Telearbeit, Videokonferenzen, Smartphones - die Arbeitswelt befindet sich im Umbruch. Der technische Fortschritt hat vielfältige gesellschaftliche Veränderungen angestoßen - eine davon ist die Flexibilisierung. "Den richtigen Umgang damit müssen wir noch lernen und dabei neue Maßnahmen zum Gesundheitsschutz vereinbaren. Vereinfacht gesagt, hat der Schutzhelm in einer Dienstleistungsgesellschaft seine Funktion verloren. Beschäftigte müssen sich vielmehr gegen Unsicherheit und sozialen Druck wappnen", sagte Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes. "Die AOK spürt wie ein Seismograf die Erschütterungen dieses gesellschaftlichen Wandels." So nehme vor allem die Anzahl der psychischen Erkrankungen kontinuierlich zu. Seit 1994 hat sich die Anzahl der Tage, in denen Beschäftigte aufgrund psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig waren, nahezu verdoppelt. Allein seit 2004 ist die Anzahl der AOK-Versicherten, die aufgrund einer psychischen Erkrankung in Behandlung sind, um 40 Prozent gestiegen. Das wirke sich auch die Behandlungskosten aus. In den vergangenen acht Jahren sind die Ausgaben der AOK zur Behandlung psychisch Erkrankter um über eine Milliarde Euro gestiegen. Im Jahr 2011 lagen die Kosten bei 9,5 Milliarden Euro.
Chancen und Risiken flexibler Arbeitswelten
Flexibel zu arbeiten, eröffnet für den Einzelnen und für die Unternehmen große Chancen. Wer selbst bestimmt, wo und wann er arbeitet, kann die Anforderungen von Beruf und Privatleben besser aufeinander abstimmen. Auch räumliche Mobilität vergrößert den eigenen Handlungsspielraum, etwa indem sich neue Aufstiegs- oder Entwicklungschancen bieten. Doch zu viel berufliche Flexibilität kann die Psyche belasten. Das bestätigt der vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) veröffentlichte Fehlzeiten-Report 2012 mit eindrucksvollen Zahlen. Danach berichten diejenigen öfter über psychische Beschwerden, die häufig außerhalb der normalen Arbeitszeit arbeiten oder Probleme haben, Beruf und Freizeit zu trennen. "Arbeitnehmer, die ständig erreichbar sind, die immer am oberen Limit arbeiten oder lange Anfahrtswege zur Arbeit in Kauf nehmen, sind großen psychischen Belastungen ausgesetzt", skizzierte Helmut Schröder, Herausgeber des Fehlzeiten-Reports und stellvertretender WIdO-Geschäftsführer die Ergebnisse einer aktuellen Beschäftigtenumfrage wie auch der Krankmeldungen von 10,8 Millionen Beschäftigten des Jahres 2011.
Strategisches Gesundheitsmanagement bei SAP
SAP reagiert auf die Chancen und Belastungen einer flexibilisierten Arbeitswelt mit ihrer Global Health Strategy. Seit 15 Jahren setzt das internationale Unternehmen bereits auf eine nachhaltige Stärkung der mitarbeiterorientierten Unternehmens- und Führungskultur und bietet eine Vielzahl von Angeboten für Mitarbeiter, Führungskräfte und Teams. "Angesichts des weltweit in allen Branchen zunehmenden Wettbewerbs und der damit einhergehenden psychomentalen Belastungen braucht es neue Wege und Maßnahmen, um Menschen zu erreichen und adäquat zu unterstützen", sagte Dr. Natalie Lotzmann, Vice President, HR Global Health Management, SAP. "Für SAP als führendes IT-Unternehmen ist die volle Entfaltung des Kreativitäts- und Innovationspotenzials ihrer Mitarbeiter der entscheidende Wettbewerbsfaktor. Wohlbefinden am Arbeitsplatz ist der Schlüssel zu nachhaltiger Motivation und Leistungsbereitschaft. Deshalb definieren wir Gesundheit ganzheitlich: auf individueller, Team- und organisationaler Ebene." Zum Gesundheitsmanagement der SAP zählen neben Vertrauensarbeitszeit, flexiblen Arbeitszeitmodellen, Sabbaticals und Zeitkonten auch freiwillige Online-Gesundheitschecks, Coaching sowie vielfältige Fitness-, Wellness- und Gesundheitsangebote.
Der Erfolg gibt SAP recht: Mit einer Fehlzeitenquote von 2,4 Prozent im Jahr 2011 liegt SAP in Deutschland deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 4,7 Prozent.
Der Arbeitsmarkt der Zukunft
Alle Arbeitnehmer - Angestellte wie Selbstständige - müssen sich auf die veränderten Qualifikationsanforderungen einstellen, die unter anderem durch die Telekommunikationsmedien entstehen. Projektausschreibungen, Job- und Auftragssuche sowie die Vergabe von Aufträgen werden zunehmend elektronisch abgewickelt. Deshalb werden Informationskompetenz und die Fähigkeit zum Umgang mit Komplexität und Wissen zu den wichtigsten Kompetenzen der Zukunft gehören. "Die Verantwortung des Einzelnen für sich selbst steigt", sagte Prof. Dr. Antje Ducki von der Beuth Hochschule für Technik in Berlin und Herausgeberin des Fehlzeiten-Reports 2012. "Deshalb müssen die Menschen stärker zu einem eigenverantwortlichen Ressourcenmanagement befähigt werden. Jeder Einzelne muss in die Lage versetzt werden, seine eigenen Grenzen zu erkennen und seine Arbeitsweise diesen Anforderungen anzupassen. Die Arbeitgeber müssen ihre Mitarbeiter dabei unterstützen, indem sie Arbeit planbar, vorhersehbar, verlässlich und sinnvoll gestalten."
Die AOK handelt
Die Gesundheitskasse ist in der Prävention schon jetzt besonders aktiv. 106 Millionen Euro hat die AOK 2011 in Prävention investiert - mehr als alle anderen Krankenkassen. Damit liegt sie weit über der Zielvorgabe des Gesetzgebers von 2,86 Euro pro Versicherten. Die Zahl der Unternehmen, die sich mit betrieblicher Gesundheitsförderung von der AOK unterstützen lassen, steigt ebenfalls kontinuierlich. "Allein in Projekte zur betrieblichen Gesundheitsförderung haben wir im vergangenen Jahr 20,5 Millionen Euro investiert. Das sind fast 3,5 Millionen mehr als vor fünf Jahren", sagte AOK-Vorstand Deh. Im Jahr 2011 gab es bundesweit rund 3.200 einzelne Projekte im Rahmen des AOK-Service "Gesunde Unternehmen" - drei Mal so viel wie vor zehn Jahren. Sehr erfolgreich laufen derzeit Programme, mit denen Führungskräfte zur gesundheitsgerechten Mitarbeiterführung geschult werden. 2010 haben bundesweit rund 640 Unternehmen dieses Angebot der AOK genutzt. Zum Vergleich: Bei allen anderen Krankenkassen zusammen waren es 641. Auch bei den Angeboten für Selbstständige fängt die AOK nicht bei Null an. An dem 2011 aufgelegten Online-Programm "Stress im Griff" haben bereits mehr als 7.000 Menschen teilgenommen. "Das zeigt unsere Grundhaltung. Wir wollen Probleme lösen und nicht verwalten. Davon profitieren sowohl die Unternehmen als auch die Beschäftigten", so Deh.