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Jungen im Grundschulalter brauchen mehr Therapien

WIdO präsentiert Heilmittelbericht 2010

(lifePR) (Berlin, )
Im Übergang vom Kindergarten zur Grundschule benötigen Jungen deutlich mehr Unterstützung durch Ergotherapeuten oder Logopäden als Mädchen. Das geht aus dem aktuellen Heilmittelbericht hervor, den das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) am Dienstag (14. Dezember) veröffentlicht hat. Danach erhielt 2009 fast jeder vierte bei einer AOK versicherte sechsjährige Junge logopädische Leistungen. Bei den gleichaltrigen Mädchen waren es dagegen nur 16 Prozent. Ergotherapie erhielten im vergangenen Jahr 13,5 Prozent der sechsjährigen Jungen - bei den Mädchen waren es nur 5,5 Prozent. "Wir beobachten, dass Jahr für Jahr mehr Kinder für eine gesunde, altersgerechte Entwicklung vorübergehend therapeutische Unterstützung brauchen", sagt der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. Der Heilmittelbericht 2010 wertet die Heilmittelverordnungen für die 70 Millionen Versicherten aller gesetzlichen Krankenkassen aus. Das betrifft Rezepte für Physiotherapie, Sprachtherapie und Ergotherapie.

Laut Heilmittelbericht 2010 haben Ärzte im Jahr 2009 rund 36 Millionen mal Leistungen der Physiotherapie, Sprachtherapie und Ergotherapie verordnet. Die Kosten für die insgesamt 244 Millionen einzelnen Behandlungen beliefen sich 2009 auf 4,1 Milliarden Euro. "Rein rechnerisch hat damit jeder gesetzlich Krankenversicherte im vergangenen Jahr 3,5 Behandlungen im Gegenwert von 58,60 Euro erhalten", erläutert Helmut Schröder.

Klar an der Spitze der Heilmittelverordnungen stehen physiotherapeutische Leistungen wie Krankengymnastik und Massage mit rund 31 Millionen Verordnungen. Diese Therapien kommen insbesondere bei Frauen im höheren Alter zum Einsatz: Mindestens jede vierte Frau über 60 Jahre hat 2009 Krankengymnastik oder eine Massage erhalten - im Vergleich zu knapp jedem fünften gleichaltrigen Mann. Anlass der Behandlung war in der Hälfte der Fälle eine Wirbelsäulenerkrankung. Bei etwa jeder vierten Behandlung ging es um eine Erkrankung der Extremitäten oder des Beckens.

Die WIdO-Analysen zeigen deutlich, dass Ergotherapien und Sprachtherapien vor allem Kindern im letzten Kindergartenjahr und in den ersten beiden Grundschuljahren verordnet werden. Schröder: "Von den bei der AOK versicherten vierjährigen Jungen erhalten fast zehn Prozent logopädische Leistungen. Bei den Fünfjährigen sind es schon 20 Prozent und bei den Sechsjährigen 23,4 Prozent." Deutlich weniger Verordnungen verzeichnet der Heilmittelbericht bei den gleichaltrigen Mädchen, wenngleich laut WIdO auch bei ihnen die Zahl der Verordnungen seit Jahren steigt.

Soziale Rahmenbedingungen mitentscheidend

Die Daten des neuen Heilmittelberichts bestätigen einmal mehr den Befund, dass Jungen häufiger Sprach- und Koordinationsprobleme haben als Mädchen. Gleichzeitig belegen sie laut WIdO, dass Kinder aus sozial schwächeren Familien ein deutlich höheres gesundheitliches Risiko tragen. "Möglicherweise zeigt sich auch an dem Anstieg der Behandlungszahlen, dass immer mehr Kinder unter schwierigen sozialen und gesundheitlichen Bedingungen aufwachsen und für die Schulfähigkeit die Hilfe von Experten benötigen", so Schröder.

Auch in der Ergotherapie erhalten die sechsjährigen Jungen die meisten Verordnungen: 14.000 Sechsjährige - das entspricht einem Anteil von 13,5 Prozent - wurden 2009 ergotherapeutisch behandelt. Bei den Siebenjährigen waren es fast ebenso viele. Der Vergleichswert bei den Mädchen liegt bei 5,5 Prozent.

"Ergo- und Sprachtherapie können helfen, Defizite der kindlichen Umwelt zu bewältigen. Jedoch sind alternative Ansätze in Form von verhaltens- und verhältnispräventiven Maßnahmen in Kindergärten und Schulen sowie im Elternhaus ebenso wichtig, um Gesundheitsstörungen schon in frühen Jahren vorzubeugen", erläutert Helmut Schröder. Die AOK fördert dies seit 2008 bundesweit mit dem Projekt "TigerKids" in inzwischen 4.000 Kindertagesstätten. Sie unterstützt damit rund 200.000 Familien, ihre Kleinsten gesund zu ernähren und mit viel Bewegung aufwachsen zu lassen.

Der jährliche Heilmittelbericht des WIdO gibt Antwort auf die Fragen, aufgrund welcher Indikation die unterschiedlichen Fachärzte Heilmittel verordnet haben und zeigt Entwicklungstrends. Die Daten und Analysen des WIdO sind Grundlage der Gespräche und Verhandlungen von Ärzten, Therapeuten und Krankenkassen über eine zielgenaue, wirtschaftliche und qualitativ hochwertige Heilmittelversorgung.
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