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Ärzte steigern Zusatzeinnahmen mit IGeL

(lifePR) (Berlin, )
Die niedergelassenen Ärzte erzielen durch den Verkauf von Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) an gesetzlich Versicherte einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro im Jahr zusätzlich zu ihrer Vergütung durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). 2008 betrug das Umsatzvolumen aus solchen Privatleistungen noch eine Milliarde Euro. Das geht aus dem aktuellen WIdO-Monitor hervor, den das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) am Mittwoch (8. Dezember) in Berlin vorgestellt hat.

Der Studie zufolge, die auf einer bundesweiten repräsentativen Befragung von 2.500 gesetzlich Versicherten beruht, ist mehr als jedem vierten Versicherten (28,3 Prozent) binnen Jahresfrist eine medizinische Leistung auf Privatrechnung verkauf worden. Dabei unterblieb in 54,4 Prozent der Fälle die geforderte schriftliche Vereinbarung solcher Privatleistungen an gesetzlich Versicherte. Bei jeder siebten Leistung stellte der Arzt keine Rechnung aus.

Rund drei Viertel der Versicherten haben nicht selbst nach einem IGeL-Angebot nachgefragt. Vielmehr ging die Initiative vom Arzt aus. Lediglich 28.9 Prozent der Befragten haben aktiv nach einer Privatleistung ersucht. "Ärzte werden offenbar auch als Verkäufer immer besser", sagt dazu Jürgen Klauber, Geschäftsführer des WIdO. So erhielten 38,8 Prozent der Versicherten in der Einkommensgruppe von über 4.000 Euro monatlich IGeL-Angebote, in der unteren Einkommensgruppe (unter 1.000 Euro) nur jeder Sechste (16,9 Prozent).

Die Analysen zeigen nach Angaben von Klaus Zok, Studienleiter im WIdO, auch, dass der IGeL-Markt das Arzt-Patienten-Verhältnis belastet. So befürchten 76,9 Prozent der Befragten eine Verschlechterung des Vertrauensverhältnisses zum Arzt, nur 17,9 Prozent erwarten eine Verbesserung der Arzt-Patienten-Beziehung.

Die meisten Igel-Angebote entfallen laut WIdO-Analyse mit 20 Prozent auf Ultraschalluntersuchungen (Sonografien), gefolgt von Glaukom-Vorsorgeuntersuchungen (16,2 Prozent) und Verordnungen von Medikamenten oder Heil- und Hilfsmittel (11,5 Prozent). Auf diese drei Leistungsgruppen entfällt fast die Hälfte aller IGeL-Angebote. Dabei bietet die Ärzteschaft private Zusatzleistungen mit unterschiedlicher Intensität an. An der Spitze liegen Augenärzte und Gynäkologen: Sie machen im Mittel sechs bis sieben Mal so häufig IGeL-Angebote wie Allgemeinmediziner.

Besonders kritisch ist diese Entwicklung nach Ansicht von Dr. Gerhard Schillinger, Leiter des Stabs Medizin im AOK- Bundesverband, auch deshalb zu sehen, weil die Krankenkassen alles bezahlen, was einen nachgewiesenen Nutzen hat und medizinisch notwendig ist. Ärzte rechnen zudem häufig auch Leistungen als IGeL ab, die Standardleistungen der gesetzlichen Krankenkassen sind, für die deshalb niemand zusätzlich bezahlen muss. Das gilt zum Beispiel für medizinisch notwendige Ultraschalluntersuchungen oder das Hautkrebs-Screening.

Außerdem sind viele dieser privat abzurechnenden Leistungen unnötig, manche sogar medizinisch problematisch. Deshalb bietet die AOK im Internet einen IGeL-Ratgeber an sowie Online-Entscheidungshilfen etwa zur Prostatakrebs-Früherkennung.

(Quelle: Pressemitteilung des WIdO vom 08.12.10)
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