Neue Ansätze des Lernens
Schule soll heutzutage weit mehr leisten, als autoritär Bildung zu vermitteln. Immer wichtiger werden beispielsweise auch Lebenseinstellung, individuelles Lernbedürfnis oder Persönlichkeitsentwicklung der Kinder. Neben reiner Wissensvermittlung setzen reformpädagogische Konzepte etwa auf die Förderung von sozialen, kreativen oder emotionalen Kompetenzen. Und so unterschiedlich und divers die Ansätze auch sind, sie alle wollen vor allem eins: weniger Leistungsdruck.
Montessori Schule
Die italienische Ärztin Maria Montessori entwickelte dieses Konzept mit dem Gedanken, dass jeder einen natürlichen Wissensdrang in sich verspürt. Das Besondere hier ist, dass es keine Klassen gibt, denn die Schüler lernen in ihrem eigenen Tempo. Die Eigenverantwortlichkeit soll die Motivation steigern. Die Lehrer nehmen hier nur eine unterstützende Rolle ein, die Schüler erarbeiten den Lehrstoff weitestgehend selbständig, ganz nach dem Leitsatz „Hilf mir, es selbst zu tun“. Zudem werden die Eltern aktiv in das Schulgeschehen und in die Projekte eingebunden. Alle Schulabschlüsse sind hier möglich. Die Montessori Schulen werden sowohl privat als auch staatlich angeboten. In Deutschland gibt es rund 225 Grund- und 156 weiterführende Schulen, die nach diesem Konzept arbeiten.
Waldorf Schule
Der Gründer Rudolf Steiner setzte in seiner Pädagogik den Fokus auf die ganzheitliche Ausbildung von Körper, Seele und Geist. Den Schwerpunkt bildet die handwerkliche und künstlerische Ausbildung. Schulbücher sind eher selten, die Materialien werden von den Schülern selbst hergestellt. Zudem gibt es bis zur zehnten Klasse keine Noten, sondern lediglich schriftliche Charakterisierungen, in denen die Persönlichkeits- und Lernentwicklung des jeweiligen Schülers beschrieben wird. Danach erhalten Schüler auch ein Zeugnis mit klassischen Noten. Die Schullaufbahn dauert bis zu zwölf Jahre, wobei es kein Sitzenbleiben gibt. Es kann ein staatlicher Schulabschluss absolviert werden, der in fast allen Bundesländern als externe Prüfung abgenommen wird. Das Schulgeld beträgt rund sechs bis acht Prozent des Nettoeinkommens der Eltern und es muss 13 Mal im Jahr gezahlt werden. In Deutschland gibt es derzeit 245 Waldorfschulen.
Freinet Schule
Von diesen vom Pädagogen-Ehepaar Freinet entwickelten Schulen gibt es nur 20 Stück in Deutschland. Hinter dem Ansatz stecken vier Ziele: die Anregung zur Selbstbestimmung, die freie Persönlichkeitsentwicklung, reflektierte Auseinandersetzung und Zusammenarbeit. Der Schulalltag soll von den Schülern gestaltet werden und demnach werden Entscheidungen auf einer kooperativen Basis mit dem Lehrenden getroffen. Hierbei spielt Vertrauen in das Kind eine große Rolle. Die Klassenzimmer sind in Ateliers aufgeteilt, in denen die Projekte individuell bearbeitet werden können. Anstelle von Noten und Tests werden die erarbeiteten Projekte der gemischten Klasse vorgestellt und Zwischen- sowie Jahresbilanzen gezogen. Inhaltlich orientieren sich die Schulen am staatlichen Lehrplan, sodass alle Abschlüsse möglich sind. Sie werden teilweise staatlich finanziert, teilweise fallen Gebühren von 60 bis 200 Euro im Monat an.
Jenaplan Schule
Die Jenaplan Schulen sehen diesen Ort nicht nur als Bildungs-, sondern auch als Lebensraum. Peter Petersen entwickelte 1927 ein Konzept, bei dem die Gemeinschaft, die gegenseitige Verantwortung und das eigenständige Lernen im Mittelpunkt stehen. Ziel ist es, dass die Schüler sich zu sozialen und verantwortungsvollen Menschen entwickeln. Es gibt keine Jahrgänge, sondern Stammgruppen, in denen nicht in Schulstunden, sondern nach Wochenplan individuell gelernt wird. Inhaltlich orientieren sich Jenaplan Schulen am Lehrplan der jeweiligen Bundesländer und somit sind auch hier alle Schulabschlüsse möglich. Ist die Schule staatlich finanziert, wird Eltern die Mitgliedschaft im Förderverein nahegelegt. Bei privaten Jenaplan Schulen hängt die Gebühr von dem Einkommen der Eltern ab.
Sudbury Schule
Eine Gemeinschaft von Pädagogen entwickelte 1968 in Massachusetts (USA) dieses Konzept, welches auf vollkommener Lernfreiheit basiert. Es gibt keine Klassen und Unterrichtszeiten, sondern die Kinder entscheiden selbst, was sie wann und mit wem lernen wollen. Es gibt wenige Rahmenbedingungen – beispielsweise, dass die Schüler bis zehn Uhr in der Schule sein sollten und sich dort etwa fünf Stunden aufhalten. In Schülerversammlungen wird dann über Kurse, Angebote und Regeln demokratisch abgestimmt. Es gibt keine Prüfungen und Schulabschlüsse müssen an externen Schulen absolviert werden.
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