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Wenn fünf Pillen und mehr normal sind

Ältere Patienten unterschätzen die Risiken bei der Einnahme mehrerer Arzneimittel

(lifePR) (Berlin, )
Rund ein Viertel der über 65-Jährigen nimmt regelmäßig fünf oder mehr ärztlich verordnete Arzneimittel ein. Bei fast jedem fünften dieser Patienten befindet sich darunter ein Medikament, das für ältere Menschen als potenziell ungeeignet gilt. Häufig kommen noch frei verkäufliche Produkte zur Selbstmedikation dazu, von denen der Arzt gar nichts weiß. Die Risiken und Nebenwirkungen dieser Medikamentencocktails unterschätzen die meisten Patienten, so eine aktuelle Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). "Nur ein Viertel der von uns Befragten mit Polymedikation weiß, dass es bei der Einnahme mehrerer Arzneimittel eher zu Nebenwirkungen kommt", sagte WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. "Ärzte und Apotheker müssen die Patienten besser über Arzneimittelrisiken aufklären."

"Ältere Menschen, die mehrere Medikamente einnehmen, sind den altersspezifischen Risiken der Arzneimitteltherapie und Vielfachmedikation besonders ausgesetzt. Ausgerechnet bei ihnen ist das Risikobewusstsein jedoch eher gering", so Geschäftsführer Jürgen Klauber bei der Vorstellung der neuen Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Für diese wurden in einer repräsentativen Erhebung 1.000 GKV-Versicherte ab 65 Jahren zu Arzneimittelverbrauch, Arzneimittelrisikobewusstsein, Therapietreue und erlebter Arzneimittelberatung befragt.

Laut WIdO-Studie nahmen etwa 87,1 Prozent der GKV-Versicherten über 65 Jahre in den letzten drei Monaten ärztlich verordnete Arzneimittel ein. Rund ein Viertel von ihnen (27,4 Prozent) kommt auf fünf oder mehr verordnete Packungen und bewegt sich damit im Bereich der Polymedikation. Von diesen Patienten nehmen 17,2 Prozent Arzneimittel ein, die für ältere Menschen als potenziell ungeeignet gelten und deshalb auf der Priscus-Liste stehen. Dazu kommt, dass fast ein Drittel der Patienten mit Polymedikation (30,4 Prozent) rezeptfreie Arzneimittel selbst zukauft (siehe Abbildung 1).

Die WIdO-Studie deckt große Informationslücken bei den betroffenen Menschen auf. Nur knapp ein Viertel der Patienten mit Polymedikation (21,9 Prozent) ist sich bewusst, dass ältere Menschen anfälliger für unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind. Fast jeder zweite Patient mit Polymedikaton (49,3 Prozent) weiß nicht, dass es bei der Einnahme mehrerer Medikamente verstärkt zu Nebenwirkungen kommen kann.

Die Risiken der Arzneimitteleinnahme verschärfen sich, wenn die vom Arzt verordnete Therapie nicht eingehalten wird. "Ein knappes Fünftel der Patienten mit Polymedikation gibt an, manchmal die Einnahme der Medikamente zu vergessen. Andere hören ganz auf", sagte Klauber. So verzichten 7,3 Prozent der Befragten zum Teil auf ihre Medikamente, wenn sie sich besser fühlen. 6,6 Prozent gaben an, die Medikamenteneinnahme manchmal einzustellen, wenn sie sich nach der Einnahme schlechter fühlen.

"Häufig wissen weder Arzt noch Apotheker, was ein Patient einnimmt und ob er sich an die Therapie hält. Umso wichtiger wäre es, dass sie die Patienten umfassend zu Arzneimittelrisiken beraten", so Jürgen Klauber. Dies ergebe sich nicht zuletzt daraus, dass die weitaus meisten Patienten ihrem behandelnden Arzt hinsichtlich der verordneten Medikamente vertrauen (71,2 Prozent). Doch im Alltag scheint die Beratung älterer Menschen mit Polymedikation verbesserungsfähig zu sein. Nur etwa die Hälfte der Befragten (49,3 Prozent) sagt, dass ihr Hausarzt sie schon einmal auf die Risiken der Mehrfacheinnahme von Arzneimitteln angesprochen hat.

Lediglich 41,2 Prozent der betroffenen Patienten hat der Arzt danach gefragt, ob weitere Medikamente eingenommen werden. Die entsprechenden Prozentsätze für den Berater in der Apotheke liegen sogar noch deutlich darunter (32,5 Prozent bzw. 15,7 Prozent). Die Verordnung von Priscus-Arzneimitteln an ältere Menschen mit Polymedikation wurde vom Hausarzt nur in knapp der Hälfte der Fälle (44,7 Prozent) beratend begleitet; bei Abgabe in der Apotheke liegt der Wert sogar nur bei 19,1 Prozent der Patienten.

"Ärzte und Apotheker haben es in der Hand, das Risikobewusstsein der Patienten zu schärfen. Sie können damit auch die Therapietreue erhöhen. Dieses Potenzial sollten sie nutzen", fordert Klauber. So sind sich Patienten, die sich an eine Arzneimittelberatung erinnern können, der Risiken der Altersmedikation eher bewusst und gaben an, seltener die Medikamenteneinnahme zu vergessen.
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