Ausnahmegenehmigungen, die einzelne Bundesländer für Testfahrten mit Mega Trucks erlassen haben, sind durch die Rechtslage ebenfalls nicht gedeckt. Nach Difu-Einschätzung dürfen solche Ausnahmegenehmigungen nur für Sondertransporte mit überlangen Gütern erteilt werden, etwa Windkrafträder oder Siloteile, die sich aus technischen Gründen nicht in kleinere Teile zerlegen lassen, und für die keine andere Transportmöglichkeit besteht. "Transporte von Zwieback, Blumen, Kleidern oder Matratzen sind dagegen nicht geeignet, das gesetzliche Schutzziel außer Kraft zu setzen", sagte Difu-Leiter Beckmann.
Der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, forderte das Verkehrsministerium auf, die laufenden Testvorbereitungen sofort zu stoppen. Nach offiziellen Ankündigungen des zuständigen Staatssekretärs Andreas Scheuer (CSU) hätten bereits bis zu 400 Speditionen deutschlandweit Interesse an einer Teilnahme angemeldet. "Für Zusagen an Speditionen gibt es, wie wir jetzt wissen, keine rechtliche Grundlage", sagte Flege. "Sollte das Verkehrsministerium an seinen Plänen festhalten und sich über die rechtlichen Schranken einfach hinwegsetzen, dann wird es massive Proteste und auch Klagen geben." Klageberechtigt sind jedes einzelne Bundesland und ein Drittel der Abgeordneten des Bundestags.
"Erhebliche Sicherheitsbedenken" gegen die bundesweiten Tests äußerte der für Städtebau und Verkehr zuständige Beigeordnete des Deutschen Städtetages, Folkert Kiepe. "Heute heißt es nur "Tests auf Autobahnen", aber es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis diese Ungetüme auch durch Deutschlands Städte fahren." Das Beispiel Schweden, wo Riesen-Lkw inzwischen überall durchs Land fahren dürfen, könne auf Deutschland mit seiner dichten Städtelandschaft nicht übertragen werden. Die überlangen Fahrzeuge seien für die engen Stadtgrundrisse völlig ungeeignet und könnten deshalb in Deutschlands Städten überhaupt nicht zugelassen werden. Kiepe warnte die Regierung davor, die Sicherheit im Straßenverkehr für die Interessen von einigen wenigen Großspeditionen zu opfern.
Hans-Steffen Kerth vom VDV wies darauf hin, dass jenseits aller Sicherheitsprobleme Mega Trucks ohne Griff in die Tasche des Steuerzahlers gar nicht fahren könnten. "Die Allgemeinheit muss die Infrastruktur für die Riesenlaster bezahlen, nur damit der umweltfreundliche Schienengüterverkehr danach mit Dumping-Preisen angegriffen werden kann."
Dass das Bundesverkehrsministerium für sein Projekt "Lang-Lkw" zu einer fragwürdigen Ausnahmeverordnung greift, ist möglicherweise der Not geschuldet: Nach Informationen der Allianz pro Schiene hätten bundesweite Testfahrten mit Riesen-Lkw zur Zeit keine Mehrheit im Bundesrat. Acht Länder haben sich explizit gegen eine Teilnahme am bundesweiten Test ausgesprochen: Berlin, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Lediglich fünf Länder erklärten sich einverstanden mit den Tests: Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Sachsen. Drei Länder sind noch unentschieden: Brandenburg, Hamburg und Hessen.