Sind Schulen der Politik voraus?
Ende dieses Jahres findet in Paris die Weltklimakonferenz statt, bei der sich die Staaten der Welt auf wirksame Maßnahmen zum Schutz des Klimas einigen wollen. Obwohl die Zeit drängt, erwarten Experten zähe Verhandlungen und sind skeptisch, ob die Konferenz erfolgreich abgeschlossen werden kann. Zudem scheint der Klimawandel in der Öffentlichkeit mehr und mehr zum Randthema zu werden und aus den Schlagzeilen zu verschwinden.
An deutschen Schulen steht der Klimaschutz dagegen immer noch ganz oben auf der Agenda. Dies belegt der Deutsche Klimapreis der Allianz Umweltstiftung, der am 18. Mai in Berlin bereits zum siebten Mal verliehen wurde. 106 Schülerteams aus ganz Deutschland hatten sich mit unterschiedlichsten Projekten und Aktivitäten um die fünf mit jeweils 10.000 Euro dotierten Haupt- und 15 Anerkennungspreise zu je 1.000 Euro beworben.
"Unsere Schülerinnen und Schüler haben wieder äußerst kreative Ideen zum Schutz des Klimas entwickelt", stellt Dr. Lutz Spandau, Vorstand der Allianz Umweltstiftung, dazu begeistert fest.
Preisverleihung im Allianz Forum
Im mit fast 400 Gästen gefüllten Allianz Forum am Pariser Platz, direkt neben dem Brandenburger Tor, überreichten die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, Prof. Dieter Stolte, Kuratoriumsvorsitzender der Allianz Umweltstiftung, und Stiftungsvorstand Dr. Lutz Spandau den fünf Hauptpreisträgern ihre Auszeichnungen.
Eine hochwertigen Trophäe, eine Urkunde und ein Scheck über jeweils 10.000 Euro gingen an die Integrierte Gesamtschule Nordend in Frankfurt am Main, die Mittelschule Aitrachtal in Mengkofen (Bayern) sowie das Mädchengymnasium Dominikus in Karlsruhe, das Gymnasium Kenzingen und das LBZ St. Anton in Riegel am Kaiserstuhl (alle Baden-Württemberg).
Lob von der Staatssekretärin
"Der Klimapreis der Allianz Umweltstiftung sensibilisiert Kinder und Jugendliche für den Klimaschutz. Ihre Zukunft hängt davon ab, ob wir alle diese Herausforderung entschlossen annehmen und wirkungsvoll den Klimawandel bekämpfen. Sie entwickeln eigene Ideen und tragen mit ihrer Teilnahme ganz aktiv dazu bei, Klima schützende Verhaltensweisen selber zu erproben und in die Gesellschaft hinein zu tragen", sagte die Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter im Rahmen der Preisverleihung. "Ich gratuliere nicht nur den Schülerinnen und Schülern der ausgezeichneten Schulen, sondern danke auch der Allianz Umweltstiftung, dass sie den Deutschen Klimapreis ins Leben gerufen hat."
Fototermin und Diskussion mit dem Kanzleramtsminister
Am Vormittag waren die Siegerteams bereits zu Gast im Bundeskanzleramt, wo ihnen Kanzleramtsminister Peter Altmaier bei einem Fototermin zunächst zu ihren Auszeichnungen gratulierte. Danach diskutierte Altmaier im Presse- und Informationssaal des Bundeskanzleramtes mit den Schülerinnen und Schülern über Klimaschutz und erneuerbare Energien. Die Einführung eines Schulfachs Klimaschutz und die Problematik der Stromtrassen kam dabei genauso zur Sprache, wie die Ziele der Bundesregierung zu den erneuerbaren Energien und zur Einführung von Elektroautos. Abschließend erhielten die jungen Klimaschützer noch eine Führung durch das Gebäude - Besichtigung des Kabinettsaals inklusive.
CO2-neutrale Schule als Ziel
Das Schülerprojekt "EnergIGS" der Integrierten Gesamtschule Nordend in Frankfurt erhält die Auszeichnung für sein Projekt "IGS-Nordend - Eine Schule wird CO2-neutral!" Die EnergIGS stifteten ihre Mitschüler mit zahlreichen pfiffigen Aktionen zum Energiesparen an und gestalteten Klimaschutz-Plakate, die als Ausstellung in der Schulmensa zu sehen sind. Zusätzlich ermittelten die Schülerinnen und Schüler den CO2-Ausstoß der Schule und kompensierten diesen durch die Wiederaufforstung von Regenwald in Costa Rica. Das dazu nötige Geld hatten sie zuvor mit einem Sponsorenlauf gesammelt. Aktuell bereiten die EnergIGS den Umbau eines Klassenzimmers zu einem Energieshowroom vor. In diesem sollen unterschiedliche Möglichkeiten des Energiesparens an und in Gebäuden gezeigt werden.
15 Jahre vorbildliches Klimaschutz-Engagement
Das Mädchengymnasium St. Dominikus in Karlsruhe wird für seine seit 15 Jahren bestehenden Klimaschutz-Aktivitäten ausgezeichnet. Dazu zählen unter anderem Energiemanagerinnen, die sich in jeder Klasse um das Energiesparen im Schulalltag kümmern. Eine Energie-AG führt in jedem Schuljahr eine Energierallye für die 6. Klassen durch und für die 9. Klassen findet regelmäßig ein Umwelttag statt. Auch im regulären Unterricht sind erneuerbare Energien und Klimaschutz fester Bestandteil. Darüber hinaus setzte die Schule zahlreiche bauliche Maßnahmen um, wie zum Beispiel den Bau von Windfängen oder den
Perpetuum mobile - dauerhafter Klimaschutz finanziert Entwicklungshilfe
Die Solar-AG des Gymnasiums Kenzingen überzeugte die Jury mit ihrem Projekt "Perpetuum Mobile". Mit Geldern aus einer Straßensammlung und der Hilfe von Sponsoren errichtete die Solar-AG 2002 eine erste kleine Fotovoltaik-Anlage und nutze die Einnahmen aus der Einspeisevergütung in den folgenden Jahren zu einer stetigen Vergrößerung der Anlage - bis schließlich das gesamte Schuldach belegt war. Mit den Erträgen der Solaranlage unterstützte die Solar-AG Entwicklungshilfeprojekte in Burundi, wie die Anschaffung von Solarlampen, die Pflanzung von über 2000 Bäumen oder die Erweiterung einer bestehenden Fotovoltaik-Anlage und den Umbau des dazugehörigen Stromspeichers. In der Schule kümmern sich von der AG ausgebildete CIA's (Climate Indoor Agents) um das Energiesparen.
Klimaschutz generationenübergreifend
Die Mittelschule Aitrachtal in Mengkofen wird für ihr Generationenprojekt "Energie sparen" ausgezeichnet. Nicht die Lehrer der Schule, sondern ehrenamtlich tätige Senioren bilden Schüler zu Energieexperten aus. Diese achten in ihren Klassen darauf, dass im Schulalltag nicht unnötig Energie verschwendet wird und um auch ihre Mitschüler zu informieren, haben die sie an einer zentralen Stelle im Schulgebäude eine Energie-Ecke eingerichtet. Die Jury beeindruckte insbesondere, dass die Schülerinnen und Schüler auch außerhalb der Schule für den Klimaschutz aktiv sind. Zum einen versuchen sie, ihre Eltern zum Energiesparen zu bewegen, zum anderen bieten sie Privathaushalten als Jungenergieberater ihre Dienste an.
Energiewende kann jeder!
Das ausgezeichnete Projekt "Energiewende kann jeder!" des LBZ St. Anton in Riegel am Kaiserstuhl startete mit der Ausbildung von Schülern zu Energieexperten. "Aushängeschild" des Projektes ist der so genannte Energiespar-Parcours, eine Erneuerbare-Energien-Erlebnislandschaft in der Schüler des LBZ, aber auch Personen und Gruppen von außerhalb an insgesamt zehn Stationen viel Interessantes und Wissenswertes zu den erneuerbaren Energien erfahren. Um wetterunabhängig zu sein, ist der Energiespar-Parcours inzwischen um mehrere Stationen in einem Werkraum erweitert worden. Die Energiedetektive des LBZ stehen den Besuchern des Energiespar-Parcours zur Unterstützung bereit und bieten Führungen durch das Gelände an. Das LBZ St. Anton ist eine Förderschule für Schüler mit sozial-emotionalem Förderbedarf in privater Trägerschaft.
Keine leichte Aufgabe für die Jury bei über 100 Bewerbungen
"Für die Jury war es keine leichte Aufgabe, unter so vielen qualifizierten Einsendungen die fünf Siegerschulen zu ermitteln", verriet Projektmanager Peter Wilde von der Allianz Umweltstiftung. Und damit es unter den 107 Bewerbern aus dem ganzen Bundesgebiet möglichst viele Gewinner gibt, wurden neben den fünf Hauptpreisen zu jeweils 10.000 Euro zusätzlich 15 Anerkennungspreise von jeweils 1000 Euro vergeben.