Mutter „Gana“ zeigte sich anfangs recht fürsorglich. Doch bald nach der Geburt beobachteten die Pfleger, dass Vater „N’Kwango“ Mutter und Kind bedrängte. Um eine Verletzung des Kindes durch den Vater zu verhindern, trennte man die Gorillas: „Gana“ und ihr Baby lebten vorerst mit dem älteren, ruhigeren Weibchen „Fatima“ zusammen; „N’Kwango“ und das jüngere Weibchen „Changa-Maidi“ bildeten die zweite Gruppe. Nach dieser Trennung war allerdings zu beobachten, dass „Gana“ ihr Kind zeitweise etwas vernachlässigte. Vermutlich fehlte ihr die Anwesenheit der beiden anderen Gorillas. Als deshalb Ende Juni die Gruppe wieder zusammen geführt wurde, kam es leider zu Attacken durch den Vater. Die Gorillas wurden daraufhin wieder getrennt und Mutter und Kind weiterhin beobachtet.
Am 30. Juni stellten die Pfleger morgens fest, dass das Gorillababy nahezu leblos im Arm seiner Mutter lag. Glücklicherweise konnten Mutter und Kind schnell voneinander getrennt werden. Zoo-Tierärztin Dr. Sandra Silinski kümmerte sich sofort um das unterkühlte Baby, Zoodirektor Jörg Adler nahm Kontakt zur Kinderklinik des Universitätsklinikums Münster auf und bat um Hilfe. Die wurde prompt zugesagt und das Baby unverzüglich zur Klinik gebracht. In der Notaufnahme konnten die Ärzte in relativ kurzer Zeit den lebensbedrohlichen Zustand des ungewöhnlichen Patienten stabilisieren: Das Gorillababy war unterkühlt, unterzuckert und ausgetrocknet. „Gana“ hatte sich leider nicht angemessen um ihr Erstgeborenes gekümmert.
Bis zum Nachmittag des 1. Juli lag das Gorillababy in einem Inkubator in einem separaten Raum der Kinder-Intensiv-Station und wurde dort von Ärzten und Kinderkrankenschwestern betreut. Der Zustand von „Mary Zwo“ stabilisierte sich glücklicherweise schnell. Schon am Tag drauf war eine intensivmedizinische Versorgung nicht mehr nötig. Das Gorillababy wurde mitsamt Inkubator von der Berufsfeuerwehr Münster in den Zoo gebracht. Hier übernahm Zoodirektor Jörg Adler die Betreuung und „Mary Zwo“ verbrachte die erste Nacht nach dem kurzen Klinikaufenthalt in dessen Haus. Jörg Adler fütterte den Säugling mehrfach und gewöhnte das Gorillababy dabei an die bisher ungewohnte Milchflasche mit Gummisauger. Am nächsten Tag wurde „Mary Zwo“ in den Zoologisch-Botanischen Garten Stuttgart gebracht. Dort befindet sich seit Jahrzehnten eine Aufzuchtstation für Gorillas, in der „Mary Zwo“ gemeinsam mit kleinen Artgenossen aufwachsen kann.
Nach Stuttgart wurde „Mary Zwo“ von Menschenaffenpfleger Peter Bein begleitet. Er hatte die letzten Stunden vor der Abfahrt mit dem Gorillababy verbracht und die „Vaterpflichten“ von Jörg Adler übernommen. In einem Fahrzeug des Sicherheitsunternehmens Securitas, das den Transport sponserte, verließen Peter Bein und „Mary Zwo“ gegen 13 Uhr das Zoogelände. Sie trafen am frühen Abend zwar erschöpft, doch wohlbehalten in Stuttgart ein. Die erste Nacht hat „Mary Zwo“ den Umständen entsprechend überstanden und mehrfach ausreichend getrunken. Deshalb ist man in Münster zuversichtlich, dass das kleine Gorillamädchen sich weiter erholen und in Stuttgart eine unbeschwerte Kindheit verbringen wird. Wenn „Mary Zwo“ das entsprechende Alter hat, wird sie im Rahmen des Europäischen Erhaltungszucht-Programms in einen anderen Zoo umziehen.