Bei Kniegelenken höchste Rate in Bayern
Bereits im Ländervergleich zeigen sich deutlich unterschiedliche Operationszahlen. Beim Einsatz von Hüftgelenksendoprothesen, die zu den häufigsten Eingriffen überhaupt zählen, weist Bayern im Schnitt mit jährlich 166,9 Operationen je 100.000 AOK-Versicherten neben Niedersachsen (168) mit die höchste Rate bei den Hüftoperationen auf. Die wenigsten Hüftgelenksprothesen gab es in Berlin mit 120 Eingriffen je 100.000 Versicherten. An der Spitze steht Bayern mit 159,7 Operationen je 100.000 Versicherten bei den künstlichen Kniegelenken, während die wenigsten Eingriffe wiederum in Berlin (89,5) erfolgten.
Operationshäufigkeit im regionalen Vergleich
Noch drastischer werden die Unterschiede bei den Operationshäufigkeiten im regionalen Vergleich auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte. So variiert hier der Einsatz von Hüftgelenksendoprothesen bis zum Faktor 2,0: Die niedrigste Rate liegt bei 106,1 Eingriffen (Neustadt an der Weinstraße), die höchste Rate erreichte die fränkische Region Neustadt an der Aisch mit 215,8 Eingriffen je 100.000 Versicherten. Noch deutlicher fällt der Unterschied beim Einsatz von Kniegelenksprothesen aus. Hier liegt Neustadt an der Aisch mit 219,5 als "Spitzenreiter" sogar um den Faktor 3,2 höher als Cottbus mit der niedrigsten Rate von 69,1 Eingriffen je 100.000 Versicherten.
Vermeidbare Operationen?
"Regionale Unterschiede dieser Größenordnung bei den Operationszahlen lassen sich nicht allein durch Unterschiede in der Erkrankungshäufigkeit erklären", so Dr. med. Gerhard Dahlhoff, Chirurg und Leiter des Stabsbereichs Medizin bei der AOK Bayern. Aus bayerischer Sicht kommt noch hinzu, dass laut Gesundheitssurvey des Robert-Koch-Instituts die Menschen in Bayern im Vergleich zum Bundesdurchschnitt mit am wenigsten häufig an Arthrose leiden, der Hauptindikation für Hüft- und Kniegelenksendoprothesen. Dahlhoffs Befürchtung: "Hinter den nüchternen Zahlen stehen gegebenenfalls vermeidbare Operationen und damit auch vermeidbares Leid." Es dürfe jedenfalls nicht vom Wohnort abhängen, ob und wann sich ein Patient einer Operation unterziehen soll. Angesichts der großen regionalen Unterschiede beim Einsatz von Hüft- und Kniegelenksendoprothesen sieht das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) weiteren Forschungsbedarf. Es müsse mehr Wissen über die Hintergründe geben, um Patienten besser vor möglicherweise unnötigen Eingriffen zu schützen oder zu erreichen, dass medizinisch notwendige Eingriffe nicht unterlassen werden.
Stark macht sich die AOK Bayern auch für eine qualitative Weiterentwicklung. So bietet die Verabschiedung des Patientenrechtegesetzes eine große Chance, die Sicherheit beim Einsatz von Medizinprodukten - wie Hüft- oder Kniegelenksersatz - deutlich zu verbessern.
Mit 4,3 Millionen Versicherten ist die AOK Bayern die größte Krankenkasse im Freistaat und zugleich die viertgrößte Kasse in Deutschland. Die Ausgaben für Gesundheits- und Pflegeleistungen liegen bei über zwölf Milliarden Euro.
Vergleich der Behandlungsqualität von Kliniken
Patienten, die ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk bekommen sollen oder wegen eines Oberschenkelbruchs nahe dem Hüftgelenk operiert werden müssen, erhalten im Internet über den AOK-Krankenhausnavigator aussagekräftige Informationen über die Behandlungsergebnisse von über 160 bayerischen Krankenhäusern. In Bayern unterziehen sich jährlich mehr als 50.000 Patienten einer Operation, um ihre Hüft- oder Kniegelenke ersetzen zu lassen. Mehr als 15.000 Menschen müssen sich zudem wegen hüftgelenksnaher Frakturen operieren lassen. Beim Krankenhausnavigator kooperiert die AOK mit der "Weissen Liste". Die Weisse Liste ist ein gemeinsames Projekt der Bertelsmann Stiftung und der Dachverbände der größten Patienten- und Verbraucherorganisationen. Der Navigator ist abrufbar im Internet unter: www.weisse-liste.aok-gesundheitsnavi.de