Sobek-Forschungspreisträger 2015 ist Prof. Dr. Heinz Wiendl aus Münster
Entzündliche Erkrankungen des Nervensystems sind ein Schwerpunkt der forschenden und klinischen Tätigkeit von Prof. Dr. Heinz Wiendl. Der 47-jährige gebürtige Oberpfälzer ist seit 2013 Direktor der Klinik für Allgemeine Neurologie an der Universitätsklinik Münster, wo er bereits seit 2010 leitend tätig war. Gleichzeitig ist er dort Prodekan für Forschung und Leiter diverser Forschungsschwerpunkte. Zuvor war er nach verschiedenen Forschungstätigkeiten seit 2004 Professor für Neurologie an der Universität Würzburg und Leiter der dortigen Klinischen Forschungsgruppe für MS und Neuroimmunologie.
Jürgen Walter, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, dankte in seiner Laudatio der Sobek-Stiftung und jenen, die für sie tätig sind. Der Multiple-Sklerose-Preis trage mit dazu bei, die Forschung über MS voranzutreiben, aber eben auch, die Öffentlichkeit an dieser Entwicklung teilhaben zu lassen. Prof. Wiendl gehöre zu den „führenden Vertretern der Neuroimmunologie, insbesondere der MS-Forschung“, so Walter und habe „schon in jungen Jahren beachtliche wissenschaftliche Leistungen auch auf dem Gebiet der immunologisch bedingten Muskelentzündung erbracht.“ Staatssekretär Walter erinnerte daran, dass Wiendl bereits im Jahr 2004 mit dem Sobek-Nachwuchspreis für seine Leistungen in der MS-Grundlagenforschung ausgezeichnet worden war.
Prof. Wiendl veröffentlichte seit 1998 über 170 wissenschaftliche Originalarbeiten in internationalen Publikationen, die sich mit neuroimmunologischen und neuroonkologischen Fragen beschäftigen – von der Grundlagenforschung bis hin zur Therapieentwicklung. Inhaltliche Schwerpunkte sind das Verständnis der Immunregulation sowie Biomarkerforschung für Prognose und Therapie. Der Neurologe und Neuroimmunologe hat entscheidenden Anteil an der Schaffung neuer Wissenschaftsstrukturen: Er baute interdisziplinäre Netzwerke mit international tätigen Wissenschaftlern auf, wie das Klinische Kompetenznetzwerk Multiple Sklerose, das sich sowohl theoretischen Fragestellungen wie klinischen Therapiestrategien widmet. So ist er auch Ko-Sprecher des Sonderforschungsbereichs/Transregio der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zur MS und ist im Steuerungsgremium eines Exzellenz-Clusters der Bundesregierung.
Sobek-Nachwuchspreis 2015 für Prof. Dr. Christian Geis aus Jena und Dr. Clemens Warnke aus Düsseldorf
Vor drei Jahren wurde der Würzburger Prof. Dr. Christian Geis als Neurologie-Professor an die Universitätsklinik Jena berufen, wo der 39-Jährige gleichzeitig als Oberarzt klinisch tätig ist. Sein Forschungsschwerpunkt richtet sich auf neuroimmunologische Erkrankungen und die neurologische Akutmedizin. In einem Projekt des Sonderforschungsbereichs der DFG konnte er an der Universität Würzburg die Bedeutung von Autoantikörpern in Rückenmark und Gehirn beim klinisch vielfältigen Stiff-Person-Syndrom beweisen. Mit dem dabei eigens entwickelten Kleinnagermodell konnte er später zweifelsfrei belegen, dass spezifische Autoantikörper schädigende Entzündungsreaktionen bei der Neuromyelitis optica (NMO) hervorrufen. Die NMO galt lange Zeit als Unterform der MS, heute als eigenständige Erkrankung. Aus diesen Erkenntnissen werden sich auch neue Überlegungen zur Entstehung und zu therapeutischen Ansätzen für die MS ergeben.
Prof. Geis veröffentlichte 40 wissenschaftliche Arbeiten und erhielt mehrere Wissenschafts-Förderpreise. Laudator Prof. Dr. med. Klaus V. Toyka, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Sobek-Stiftung, würdigte „die hoch innovativen, experimentellen Arbeiten zur Autoantikörperbedingten Pathogenese von Autoimmunkrankheiten und seine neurowissenschaftlichen Beiträge für das übergeordnete Verständnis autoimmunvermittelter Prozesse im Zentralen Nervensystem.“
Der 36-jährige Neurologe Dr. Clemens Warnke begann seine medizinische Laufbahn an der Universität Würzburg. Seit seinem Wechsel an die Neurologische Klinik der Universität Düsseldorf befasst er sich mit klinisch-immunologischen Fragestellungen bei Multipler Sklerose. Er beschäftigte sich insbesondere mit dem Verlauf einer schweren und schnell die Nervenzellen im Hirn befallenden Erkrankung, der sogenannten Progressiven Multifokalen Leukencephalopathie (PML), die gehäuft unter der Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Natalizumab zur Behandlung der MS auftritt. Dabei konnte der Nachwuchswissenschaftler international weit beachtete Ergebnisse zur Entstehung dieser Krankheit und zur Frühdiagnostik erzielen und publizieren.
Dr. Warnke veröffentlichte 18 wissenschaftliche Arbeiten und wurde mit mehreren Wissenschafts-Förderpreisen ausgezeichnet. Für Prof. Dr. med. Klaus V. Toyka hat Dr. Warnke „hochrelevante Fragen der MS-Therapie erfolgreich bearbeitet und wichtige Beiträge zum Risikomanagement unter Therapie geleistet.“
Bereits zum 16. Mal fand die Preisverleihung der Sobek-Preise in Zusammenarbeit mit der AMSEL, Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg, und dem DMSG-Bundesverband in Stuttgart statt. Seit dem Jahr 2000 hat die Sobek-Stiftung aus Renningen über 1,6 Millionen Euro für herausragende und wegweisende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose an Sobek-Forschungspreisträger und Sobek-Nachwuchspreisträger vergeben.