Anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten der Universität Freiburg hat die Dekanin der Philologischen Fakultät, Prof. Dr. Elisabeth Cheauré, die Initiative ergriffen, mit Swetlana Geier eine Persönlichkeit zu ehren, die als die bedeutendste zeitgenössische Übersetzerin aus dem Russischen im deutschsprachigen Raum gelten kann. Mit der Verleihung des Grades einer Doktorin honoris causa soll das Lebenswerk von Swetlana Geier gewürdigt werden, ihre herausragenden Verdienste als Übersetzerin und begnadete Kulturvermittlerin und ihre langjährige, außergewöhnlich erfolgreiche Tätigkeit an der Universität Freiburg. Swetlana Geier hat durch ihre Arbeit als Lektorin für Russisch am Slavischen Seminar Generationen von Studierenden bis heute tief geprägt hat.
Die Auszuzeichnende übersetzte seit 1953 zahlreiche russische Autoren ins Deutsche, so unter anderen Lev Tolstoj, Michail Bulgakov, Andrej Belyj, Abram Terc (Andrej Sinjavskij) und Aleksandr Solženicyn. In den letzten 15 bis 20 Jahren ist Swetlana Geier vor allem als die Dostoevskij-Übersetzerin weit über die Grenzen Deutschlands hinaus berühmt geworden. Sie rückte vor allem die besondere sprachliche Qualität der Werke Dostoevskijs in den Mittelpunkt und betrat damit – zumindest für den deutschen Sprachraum – absolutes Neuland. Dabei scheute sie sich auch nicht, altbekannte Titel neu zu formulieren. So fand sie anstelle des gewohnten Titels „Schuld und Sühne“ den neuen „Verbrechen und Strafe“, der diesen Text der Weltliteratur zum ersten Mal im Sinne des russischen Originals übersetzt.
Bemerkenswert ist auch ihre Übersetzung russischer Volksmärchen aus der berühmten Sammlung von Afanas’ev. Auch damit zeigt sich Swetlana Geier unter den zahlreichen Personen, die sich um die Rezeption der russischen Literatur in Deutschland verdient gemacht haben, als eine der rührigsten und sicherlich auch als diejenige mit dem breitesten Interesse und den besten Kenntnissen der russischen Kultur. Davon zeugt etwa die von ihr herausgegebene Anthologie „Rußland lesen“, die anlässlich der Deutsch-Russischen Kulturbegegnungen 2003/2004 in einer sechsbändigen Kassette ediert wurde.