Das geht aus den ersten wissenschaftlichen Ergebnissen der "Initiative Demenzversorgung in der Allgemeinmedizin" (IDA) hervor, die am Donnerstag (21. Juni) auf dem Forum "Versorgungsforschung in der Demenz" während des "Hauptstadtkongresses Medizin und Gesundheit 2007" in Berlin präsentiert wurden. "Damit wird deutlich, wie wichtig es ist, die Angehörigen der Demenzkranken in die Versorgung einzubinden", sehen sich die Initiatoren von IDA - der AOK-Bundesverband, die AOK Bayern sowie die Pharmaunternehmen Eisai und Pfizer - in der Zielrichtung des Projekts bestätigt.
Das Besondere an IDA ist die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten vor Ort. In der Modellregion Mittelfranken nehmen jetzt 129 Hausärzte mit 390 Demenzpatienten teil. IDA ist somit international eine der größten Interventionsstudien zur ambulanten Versorgung von Demenzkranken. Im Kern geht es um die Prüfung der Wirksamkeit hausärztlich vermittelter Beratungs- und Unterstützungsangebote, die in einem Arm der Vergleichsstudie als sogenannte aufsuchende, kontinuierliche Hilfe durch geschulte Demenzberater angelegt ist.
Demenzkranke möglichst lange Zuhause betreuen
In der Forschungsstudie wird geprüft, ob gemeinsam mit den Hausärzten die pflegenden Angehörigen stärker unterstützt werden können, um auf diesem Weg Demenzkranke möglichst lange in ihrer vertrauten Umgebung betreuen zu können. Dass hier Bedarf besteht, zeigt die jetzt vorgelegte Auswertung der Basisdaten: Nur gut ein Fünftel der Angehörigen greift auf professionelle Hilfe durch ambulante Pflegedienste zurück. Knapp acht Prozent nutzen hauswirtschaftliche Hilfe, nicht einmal sieben Prozent nehmen "Essen auf Rädern" in Anspruch. Die im Projekt erhobenen Daten der IDA-Teilnehmer sind vergleichbar mit denen repräsentativer Befragungen bei Angehörigen von zu Hause lebenden Demenzkranken und somit auf die gesamte ambulante Versorgung von Demenzkranken übertragbar.
Zum Studienbeginn von IDA haben gemäß dem Minimal-Mental-Status-Test (MMST) 65 Prozent der Patienten eine leichte, 35 Prozent eine mittelschwere Demenz. Knapp ein Fünftel wurde medikamentös therapiert, und 13 Prozent erhielten mindestens eine nicht-medikamentöse Therapie. Der durchschnittliche Versorgungsbedarf liegt, wie sich aus der Angehörigenbefragung ergeben hat, bei fünfeinhalb Stunden pro Tag. Zwar haben 70 Prozent der Pflegenden angegeben, dass sie gar nicht bis gering belastet sind (bis zu 35 Punkte auf der Häuslichen Pflegeskala, HPS). Allerdings besteht bei 30 Prozent der Pflegenden mit mehr als 35 HPS-Punkten bereits ein erhöhtes Risiko für psychosomatische Störungen.
Der Beobachtungszeit ist bis Ende 2008 angesetzt. Das Projekt IDA wird von der Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen und dem GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in München wissenschaftlich begleitet. Hauptergebnisse der Auswertung werden für Mitte 2009 erwartet.