Hohe Nachfrage in der Pandemie
In der Corona-Zeit ist laut ARAG Experten besonders die Online-Seelsorge enorm wichtig geworden. Dabei haben vor allem junge Menschen Chats und Mails genutzt, um ihre Sorgen zu teilen. Im Vergleich zu 2019 verzeichnete die Telefonseelsorge 70 Prozent mehr Chats und 30 Prozent mehr Mails. Über 20 Prozent der Hilfesuchenden sind jünger als 20 Jahre. Wie wichtig dieser Kommunikationskanal ist, zeigt diese Zahl: In der gleichen Zielgruppe greifen nur zwei Prozent zum Telefonhörer. Für Menschen zwischen etwa 30 und 70 Jahren bleibt hingegen das Telefon am wichtigsten, um die Sorgen zu teilen. Passend zur Altersstruktur war Einsamkeit das vorherrschende Thema am Telefon, während in Mails oder Chats eher Depressionen und Ängste überwogen.
Die Telefonseelsorge
Ob Anruf, Mail oder Chat – die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr, jeden Tag im Jahr anonym und kostenfrei zu erreichen (0800 - 111 0 111, 0800 - 111 0 222 oder 116 123). Die Hilfseinrichtung richtet sich an alle Ratsuchenden, die sich in einer problematischen Lebensphase befinden – von Mobbing, Sucht, Krankheit bis zu Einsamkeit oder Problemen am Arbeitsplatz. Träger dieser Hilfseinrichtung sind die evangelische und die katholische Kirche. Deutschlandweit gibt es 104 Stellen mit 300 festangestellten und knapp 8.000 ehrenamtlichen Mitarbeitern.
Elterntelefon „Nummer gegen Kummer“
Von montags bis freitags helfen rund 800 ausgebildete, ehrenamtliche Berater Eltern, anderen Erziehungspersonen, aber auch Kindern und Jugendlichen bei Problemen und in besonders kritischen Situationen. Die Beratung unter der 0800 – 111 0 550 für Eltern und 0800 – 116 111 für Kinder und Jugendliche ist kostenfrei und anonym. Die Nummer erscheint laut ARAG Experten nicht unter den Einzelverbindungsnachweisen der Telefonrechnung.
Hilfe bei Suchtproblemen
Alkohol, Medikamente, Drogen – suchtabhängige Menschen finden Gehör bei ehrenamtlichen Mitarbeitern der Anonymen Alkoholiker (08731– 325 73 12) oder beim Suchthilfeverband Blaues Kreuz (0202 – 62 00 30).
Das Hilfetelefon für Frauen und Männer
Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr sind die rund 80 qualifizierten Beraterinnen der Hotline unter 08000 – 116 016 oder online unter hilfetelefon.de innerhalb Deutschlands zu erreichen. Selbst ohne Guthaben auf dem Mobiltelefon kann die Beratung laut ARAG Experten genutzt werden. Betroffene haben dort die Möglichkeit, sich anonym, mehrsprachig und barrierefrei beraten zu lassen. Bei Bedarf werden sie an Unterstützungsangebote vor Ort vermittelt, beispielsweise an Frauenberatungsstellen oder an ein Frauenhaus vor Ort.
Seit zwei Jahren bietet das Hilfetelefon auch Männern, die Gewalt erleben, anonyme Unterstützung durch rund 15 Berater an. Das Männerhilfetelefon unter der Rufnummer 0800 – 123 99 00 ist montags bis donnerstags von 8 bis 20 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr zur erreichen.
Handzeichen kann Leben retten
Ein vor allem über das Videoportal TikTok bekannt gewordenes Handzeichen signalisiert diskret und ohne Worte eine Notsituation wie etwa häusliche Gewalt. Dieses „Signal for Help“ wurde von einer kanadischen Organisation ins Leben gerufen und jeder sollte es nach Ansicht der ARAG Experten kennen: Bei dieser Einhandgeste wird eine Hand gehoben, wobei die Handfläche nach außen zeigt. Im zweiten Schritt wird der Daumen zur Handinnenfläche abgeknickt, die vier übrigen Finger zeigen weiterhin nach oben. Im letzten Schritt werden diese vier Finger nach unten geklappt und umschließen den Daumen.
„Ist Luisa hier?“
Dieses Hilfsangebot für Frauen in der Partyszene gibt es nach Information der ARAG Experten in diversen Städten deutschlandweit. Es kann von Frauen-Notrufen und Gastronomiebetrieben übernommen werden. Die Idee dabei: Wendet sich eine Frau in einer unangenehmen Situation mit der Frage „Ist Luisa hier?“ an das Personal von Kneipe oder Bar, wird unmittelbar und diskret Hilfe gerufen. Das kann z. B. ein Taxi oder eine Vertrauensperson sein.
Mitmachen und helfen
Wer anderen Menschen helfen und selbst zum Berater werden möchte, sollte sich der Aufgabe bewusst sein, die auf Ehrenamtler in Beratungspositionen wartet. Die ARAG Experten nennen einige Voraussetzungen: Man muss gut zuhören können und verschwiegen sein. Gleichzeitig erfordert es eine eigene psychische Stabilität, um mit belastenden Situationen umgehen zu können. Bei der Telefonseelsorge müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beispielsweise monatlich etwa 15 Stunden Zeit erübrigen – auch an Wochenenden und abends – und es fallen sechs Nachtdienste an. Nach einer 120-stündigen Ausbildung – unter anderem in Techniken der Gesprächsführung – verpflichten sich Ehrenamtler zu mindestens zwei Jahren Dienst am Telefon, per Mail oder im Chat.
Wer die „Nummer gegen Kummer“ unterstützen möchte, wird in 70 bis 100 Stunden zum ehrenamtlichen Berater ausgebildet. Hier können auch junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren zu Beratern werden und immer samstags hilfesuchende Kinder und Jugendliche unterstützen.
Weitere interessante Informationen unter:
https://www.arag.de/...