Zu den Gründen für die katastrophalen Folgen des gegenwärtigen Hochwassers in Sachsen gehört für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) unter anderem die zögerliche Umsetzung der nationalen und europäischen Hochwasserschutzgesetze seitens der Fluss-Anrainerstaaten. Trotz der Erfahrungen des Oder-Hochwassers von 1997 und der Jahrhundertflut an der Elbe 2002 würden noch immer viele Gebäude und Verkehrswege in potentielle Überflutungsgebiete hinein gebaut. Die Versiegelung der Böden, mangelnder Wald-, Wiesen und Moorschutz sowie die Einengung der Flüsse und Nebenflüsse durch Baumaßnahmen verhinderten die Zwischenspeicherung und Rückhaltung überschüssiger Wassermassen.
Mit diesem hausgemachten Problem haben nun die Bewohner und Unternehmen der betroffenen Regionen zu kämpfen. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre gelernt, setzten immer mehr Betroffene auf privaten Hochwasserschutz. Ob Privat oder Gewerbe - mobile Systeme, Glassysteme auch in Kombination, Schutzdämme oder modulare Schutzschilde und Dammwabensysteme sorgen bereits bundesweit für trockene Füße.
Hochwasserschutz kommt vor Aufräumen
"Vorsorgen kommt vor dem Aufräumen", nach diesem Motto handelt auch das Unternehmen AQUA-STOP aus Neuwied. "Aus Erfahrungen des Rheinhochwassers im Jahr 1993 entwickelten wir in den Folgejahren erste Systeme für einen aktiven Hochwasserschutz. So konnten sich in den letzten Jahren neue Systeme im Praxistest beweisen und das Hab und Gut von zahlreichen Unternehmen und Hausbesitzern vor Hochwasser schützen. Als praxisorientiertes Unternehmen, bringen wir derzeit unsere jahrelangen Erfahrungen im Forschungsprojekt Klimzug-Nord, welches sich mit der Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Techniken, Methoden und Planungsverfahren zur Abwehr und Minderung von Klimafolgen befasst, ein", so Andreas Schwager, Geschäftsführer der AQUA-STOP Hochwasserschutz GmbH.
In einem jüngst abgeschlossenen Projekt wurde an der Lorze (Zug, Schweiz) ein veralteter Hochwasserschutz im Bereich der Wohnanlagen durch eine Glaswand an die neuesten Anforderungen angepasst.
In zwei Abschnitten wird so die erforderliche Höhe erreicht um bei Hochwassergefahr die Mehrfamilienhäuser zu schützen und gleichzeitig die Durchsicht auf das Wasser zu bewahren. Bewährt hat sich auch ein eigens entwickelter Schutzdamm, der sich als Ergebnis jahrelanger Praxis im europäischen Katastrophenschutz für den raschen Einsatz und den einfachen Abbau und der Lagerung eignet. Wiederverwendbar und dabei leicht zu transportieren, kann der Damm mit nur zwei Mitarbeitern in einer Stunde aufgebaut werden und so hundert Meter vor eindringendem Wasser schützen, erläutert Schwager.
Zur schnellen Selbsthilfe bei Hochwasser wurde ein Wabensystem für alle Öffnungen an Fenstern, Türen und Toren entwickelt. Vor Ort eingelagert sind die Schutzschilde aus Aluminium rasch und problemlos zu montieren und immer einsatzbereit. Durch das geringe Gewicht (Aluminium), einfacher Konstruktion und Montage sowie individueller Anpassung an jede Fenster-, Tür- oder Toröffnung kann das System miteinander nach Höhenbedarf kombiniert werden. So können Kellerfenster, große Lüftungsflügel, Türanlagen, Toreinfahrten, Schutzanlagen für Heizkessel, Kellerschachtabdeckungen etc. optimal vor Hochwasser geschützt werden.
Der Hochwasserschutz durch präventive Maßnahmen wurde in den letzten Jahren In der Schweiz immer wieder verbessert. Die Sektion Hochwasserschutz im Bundesamt für Umwelt ( BAFU) gilt als Fachstelle für die Beratung und Subventionierung von Bauten gegen den Schutz vor den Naturgefahren Wasser und Murgang. Dies beinhaltet sowohl Maßnahmen des Wiederaufbaus nach dem Ereignis, wie auch präventive Vorkehrung zur Abwehr von Schäden. Im Rahmen von Schutzprojekten wird gleichzeitig zu den baulichen Maßnahmen großer Wert auf organisatorische Maßnahmen wie z.B. Alarm- und Notfallkonzepte gelegt. Die Projekte oder Wiederinstandstellungen nach Ereignissen werden durch die Kantone geprüft und vom BAFU zeitnah freigegeben.
Die Kantone sind verpflichtet, die Bevölkerung, die Betriebe und die Infrastrukturen nachhaltig vor Naturgefahren zu schützen. Kommt es dennoch zu Hochwasserkatastrophen wie beispielsweise in Deutschland, Polen und Tschechien, wird im Rahmen der Wiederherstellung nicht auf den "Vorher-Zustand" abgestellt, sondern geprüft, wieso das System versagt hat und durch eine neue, robustere Lösung ersetzt, die bei einer Wiederholung eine bessere Sicherheit verspricht. Beim Ausarbeiten eines Lösungsansatzes gilt das Motto - Denke das Undenkbare -, sei dies die Größe des nächsten Ereignisses oder die Art der Schutzmaßnahme. Die Lösung kann auch den Verzicht auf den Wideraufbau am selben, unsicheren Ort bedeuten. Auch ist die versicherungstechnische Seite in der Schweiz anders aufgebaut. "Die Kantone versichern hier jede Liegenschaft durch eine Gebäudepflichtversicherung. Elementarschäden sind dabei ebenfalls enthalten und werden teilweise, durch Privatversicherungen ergänzt. Bei einer Schadenshäufung üben die Versicherungen auch Druck auf die Kantone aus zur Verbesserung der Schutzmaßnahmen", erläutert Paul Dändliker, wissenschaftlicher Mitarbeiter des BAFU.
"Die Folgekosten von Hochwasserschäden können Unternehmen und Hausbesitzer schwer abschätzen, so die Erfahrungen von Schwager. Während einer Katastrophe verdoppeln sich die Nachfragen nach aktiven Sicherungsmaßnahmen, doch schon nach kurzer Zeit lässt das Interesse nach und das Risiko bleibt bestehen, ohne wirksame Maßnahmen getroffen zu haben. Wenn der Entscheidungsweg auf kommunaler Ebene zwar etwas länger dauert als bei Hausbesitzern, planen Hochwasserbeauftragte nach Katstrophen je nach Haushaltslage mittelfristig sichernde Maßnahmen. Für Unternehmen kann das Ausbleiben von Schutzmaßnahmen wie jetzt in Ostdeutschland jedoch den Ruin bedeuten. In einer halben Stunde können Inventar, Maschinen, Fuhrpark und Produkte vernichtet sein. Die Hirschfelder Greifer- und Stahlbau GmbH musste diese Erfahrungen machen und rechnet mit Kosten in Höhe von 500.000 €, wenn die Maschinentechnik noch geht.
"Die Kosten unserer Sicherungssysteme betragen gerade mal ein Bruchteil der Schadenshöhe. So kann ein mittelständisches Unternehmen mit einer Umsatzgröße von etwa 1,5 Mio. € das Produktionsgelände für etwa 20.000 € sichern", führt Schwager weiter aus.