Was ist ein Nationalpark?
Die „International Union for Conservation of Nature“ (IUCN, auf Deutsch: Internationale Union zur Bewahrung der Natur) setzt die international anerkannten Kategorien für Schutzgebiete fest. Demnach sind Nationalparks Schutzgebiete der Kategorie II. Sie sollen nach § 24 Abs. 2 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) die ökologische Unversehrtheit von Ökosystemen sichern. Darüber hinaus fördern Nationalparks Naturerfahrungs- und Erholungsangebote und unterstützen Bildung und Forschung. Nationalparks befinden sich – anders als Landschaftsschutzgebiete – überwiegend in einem vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand. Es handelt sich also um Natur pur! In Deutschland gibt es derzeit 16 Nationalparks. Sie umfassen ohne die marinen Gebiete von Nord- und Ostsee 214.588 Hektar. Zum Vergleich: Deutschland besitzt weit über 7.000 Landschaftsschutzgebiete auf einem Areal von annähernd zehn Millionen Hektar.
Die Deutschen Nationalparks
Der Nationalpark Jasmund ist Deutschlands nördlichster und kleinster Nationalpark. Er befindet sich auf der Halbinsel Jasmund im Nordosten der Insel Rügen im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Er steht seinen flächenmäßig größeren Kollegen aber in nichts nach. Der markanteste Punkt ist der 118 Meter hohe Kreidefelsen Königsstuhl, der 2004 in das Gelände des Besucherzentrums einbezogen wurde. Die Kreideküste von Jasmund wurde außerdem in die Liste der 77 ausgezeichneten Nationalen Geotope aufgenommen.
Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ist der zweite Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern. Etwa die Hälfte seiner Fläche ist offene Ostsee, etwa ein Viertel umfasst die Boddengewässer der Darß-Zingster Boddenkette und der Westrügener Bodden. Die Landflächen umfassen Teile des Darß und der Halbinsel Zingst sowie den Großteil der Insel Hiddensee. Berühmt ist die Region als herbstlicher Rastplatz von Kranichen.
Auch der Müritz-Nationalpark befindet sich in Mecklenburg-Vorpommern. Mit seinem 32.200 Hektar umfassenden Areal ist er der größte nicht marine Nationalpark in Deutschland. Der Park erstreckt sich über die Gebiete der Mecklenburgischen Seenplatte und eines Teiles der Feldberger Seenlandschaft und ist zu 72 Prozent von Wäldern und zu 13 Prozent von den insgesamt 108 Seen bedeckt; den Rest bilden Moore, Wiesen und Äcker. Bei Speck wartet der Käflingsbergturm auf Sie, ein Aussichtsturm mit 55 m Höhe. Außerdem können Sie See- und Fischadler von Aussichtskanzeln bei ihrer Brut und beim Jagen beobachten.
Das Wattenmeer der Nordsee umfasst gleich drei Nationalparks: Den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer und den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Im Wirkungsbereich der Gezeiten zeigt dieser Teil der Nordsee bei Niedrigwasser seinen freiliegenden Grund, das Watt. Dieses wird zweimal am Tag während des Hochwassers wieder überflutet. Die Nordseeküste bildet hier zwischen den Niederlanden und Dänemark das größte Wattenmeer der Welt. Zu schützende Lebensräume dieser Nationalparks sind neben dem Watt auch einige Halligen, zahlreiche Sandbänke, Salzwiesen, Strände, Dünen und Flussmündungen in die Nordsee. Alle drei Nationalparks gehören außerdem zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Der Nationalpark Unteres Odertal liegt im Nordosten Brandenburgs in den Landkreisen Barnim und Uckermark. Er bildet mit benachbarten polnischen Schutzgebieten den Internationalpark Unteres Odertal. Nach niederländischem Vorbild wurde das Flussgebiet großflächig eingedeicht, dennoch befindet sich im Park die einzige intakte Polder-Landschaft Deutschlands. Die großflächige Fluss-Auenlandschaft bietet Lebensraum für viele Biber.
Der heutige Nationalpark Harz wurde 2006 durch einen Zusammenschluss der Nationalparks Harz in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gegründet. Die natürlichen Wälder des Hochharzes bestehen vorwiegend aus Fichten und Ebereschen. Unterhalb von 600 Meter Höhe dominieren Laubbäume den Wald. Hier lebt heute wieder der Europäische Luchs. Dieser galt seit dem frühen 19. Jahrhundert in dieser Gegend als ausgerottet. Auch die Wildkatze besitzt heute im Harz eines ihrer bedeutendsten deutschen Vorkommen. Sehr beliebt bei Besuchern sind neben dem Brocken die Wolfswarte bei Torfhaus oder der Hohnekamm mit den Leistenklippen.
Der Nationalpark Kellerwald-Edersee, in Nordhessens etwa 40 Kilometer südwestlich von Kassel, umfasst den nördlichen Teil des Kellerwaldes. Er bietet Rothirsch, Reh und Schwarzwild eine Heimat. Hinzu kommen die 1935 ausgesetzten Wildarten Mufflon und Damwild.
Thüringens einziger Nationalpark liegt im Städtedreieck Eisenach-Mühlhausen-Bad Langensalza im Süden des Hainich, des größten zusammenhängenden Laubwaldgebiets Deutschlands. Der Nationalpark Hainich beherbergt daher in seinen ausgedehnten Buchengesellschaften auch zahlreiche andere Laubbaumarten, außerdem die Europäische Wildkatze, 15 Fledermausarten, sieben Spechtarten und mehr als 500 holzbewohnende Käferarten. Auch hier soll wieder ein mitteleuropäischer Urwald entstehen, in dem man der Natur freien Lauf lässt und die Flächen nicht bewirtschaftet.
Der Nationalpark Sächsische Schweiz erstreckt sich über die Gebiete des Elbsandsteingebirges im Freistaat Sachsen. In Tschechien setzt sich das Schutzgebiet über die Landesgrenze hinweg im Nationalpark Böhmische Schweiz fort. Einen besonderen Schutz genießen die sogenannten Naturdynamikzonen, in denen die Natur ohne Forstwirtschaft sich selbst überlassen wird. Bedingt durch die große unbewohnte Waldfläche und den benachbarten ebenfalls fast menschenleeren tschechischen Park hat eine Vielzahl besonders seltener Tierarten hier ihre Heimat; darunter Schwarzstörche, Eisvögel und Luchse.
Der Nationalpark Eifel liegt im Norden der Eifel zwischen Nideggen im Norden, Gemünd im Süden und der belgischen Grenze im Südwesten. Für ihn gelten die fachlichen Ziele der IUCN. Demnach gilt, dass mindestens 75 Prozent der Nationalparkfläche innerhalb von 30 Jahren nach Gründung (2004) ohne menschliche Nutzung der Natur überlassen werden. Im Park wurde 10.045 Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen, mehr als 2.300 davon haben einen Gefährdungsstatus nach den Roten Listen von Nordrhein-Westfalen und Deutschland.
Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald liegt im Westen Deutschlands in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Auch hier sollen auf 75 Prozent der Fläche der Natur und Landschaft der natürlichen Entwicklung überlassen werden, also wieder zur Wildnis werden und dann dauerhaft Wildnis sein.
Der Nationalpark Schwarzwald liegt überwiegend zwischen der Schwarzwaldhochstraße und dem Tal der Murg. Seine Bergmischwälder machen den Großteil seiner Fläche aus. Die drei Karseen des Nationalparks bieten Amphibien- und Libellenarten Lebensraum. Auch auf den vereinzelten Fels- und Blockschutthalden leben viele verschiedene Arten, von seltenen Flechten und Insekten bis hin zu Alpenspitzmäusen und Wanderfalken.
Im Hinteren Bayerischen Wald direkt an der Tschechischen Grenze liegt der Nationalpark Bayerischer Wald. Er war – 1970 gegründet – der erste Nationalpark in Deutschland. Geschützt werden Hochlagenwälder, Bergmischwälder, Aufichtenwälder in den Tälern und einige Urwaldreste. Außerdem erstrecken sich dort auch ökologisch wertvolle Hochmoore, Moorseen und ehemalige Hochweiden („Schachten“).
Der Nationalpark Berchtesgaden im Landkreis Berchtesgadener Land ist der einzige deutsche Nationalpark in den Alpen. Er ist Teil des 1990 von der UNESCO ausgewiesenen Biosphärenreservats Berchtesgaden, das seit Juni 2010 zum Biosphärenreservat Berchtesgadener Land erweitert wurde. Er ist darüber hinaus ein bedeutendes Vogelschutzgebiet. In diesem Park geht es nicht nur um den Schutz einzelner Pflanzen und Tiere. Hier sind grundsätzlich alle Pflanzen und Tierarten streng geschützt. An den Park, der sich von einer Höhe von 603,3 Metern am Königssee bis zum Watzmann in 2.713 Meter Höhe erstreckt, schließt sich im Norden der Alpenpark Berchtesgaden an.
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