Wanderratten" helfen Wildkatzen
Es ist noch nicht lange her: Mitte November letzten Jahres war die Jugendgruppe "Wanderratten" des Vereins Naturpark & Biosphärenreservat bayerische Rhön e. V. im Einsatz und baute am Gangolfsberg bei Oberelsbach in der bayerischen Rhön so genannte Geheckplätze für die Wildkatze. Fünfzehn dieser großen Haufen aus Reisig und Ästen entstanden an einem Wochenende, jeweils gut mit Herbstlaub getarnt.
Foto- und DNA-Beweis
Jetzt - drei Monate später - konnte die Wildkatze dort eindeutig nachgewiesen werden. Bereits an Silvester hatte eine Kamera mit Bewegungsauslöser eine Wildkatze vor einem der Geheckplätze abgelichtet. Letzte Sicherheit, dass es sich dabei tatsächlich um eine Wild- und keine Hauskatze handelte, brachten nun Katzenhaare, die an mehreren "Lockstöcken" gefunden wurden. Diese aufgerauhten Holzstöcke sind mit getrocknetem Baldrian gefüllt, einem Duft, dem Wildkatzen nicht widerstehen können. Sie reiben sich an den Lockstöcken und hinterlassen dort manchmal Haare.
Einige der an den Lockstöcken gefundenen Haare wurden in den letzten Wochen von der Abteilung Wildtiergenetik des Forschungsinstituts Senckenberg Gelnhausen untersucht. Die Wissenschaftler bestätigen: Am Gangolfsberg sind tatsächlich mehrere Wildkatzen zuhause!
Gemeinschafts-Projekt
Die Wildkatzen-Aktion der "Wanderratten" und die genetischen Untersuchungen sind Teil des Projektes "Die Wildkatze in der Rhön - auf leisen Sohlen in eine sicher Zukunft". Dabei versucht der Verein RhönNatur e. V. durch unterschiedlichste Maßnahmen, die Lebensbedingungen für die Wildkatze im Biosphärenreservat Rhön zu verbessern. Das Vorhaben wird fachlich und finanziell von der Allianz Umweltstiftung sowie der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt unterstützt.
Ulrike Schade, Geschäftsführerin von RhönNatur e. V., freut sich über den nun gelungenen Wildkatzen-Nachweis: "Wir waren ziemlich sicher, dass am Gangolfsberg Wildkatzen leben, da wir neben dem Fotobeweis auch zahlreiche Wildkatzenspuren im Schnee gefunden hatten." Denn Wildkatzen halten keinen Winterschlaf und sind auch bei Schnee auf der Suche nach ihrer Lieblingsspeise Mäusen. Da die großen Schneemassen diesen Winter in der Rhön ausgeblieben sind, dürfte die Nahrungsbeschaffung für die meisten Wildkatzen kein Problem gewesen sein, so Schade.
Wildkatzen-Verwandtschaften
Dass der jetzt erbrachte Nachweis Teil einer umfangreicheren Untersuchung ist, erklärt Peter Wilde, Projektmanager der Allianz Umweltstiftung: "Derzeit werden alle DNA-Nachweise von Wildkatzen, die in den letzten Jahren in der Rhön gefunden wurden, am Forschungsinstitut Senckenberg miteinander verglichen, um daraus Rückschlüsse auf die Verwandtschaftsbeziehungen der Wildkatzen in der Rhön zu ziehen."
Diese Verwandtschaften sind für die weitere Entwicklung des Projektes "Die Wildkatze in der Rhön - auf leisen Sohlen in eine sicher Zukunft" von großer Bedeutung: Sie zeigen, auf welchen Wegen sich die Wildkatze in der Rhön ausbreitet und wo möglicherweise Barrieren bestehen. Hindernisse können dabei sowohl viel befahrene Straßen sein - oder auch größere landwirtschaftliche Flächen ohne Bäume und Sträucher. Denn auf ihren Wanderungen benötigen Wildkatzen Deckung und Plätze zum Verstecken.
Wanderratten wollen weiter helfen
Ein Ziel des gemeinsamen Projektes von RhönNatur e.V., Allianz Umweltstiftung und Zoologischer Gesellschaft Frankfurt ist unter anderem, derartige Hindernisse zu erkennen und - wenn möglich - zu beseitigen oder zu umgehen. Und hier kommen wieder die "Wanderratten" ins Spiel: Sollte dabei die Pflanzung von Baumreihen oder Gehölzstreifen nötig werden, darf wieder auf die tatkräftige Hilfe der Jugendlichen gezählt werden.