Pius XII., so Hochhuth im Video-Interview mit dem "Thüringer Augenzeuge" (http://www.ta-vlog.de/...), "hat auf dem Höhepunkt der Judenverfolgung in Rom, als die italienischen Juden nach Auschwitz gebracht wurden, in einer geheimen Rede vor dem Kardinalskollegium die Juden genannt, wortwörtlich: das Volk der Gottesmörder, die in ihrer Halsstarrigkeit die Einladung Jesu Christi abgelehnt haben. Pius XII. hat so fürchterlich über die Juden gesprochen, wie ich es Gott sei Dank, als ich das Stück 'Der Stellvertreter' schrieb, überhaupt nicht geahnt habe. Das war aber zweifellos bei seinesgleichen bekannt, denn Hannah Arendt überliefert, dass Papst Johannes XXIII. das Stück noch zu lesen bekam und auf die Frage, was können wir dagegen tun, gesagt habe, nichts, gegen die Wahrheit kann man nichts tun."
Anlässlich des 50. Todestages von Papst Pius XII. am 9. Oktober ist man im Vatikan um eine Rehabilitierung bemüht, "ein Umschwung in der Bewertung seiner umstrittenen Rolle im Zweiten Weltkrieg ist im Gange", wird verlautbart. Wirklich Neues ist bisher jedoch nicht vorgebracht worden. Dass Pius XII. Juden geholfen hat, ist unstrittig, es ging ihm aber zuvorderst darum, zum Katholizismus konvertierte Juden zu retten. Nach wie vor weigert sich der Vatikan, die Archive für den Zeitraum von 1939-1945 zu öffnen. Dessen ungeachtet scheint Papst Benedikt XVI. den Seligsprechungsprozess zügig vorantreiben zu wollen.
Mit Hochhuth diskutieren der Direktor der Kommission für Zeitgeschichte, Bonn, Dr. Karl-Joseph Hummel, der Vorsitzende der Deutsch-Israelische Gesellschaft Erfurt Dr. Martin Borowski und der stellvertretender Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Prof. Dr. Reinhard Schramm. Moderator ist der Chef vom Dienst der Thüringer Allgemeine Mirko Krüger.
Tagungsprogramm mit weiteren Bilder zur freien Verfügung: http://www.annaamalia-goethe.de/...