- Zukunftsängste der Menschen nehmen ab
- Angst vor Altersarmut sinkt deutlich
- Mehrheit empfindet Zwei-Klassen-Medizin als Praxis
Vor einem Jahr rieben sich die Demoskopen die Augen: Trotz spürbaren Wirtschaftswachstums blickte insbesondere die bürgerliche Mitte Deutschlands mit deutlichem Pessimismus in die Zukunft. Dieses Stimmungsbild hat sich nun erkennbar verbessert. Besonders auffallend ist der positive Stimmungswechsel zum Thema Altersarmut. Während die Mitte ihre eigene Leistungsfähigkeit wieder positiver einschätzt, sorgt bei ihr nun das Thema Gesundheit für schlechte Stimmungswerte. Das ergab der ARAG Deutschland Trend, den der Versicherungskonzern zweimal im Jahr durchführt. Befragt werden dabei mehr als 1.000 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger.
Der aktuelle ARAG Deutschland Trend überprüfte diesmal besonders die Erwartungen für das eigene Rentenalter in den Reihen der so genannten bürgerlichen Mitte. Auf die Frage, ob sie Angst vor einem sozialen Abstieg hätten, antworteten 69,1 Prozent der Befragten mit "Ja" - ein weiterhin hoher Wert, der aber in keinem Vergleich zu den Vorjahreszahlen steht. Damals waren es 89,7 Prozent, die ihre Zukunftsangst ausdrückten. Dabei klaffen allerdings die Altergruppen deutlich auseinander: Während 59,3 Prozent der über 60-jährigen Senioren Sorge vor einem sozialen Abstieg haben, sind es in der Gruppe der 30- bis 39-jährigen 79,2 Prozent. Aber auch hier sinken die Werte gegenüber dem Vorjahr erkennbar (2007: 87,9 Prozent bzw. 91,7 Prozent).
Auch ihre wirtschaftliche Situation schätzen die Bürger wieder besser ein. 28,4 Prozent der Bürger gaben aktuell an, dass sie befürchten, ihren Lebensstandard nicht halten zu können. Vor einem Jahr waren es noch 54,1 Prozent.
Deutlich entspannt hat sich auch die Haltung der Deutschen zur Altersarmut. Gaben im Jahr 2007 noch 44,8 Prozent der Befragten die Angst vor Altersarmut zu Protokoll, so sind es heute noch 26,8 Prozent. Damit ist die Angst vor Altersarmut zwar unverändert ein Thema für die Bürger, sie ist aber anscheinend bislang in der öffentlichen Wahrnehmung überschätzt worden.
Insgesamt zeigt sich der Trend, dass die wirtschaftliche Erholung offenbar die bürgerliche Mitte Deutschlands erreicht. Allerdings löst diese Entwicklung noch keinen grundlegenden Stimmungswandel aus. Die Abstiegsängste sind weiterhin prägend. Immerhin blicken mehr als zwei Drittel der Deutschen unverändert pessimistisch in die eigene Zukunft. Die regionale Verteilung ist dabei unterschiedlich: In Nordrhein-Westfalen geben 56,9 Prozent der Befragten ihrer Skepsis Ausdruck und sind damit im Vergleich zu den Bundesbürgern in Thüringen und Sachsen echte Sonnenscheine. Dort sind es 89,5 Prozent. Während sich die Stimmung der bürgerlichen Mitte bei der Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Lage recht schnell verbessert zu haben scheint, verschlechterte sich ihre Meinung zum Gesundheitssystem fast ebenso zügig. 82,2 Prozent der Befragten gehen in Zukunft von einer medizinischen Unterversorgung aus. Vor einem Jahr waren es noch 64,7 Prozent. Die breite Diskussion über die Auswirkungen der Gesundheitsreform zeigt ihre Wirkung im Stimmungsbild: 53,0 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass die Zwei-Klassen-Medizin bereits heute tägliche Praxis ist.
Im Vergleich zum ARAG Deutschland Trend vom Frühjahr 2007 ist das Gesamtstimmungsbild nicht mehr ganz so trist. Die Ergebnisse zur medizinischen Versorgung müssen allerdings als Indiz dafür gewertet werden, dass die Gesundheitsreform die Bürger in erheblichem Maße beunruhigt und das Vertrauen in das Gesundheitssystem relativ rapide sinkt.