"Die AOKs haben starke und zuverlässige Vertragspartner. Wir gehen deshalb grundsätzlich davon aus, dass die Arzneimittel unserer Vertragspartner ab 1. Juni in den Apotheken zur Verfügung stehen", sagte Dr. Christopher Hermann, Chefverhandler für die bundesweiten Rabattverträge und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Baden- Württemberg, heute in Stuttgart. "Sollte zum Start ein Arzneimittel nicht sofort lieferbar sein, greifen Übergangsregelungen, die wir mit dem Deutschen Apothekerverband vereinbart haben. Jeder Patient bekommt stets das Medikament, das er braucht."
Laut Übergangsregelung, die für zwei Monate bis Ende Juli gilt, geben Apotheker ein gleichwertiges, anderes Arzneimittel ab, wenn das Vertragsprodukt der AOK nicht lieferfähig sein sollte. "Damit sind die Apotheker auf der sicheren Seite", betonte Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes.
"Für die Apotheker ist es wichtig, dass sie Lieferausfälle in der Übergangszeit nicht zu dokumentieren brauchen und dass die AOK auf wirtschaftliche Sanktionen verzichtet, wenn Apotheken in der Startphase andere Arzneimittel abgeben müssen."
Verschiedene Pharmaunternehmen hatten die Zuschläge für die inzwischen sechste bundesweite AOK-Ausschreibung ("AOK VI") angefochten und damit die Vertragsabschlüsse verzögert. Der Vergabesenat des Oberlandesgerichtes Düsseldorf hatte als oberstes zuständiges Zivilgericht am 9. Mai den Weg endgültig frei gemacht. "Wir haben unsere Partnerunternehmen aber vorab informiert, damit sie sich trotz der laufenden Nachprüfungsverfahren logistisch auf den Vertragsstart vorbereiten konnten", erläuterte Hermann. "Für 20 Wirkstoffe haben die bisherigen Vertragspartner erneut den Zuschlag bekommen, sodass sich für die Patienten hier überhaupt nichts ändert und die Unternehmen ohnehin keine Mengenprobleme haben können."
Als "zwar teils eng, aber bei den meisten Wirkstoffen zu schaffen", bezeichnete Michael Ewers, Chef des Augsburger Generika-Herstellers betapharm, den Zeitplan. Das Unternehmen hat für insgesamt zwölf Wirkstoffe den Zuschlag erhalten, darunter Simvastatin. Auch bei den Pharmaunternehmen Stada und Winthrop ist man zuversichtlich, dass ab 1. Juni alles klappt: "Alle bei der Ausschreibung gewonnenen Produkte werden bereits zum 1. Juni 2011 in ausreichender Menge zur Verfügung stehen", haben Stada und Winthrop zugesichert. Stada/Aliud ist mit 16 Wirkstoffen und Winthrop/Sanofi mit 11 Wirkstoffen an der neuen Vertragsrunde beteiligt.