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Gaunerzinken: Harmlose Kritzelei oder Einbrecher-Code?

ARAG Experten über mittelalterliche Zeichen mit moderner Bedeutung

(lifePR) (Düsseldorf, )
In den vergangenen Wochen und Monaten sind in verschiedenen Teilen Deutschlands vermehrt so genannte Gaunerzinken in den Fokus der Polizei gerückt. Hierbei handelt es sich um grafische Zeichen, die mit Kreide oder anderen unauffälligen Mitteln am Haus oder am Gartenzaun angebracht oder eingeritzt werden. Was oftmals als Kinderei aus der Nachbarschaft abgetan oder schlichtweg übersehen wird, kann jedoch weitreichende Folgen haben. Schlimmstenfalls sind die Symbole Vorboten eines Einbruchs oder anderer krimineller Machenschaften. Wie man damit umgeht, sagen ARAG Experten.

Sprechen Sie Rotwelsch?
Wahrscheinlich nicht! Wenn Sie allerdings ab und zu „Kohldampf schieben“, auf etwas „Bock haben“ oder einen Polizeibeamten als „Bullen“ bezeichnen, bedienen Sie sich, ohne es zu wissen, der alten Sprache der Nichtsesshaften. Rotwelsch ist seit dem 12. - 13. Jahrhundert besonders bei Bettlern, Gaunern und „fahrendem Volk“ in Gebrauch. Im 16. Jahrhundert tauchten in Europa erstmals grafische Hinweise auf, mit deren Hilfe sich Bandenmitglieder darüber informierten, wo und wann ein bestimmtes Haus überfallen oder ausgeraubt werden konnte. Die so genannten Gaunerzinken wurden mit Kreide, Kohle oder Rötel gezeichnet oder direkt in den jeweiligen Untergrund eingeritzt.

Gaunerzinken in heutiger Zeit
Anfang 2014 wurden in Norddeutschland vermehrt Gaunerzinken gefunden und auch im Münsterland traten sie vereinzelt auf. Seit Neuestem sind die Symbole auch in anderen Landstrichen häufiger gesichtet worden. Einen Beweis für ihre Echtheit gibt es laut ARAG Experten aber eher selten. Je nach Situation und Zeichen kann die Botschaft zum Beispiel lauten: „Frau lebt alleine“, „Vorsicht bissiger Hund“ oder „Hier gibt es was zu holen“! In der Praxis folgt auf den „Späher“, der die Beobachtungen und Markierungen macht, meist einige Zeit später der Beutezug seiner Einbrecherkomplizen. Um die Symbole zu entdecken und zu lesen hilft heute das Internet. Dort finden sich zahlreiche Erklärungen dazu. Einen besonders guten Überblick, liefert eine Studie der Universität Passau .

Gaunerzinken entdeckt: Was ist zu tun?
Gaunerzinken sind geheime Zeichen. Darum sind sie in der Regel versteckt angebracht, oft auch winzig. Außerdem sehen sie meist ganz harmlos nach kindlichen Schmierereien aus. Wenn Sie trotzdem ein ungewohntes Symbol im Eingangsbereich entdeckt haben, sollten Sie nicht allzu arglos damit umgehen. ARAG Experten rate, das Zeichen vor der Entfernung zu fotografieren. Wenn es dann zu Diebstählen oder einem Einbruch kommt, liefert das Foto den polizeilichen Ermittlern unter Umständen wertvolle Hinweise. Außerdem sollten Hausfassade, Eingangsportal, Briefkasten oder Gartenzaun nach weiteren Auffälligkeiten untersuchen werden. Da das Haus oder die Wohnung bei einem Symbolfund offensichtlich im Visier steht, sollte darüber hinaus präventiv der Sicherheitsstandard überprüft werden. Wertvolle Tipps dazu finden Sie hier.

WarChalking: Gaunerzinken 2.0
WarChalking bezeichnet die Markierung von an einem bestimmten Ort empfangenem WLAN mittels Farb- oder Kreidezeichen (engl. chalk). Die Zeichen werden üblicherweise auf Häuserwänden, dem Straßenpflaster oder Laternenpfählen angebracht und geben teilweise auch die Netzkennung und das WEP-Kennwort an. Eingeweihte erkennen so schnell, wo man gratis per W-LAN im Internet surfen kann. In der szenetypischen Schreibweise bedeutet ein geschlossener Kreis, dass es sich um ein geschlossenes WLAN-Netz handelt. Zwei entgegengesetzte Kreishälften bedeuten ein offenes, ungesichertes Netz. Rund herum sind die technischen Informationen platziert, die einen unerlaubten Zugang zum Netz gewähren.

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