner Antrittsvorlesung "Karies in Deutschland - Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft" machte Prof. Zimmer mit einigen Zahlen deutlich, wie wichtig allein aus Kostengründen die Prävention der Krankheit Karies ist: Die jährlichen Gesamtkosten zur Behandlung von durch Karies verursachten Schäden beläuft sich immerhin auf rund 13 Milliarden EURO. Im Vergleich dazu liegen die Gesamtkosten für Krankheiten des Kreislaufsystems, die z. B. Herzinfarkt und Schlaganfall einschließen und für fast die Hälfte aller Todesfälle in Deutschland verantwortlich sind, bei 35 Milliarden EURO. Das zeigt die volkswirtschaftliche Bedeutung der Karies, die ja nur einen Teil der gesamten durch Krankheiten des Mundes entstehenden Kosten verursacht.
Über die Gründe für den in der aktuellen Mundgesundheitsstudie festgestellten erfreulichen Kariesrückgang in den letzten zehn Jahren bei den 12-Jährigen um 71 % lasse sich - so Prof. Zimmer - nur spekulieren. Dazu beigetragen haben nach seiner Überzeugung u. a. die Einführung der Prävention für die 6 - 18-Jährigen im Rahmen der GKV (Gesundheitsreformgesetz 1989), die Einführung der Gruppenprophylaxe, die Zulassung von fluoridiertem Speisesalz und in den letzten Jahren die höhere Inanspruchnahme der professionellen Zahnreinigung.
Eine wichtige Zukunftsaufgabe sieht der neue Lehrstuhlinhaber und Dekan sowohl in der aufsuchenden Betreuung von Kindern mit hohem Kariesaufkommen als auch in Präventionsprogrammen für die zunehmend älter und multimorbider werdende Bevölkerung. Es gelte parodontale Erkrankungen, die sich auf die Allgemeingesundheit auswirken, möglichst zu vermeiden und sich neuen Herausforderungen in der Kariesprävention zu stellen. "Karies verschiebt sich in die zweite Lebenshälfte", so Prof. Zimmer. Das zeige sich schon heute an der immer häufiger zu diagnostizierenden Wurzelkaries. Gleichzeitig warnte er aber auch davor, dass Prävention für Erwachsene nicht zu einem "Luxusartikel" werden dürfe.