Dazu erklärt die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit, Marion Caspers-Merk: „Patientenrechte, Patientenschutz und Patientenbeteiligung sind zentrale Bestandteile der aktuellen Gesundheitspolitik. Das Bundesministerium für Gesundheit hat dies durch die Gesetzgebung im Rahmen der Gesundheitsreformen vorangebracht, so durch die Beteiligung der Patientinnen und Patienten im Gemeinsamen Bundesausschuss und die Berufung der Patientenbeauftragten Helga Kühn-Mengel. Darüber hinaus unterstützt das Bundesgesundheitsministerium Modellprojekte zur Patientenbeteiligung mit rund 3,6 Mio. Euro.
Nach Abschluss der Modellförderung sind alle Leistungsträger im Gesundheitswesen aufgefordert, die gewonnenen Erfahrungen, Erkenntnisse und Ergebnisse in der Versorgungspraxis zu etablieren. Entscheidend ist am Ende, dass sich Ärzte und Ärztinnen mit diesem Thema auseinandersetzen und ihre Patientinnen und Patienten bei Entscheidungen im Behandlungsprozess wirklich einbeziehen wollen. Ich möchte daher insbesondere auch an die Ärzte und Ärztinnen appellieren, engagiert den Wandel des Arzt-Patienten-Verhältnisses mitzugestalten. Deshalb begrüße ich besonders die Initiative der Bezirksärztekammer Südbaden, die entsprechende Fortbildungen in ihr Programm übernommen hat.“
Patientinnen und Patienten wollen an den medizinischen Entscheidungen beteiligt sein. Im Projekt „Patient als Partner in der Depressionshandlung“ z.B. wollten über zwei Drittel gemeinsam mit dem Arzt entscheiden.
Die vom Gesundheitsministerium geförderten Projekte zeigen, dass die Beteiligung von Patientinnen und Patienten zu höherer Therapietreue, zu verbesserten Behandlungseffekten und zu einer höheren Zufriedenheit von Patientinnen und Patienten aber auch von Ärztinnen und Ärzten führen kann. Ärzte profitieren durch eine verbesserte Arzt-Patient-Beziehung und werden durch die gemeinsame Übernahme der Verantwortung bei medizinischen Entscheidungen entlastet.
Vier vom Bundesministerium für Gesundheit an den Universitäten Freiburg, Heidelberg, Hamburg und Jena geförderte Transferprojekte präsentieren heute Ergebnisse, die Ärzten und Patienten Materialien an die Hand geben, wie Entscheidungen im Behandlungsalltag leichter gemeinsam getroffen werden können. Die Transferprojekte wollen die erfolgreichen Module aus der Modellförderung in die klinische Praxis übernehmen. Zur Realisierung wurden unterschiedliche Strategien wie der Aufbau einer Internetseite, Ärzte-Fortbildungen in Kursen oder im Internet, Train-the-Trainer-Seminare für Hochschullehrer an den Universitäten, Patientenschulungen sowie die Entwicklung von medizinischen Entscheidungshilfen (sog. Decision Aids) umgesetzt.
Die Ergebnisse der Transferprojekte zeigen eine hohe Akzeptanz der Schulungen bei den Ärzten und Hochschullehrern sowie den einbezogenen Patienten. Die koordinierte Sammlung und Pflege von qualitätsgeprüften Patienteninformationen und medizinischen Entscheidungshilfen, die offen, barrierefrei und kostenfrei für Patienten und Professionelle zugänglich ist, stellt einen wichtigen Meilenstein dar, der in der Zukunft nach Ende der Modellförderung große Bedeutung gewinnen wird. Diese Entwicklung spiegelt auch den internationalen Trend wider: Viele internationale Arbeitsgruppen haben in Kanada, den USA, Australien, aber auch in Europa inzwischen ausgereifte Patienteninformationssysteme entwickelt. Insbesondere bei chronischen Erkrankungen, wie Krebs, Multiple Sklerose, Rückenschmerzen haben sie große Bedeutung gewonnen. Ihre Wirksamkeit ist durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen und systematische Übersichtsarbeiten sehr gut überprüft.
Die viertägige Veranstaltung gliedert sich in einen deutschen und internationalen Teil. Zur deutschen Tagung werden am 29.05.2007 mehr als 100 und zur internationalen Tagung vom 30.05.-01.06.2007 rund 200 Wissenschaftler, Vertreter aus der klinischen Praxis, Patientenvertreter und Leistungsträger im Gesundheitswesen aus 17 Ländern erwartet.
Die Tagungen finden im Rahmen des Jubiläumsprogramms der 550-Jahr-Feier der Universität Freiburg statt.
Weitere Informationen im Internet unter: www.patient-als-partner.de