Kritik äußerte die Allianz pro Schiene auch am verkehrspolitischen Geist, den das neue Gesetz atme. "Über die Fernbus-Liberalisierung versucht die Politik, sich aus ihrer Pflicht zum Ausbau der Schieneninfrastruktur zu stehlen", sagte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer. "Wenn auf Relationen mit vernachlässigter Schieneninfrastruktur wie Berlin - Dresden künftig massenhaft Fernbusse fahren, wird die Politik den Ausbau auf dieser Relation weiter verschleppen und auf die billige Alternative verweisen." So schwäche das neue Gesetz den Schienenverkehr, indem es den Verbrauchern mehr Wahlmöglichkeiten vorgaukele.
Auch den Hinweis im Entwurfstext, die Liberalisierung sei kostenneutral, ließ Flege nicht gelten. Jeder Bahnkunde zahle über sein Ticket eine Schienenmaut für die Trassennutzung. "Beim Bus ist keine Maut vorgesehen. Daher werden Billigangebote im Fernbusmarkt durch die Allgemeinheit subventioniert." Die Allianz pro Schiene verwies auch auf neueste Zahlen des Statistischen Bundesamtes, wonach das Unfallrisiko im Bus 27 mal höher ist als bei Reisen mit der Bahn.
Der Bundesvorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn und Allianz pro Schiene-Vorstand Karl-Peter Naumann formulierte Mindest-Anforderungen an einen bundesweiten Linien-Verkehr mit Fernbussen. "Wenn es einen liberalisierten Fernbusverkehr geben soll, dann müssen dort dieselben Fahrgastrechte gelten wie in der Bahn", sagte Naumann. Auch müsse es selbstverständlich sein, dass der Fernbus Maut bezahle. "Das Gesetz verspricht mehr Wettbewerb. Der sollte dann aber auch fair sein."