Wenn sich Angst jedoch verselbstständigt, immer häufiger und stärker auftritt, kann sie zu einer gravierenden Beeinträchtigung bzw. Krankheit werden. „Wer in der U-Bahn oder bei einem öffentlichen Auftritt plötzlich Herzrasen bekommt, kaum noch atmen kann und schweißgebadet ist, hat für die Situation unangemessen intensiv Angst“, erklärt Professor Dr. Michael Kellner, Psychiater und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Angst-Hilfe e.V..
Angststörungen werden laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) in zwei Gruppen unterteilt, die der Definition von Furcht (Phobie) und Angst entsprechen.
Phobische Störungen werden von einem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Situation ausgelöst: Agoraphobie bezeichnet die Angst vor bestimmten Orten wie großen Menschenmengen, Fahrstühlen, der U-Bahn, von denen man nicht entkommen kann oder wo man keine Hilfe (z.B. von einem Arzt) bekommt. Soziale Phobie ist die Furcht im Kontakt mit anderen Menschen, von anderen negativ bewertet zu werden, sich zu blamieren oder aber auch in Prüfungssituationen schlecht abzuschneiden. Spezifische Phobien werden von bestimmten Dingen (z.B. Spritzen), Tieren (z.B. Spinnen) oder ganz konkreten Situationen (z.B. Flugzeug) ausgelöst.
Angststörungen, die ohne konkreten Auslöser auftreten: Panikstörungen sind charakterisiert durch plötzlich auftretende, intensive („panische“) Angst mit starken körperlichen Begleiterscheinungen. Generalisierte Angststörungen kennzeichnen ausdauerndes und übermäßiges Sorgen vor negativen Ereignissen in fast allen Lebensbereichen.
Beide Gruppen werden auch als primäre Ängste bezeichnet, weil sie sich nicht auf andere Krankheiten zurückführen lassen. Entwickelt sich Angst als Folge einer anderen Erkrankung – wie etwa Krebs – spricht man von komorbiden Ängsten.
„Gerade Ängste und insbesondere Angststörungen sind noch sehr schambesetzt. Nicht offen darüber sprechen zu können, verstärkt den Teufelskreislauf der «Angst vor der Angst» und drängt diese Menschen an den Rand der Gesellschaft“, weiß Christian Zottl, Geschäftsführer von DASH.
In Deutschland gibt es 10 bis 12 Millionen Betroffene. Trotz der weiten Verbreitung scheint in der Allgemeinbevölkerung wenig über diese Volkskrankheit bekannt zu sein. Insbesondere wenn es um Ängste geht, erleben Betroffene häufig noch immer Stigmatisierung und Diskriminierung im Alltag und am Arbeitsplatz. Der Volkswirtschaft entstehen durch krankheitsbedingte Ausfälle hohe Kosten. Neben der ambulanten wie stationären medizinischen und psychotherapeutischen Behandlung, wo lange Wartezeiten auf Therapieplätze leider noch immer eher die Regel als die Ausnahme sind, haben sich Selbsthilfegruppen in den vergangenen 30 Jahren als „Vierte Säule des Gesundheitswesens“ etabliert und können Betroffenen ebenfalls eine wichtige Hilfe sein.
Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland mehr als 1000 Angstselbsthilfegruppen.
Eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung der Münchner Angstselbsthilfe (MASH), durchgeführt mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (dgvt), spricht deutlich für die Wirksamkeit dieser 17 Selbsthilfegruppen.
Wie eine weitere aktuelle Bedarfsanalyse der Deutschen Angstselbsthilfe (DASH) zeigt, fehlen jedoch bundesweit Vernetzung, Information/Aufklärung, Schulungen/Fortbildungen, Qualitätsentwicklung und politische Interessenvertretung.
Ziel des bundesweit aktiven Verbandes ist, Angstselbsthilfegruppen, Betroffene und Angehörige zu unterstützen, besser zu vernetzen und damit eine wirkungsvolle Lobby – ein starkes Netzwerk für Menschen mit Angststörungen – zu schaffen.
Weitere Informationen zum Themen Angst, Therapien und Selbsthilfegruppen hält die Angst-Hilfe e.V. bereit oder unter www.angstselbsthilfe.de.
Pressekontakt:
Angst-Hilfe e.V.
Deutsche Angstselbsthilfe (DASH)
Bayerstraße 77a
80335 München
+49 89 51 55 53 14
dash@angstselbsthilfe.de