Viele EU-Staaten haben in den vergangenen Jahren der Vorbeugung von Krankheiten eine hohe Priorität in ihrer Politik eingeräumt. Fast 60 Prozent der Krankheitslast werden in Europa durch eine Gruppe von sieben Risikofaktoren verursacht: zu hoher Blutdruck, Tabak- und Alkoholkonsum, Fehlernährung und Übergewicht, hohes Blutcholesterin sowie Bewegungsmangel und schädliche körperliche Belastungen. Die dadurch verursachten Krankheiten sind mit medizinischen Mitteln allein jedoch kaum wirksam zu bekämpfen.
Prävention im europäischen Ausland schon weiter
Viele Länder konzentrieren sich daher darauf, ihre Entstehung zu verhindern, indem sie ihre Bevölkerung aufklären und Prävention in alle Bereiche des Lebens einbinden - von der Bildung bis zur betrieblichen Gesundheitsförderung – sowie in die Gesetzgebung, zum Beispiel beim Nichtraucherschutz.
In Deutschland wenden die gesetzlichen Krankenkassen jedes Jahr mehr als vier Milliarden Euro auf, um Krankheiten vorzubeugen. Und auch die Berufsgenossenschaften und die Unfallkassen investieren mehr als 800 Millionen Euro, um Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren vorzubeugen. Dennoch: "Tatsächlich sind wir in Deutschland von einer flächendeckenden Gesundheitsförderung und Prävention noch weit entfernt", erklärt Dr. Hans Jürgen Ahrens, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes.
Nicht allein Aufgabe der Sozialversicherung
"Für eine gesamtgesellschaftliche Wirkung reichen die Mittel der Sozialversicherung nicht aus", meint K.-Dieter Voß, Vorstand beim BKK-Bundesverband, mit Blick auf andere EU-Staaten: "Was wir brauchen, ist eine Präventionsarbeit, die den gesamten Lebenszyklus erfasst - also alle Menschen überall und in jedem Alter.“ Das bedeute jedoch, dass Präventionsarbeit nicht wie bisher nur als Aufgabe der Sozialversicherung angesehen werden dürfe. Dem stimmt auch Dr. Walter Eichendorf zu. "Wer in der Prävention nur die Sozialversicherung einspannt, fährt das Rennen um ein besseres Leben mit angezogener Handbremse“, erklärt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.
Die Lösung sehen die Verbandschefs vor allem in einer besseren Koordination und Abstimmung bei Prävention und Gesundheitsförderung, die über den Kreis der Sozialversicherer hinausgeht. "Prävention muss stärker ressortübergreifend gedacht werden und in verschiedene Bereiche einfließen: in die Verbraucher- und Verkehrspolitik sowie insbesondere in der Bildungspolitik." Wer gesundheits- und sicherheitsbewusstes Verhalten schon früh einübe, lege damit das Fundament für ein langes und gesundes Leben.
Die Initiative Gesundheit und Arbeit
In der Initiative Gesundheit und Arbeit (IGA) kooperieren gesetzliche Kranken- und Unfallversicherung. Ziel ist es, arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren durch Arbeitsschutz und betriebliche Gesundheitsförderung vorzubeugen. Vorhandene Methoden und Erkenntnisse werden für die Praxis nutzbar gemacht und Präventionsansätze für die Arbeitswelt weiterentwickelt. Die Kooperation wird getragen vom BKK-Bundesverband, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung und dem AOK-Bundesverband. Neuer Partner ist der Arbeiter-Ersatzkassen-Verband (AEV).