Deh erklärte, die Ausgabensteigerungen in der GKV von im Jahresmittel um 3,7 Prozent (zwischen 2005 und 2009) dürften nicht schlicht als notwendige Folgekosten des demografischen Wandels hingenommen werden. Eine genaue Analyse zeige, dass die Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) durch den demographischen Wandel weit weniger belastet werden als vielfach angenommen. Das belege der jetzt vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) vorgelegte Versorgungs-Report 2012. Nach Berechnungen des Gesundheitsökonomen Prof. Stefan Felder von der Universität Basel steigen die GKV-Ausgaben zwar aufgrund des zunehmenden Anteils Älterer an der Bevölkerung bis 2050 um 19 Prozent. Das entspreche aber nur einem Ausgabenplus von 0,4 Prozent pro Jahr.
Steigende Lebenserwartung ziehe zwar höhere Ausgaben nach sich, aber keine "Kostenexplosion". Das liege vor allem daran, dass die Behandlungskosten in den Monaten vor dem Tod eines Menschen besonders hoch sind, dabei ist es unerheblich ob er nun mit 70, 80 oder 90 Jahren stirbt.
"Das Kosten-Problem steckt in den Köpfen. Denn wir haben kein Demographie-, sondern ein dickes Strukturproblem", sagte der AOK-Vorstand. Als eigentliche Problematik der GKV bezeichnete es der AOK-Vorstand, "dass die Ausgaben der Krankenkassen für Ärzte, Krankenhäuser und Medikamente seit Jahren in schöner Regelmäßigkeit stärker steigen als die Einnahmen. Und das Versorgungsstrukturgesetz verstärkt diesen Trend." Auf die strukturellen Ursachen, wie die nach wie vor starke Abgrenzung zwischen den einzelnen Versorgungsbereichen, müsse die Politik endlich eine Antwort finden. Das Versorgungsstrukturgesetz stoppe diese Entwicklung leider nicht. Es programmiere unnötige Ausgabensteigerungen, die auch nicht als vermeintlich unvermeidbare Demographieeffekte bemäntelt werden dürften.
Das Versorgungsstrukturgesetz macht unser Gesundheitswesen keineswegs fit für die Anforderungen einer alternden Gesellschaft. Es gebe zahlreiche Potentiale zur Verbesserung der Versorgung, so Deh: "Wir brauchen zum Beispiel eine altersgerechte Arzneimitteltherapie. Nach Berechnungen im Zusammenhang mit dem Versorgungs-Report erhalten derzeit vier Millionen ältere Menschen in Deutschland problematische Medikamente. Fünf Millionen sind Gefahren durch das gleichzeitige Einnehmen verschiedener Arzneimittel ausgesetzt. Es gibt aber auf der anderen Seite erfolgreiche Präventionsprojekte, zum Beispiel die von der AOK unterstützten Modelle zur Sturzprophylaxe. Sie gilt es auszuweiten."
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