Erst am Anfang
Nachhaltigkeit wird in Neumarkt (Oberpfalz) groß geschrieben. Bereits zum vierten Mal in Folge hat die Kommune die Auszeichnung als Stadt der Weltdekade "Bildung für Nachhaltige Entwicklung" erhalten und im letzten Jahr gewann sie den Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden (Kategorie Mittelstadt). "Trotzdem ist Neumarkt erst am Beginn seines Weges in die Nachhaltigkeit", sagte Oberbürgermeister Thomas Thumann am letzten Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz, bei der neue Nachhaltigkeitsprojekte vorgestellt wurden. Unterstützung auf diesem Weg in die Nachhaltigkeit erhält Neumarkt jetzt von der Allianz Umweltstiftung aus Berlin. Denn mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden hat die bayerische Mittelstadt ein von der Stiftung bereit gestelltes Preisgeld in Höhe von 35.000 Euro gewonnen. Auch das war ein Thema der Pressekonferenz.
Beispielhafte Mikroprojekte
Dass dieser Betrag nicht in den allgemeinen "Stadtsäckel" fließen dürfe, erläuterte Dr. Lutz Spandau, Vorstand der Allianz Umweltstiftung. Vielmehr könne das Preisgeld nur für Nachhaltigkeitsprojekte verwendet werden. Nach ersten Gesprächen habe man sich entschlossen, das Programm "Nachhaltigkeit neu lernen" zu unterstützen, mit dem die Stadt seit 2011 so genannte Mikro-Projekte zur Nachhaltigkeit umsetzt. Vereine, Verbände, Schulen oder Kindergärten erhalten dabei von der Stadt eine Unterstützung bis zu 5000 Euro. Die Projekte reichen von Schulprojekten zum Klimawandel über Kindergarten-Aktionen zur gesunden Ernährung bis zu Abendkursen über längst vergessene Methoden zur Haltbarmachung von Lebensmitteln. Ein erster Teil des Preisgeldes der Allianz Umweltstiftung wird nun zur Förderung der Mikro-Projekte "Stromsparcheck Plus mit Sparberatung" und "Offene Werkstatt für Nachhaltigkeit" verwendet.
Erfahrungsschätze und neue Technologien
Mit der Offenen Werkstatt für Nachhaltigkeit wird das Jugendbüro der Stadt regelmäßig Menschen, die etwas reparieren wollen, mit Menschen zusammen bringen, die etwas reparieren können. Denn oft lassen sich defekte Produkte mit wenig Aufwand reparieren und teuere Neuanschaffungen vermeiden - und nebenbei können jede Menge Energie und Rohstoffe gespart werden. Neue Technologien werden bei der Nachhaltigkeits-Werkstatt ebenso zum Einsatz kommen, wie der Erfahrungsschatz älterer Neumarkter Bürger - über den Kontakt zu Senioren soll die ältere Generation, für die das Reparieren ein normaler Vorgang ist, gezielt in das Projekt einbezogen werden.
Bilderbuch-Projekt
Beim Stromsparcheck Plus mit Sparberatung erhalten Haushalte von Transferleistungsempfängern eine kostenlose Beratung zur Reduzierung des Strom- und Wasserverbrauchs. Zusätzlich werden Sparhilfen wie zum Beispiel abschaltbare Steckerleisten oder Durchflussbegrenzer zur Verfügung gestellt. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, wird das individuelle Beratungsangebot durch Vorträge ergänzt. Durchgeführt wird das Projekt von den CAH-Werkstätten Neumarkt, einer Einrichtung der Christlichen Arbeiterhilfe e. V. Das Besondere: Die Beratung übernehmen nicht Profis aus Fachbetrieben oder Behörden, sondern eigens für dieses Projekt geschulte ehemalige Langzeitarbeitslose. "Ein Bilderbuch-Projekt für die Nachhaltigkeit", freute sich Stiftungsvorstand Spandau, "denn hier gehen Ökologie, Ökonomie und Soziales Hand in Hand."
Über den Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden
Seit 2012 vergibt die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e. V. den Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden. Gewürdigt werden Kommunen, die eine umfassende nachhaltige Stadtentwicklung betreiben, oder in einzelnen Themenfeldern erfolgreiche Nachhaltigkeitsprojekte realisiert haben.
Die Sieger in der Kategorie "Deutschlands nachhaltigste Städte und Gemeinden" (eine Groß-, Mittel- und Kleinstadt bzw. Gemeinde) erhalten von der Allianz Umweltstiftung zur Umsetzung von beispielgebenden Nachhaltigkeitsprojekten eine Fördersumme von jeweils 35.000,- Euro. Mit dem Preis sollen die Verantwortlichen in den Städten und Gemeinden in nachhaltigem Handeln bestärkt werden, die Grundsätze nachhaltiger Entwicklung in der öffentlichen Wahrnehmung besser zu verankern.