In der aktuellen Diskussion wird nach Auffassung der Arbeitnehmerkammer allerdings die Situation von Haushalten mit geringen und mittleren Einkommen und die Situation der älteren Menschen vernachlässigt. "Nach unseren Erkenntnissen ist der Bedarf an Wohnungen gerade bei den Beziehern niedrigerer Einkommen besonders hoch", betont Elke Heyduck, Geschäftsführerin der Arbeitnehmerkammer Bremen.
Der Anteil der Niedrigverdiener an den Haushalten hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Fast ein Fünftel der Bremer Haushalte verfügt über ein Nettoeinkommen von weniger als 900 Euro. Fast die Hälfte davon wird zum Wohnen benötigt. In der Vergangenheit sind die Arbeitnehmerverdienste im unteren Drittel der Lohnskala nicht gestiegen, sondern preisbereinigt sogar noch gesunken. Inzwischen arbeitet jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte zu einem Niedrigverdienst. "In Bremen fehlen bezahlbare Wohnungen mit angemessener Qualität. In diesem Bereich dürfen wir Engpässe nicht zulassen", mahnt Heyduck.
Neubau konzentriert sich auf teuren Wohnraum
Eine aktuelle Leerstandsquote von nur noch zwei Prozent des Wohnungsbestands zeigt, dass es bereits jetzt eng auf dem Wohnungsmarkt zugeht. 14.000 Wohnungen müssten bis 2020 gebaut werden, um eine ausreichende Wohnungsversorgung sicherzustellen - das wäre ein Bedarf von 1.400 Neubauwohnungen jährlich. Faktisch hat die Zahl der gebauten Wohnungen ein historisches Tief erreicht. 2010 waren es nur noch 677 neue Wohnungen - weniger als die Hälfte des Bedarfs. Dabei konzentriert sich der Neubau noch nicht einmal auf den Bereich, in dem das größte Defizit besteht: ein bezahlbares Mietwohnungsangebot im Geschosswohnungsbau.
Bremen braucht Wohnungsbauprogramm
Bremen benötigt ein Wohnungsbauprogramm zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Doch besonders in den stadtentwicklungspolitischen Vorzeigeprojekten - Überseestadt, Stadtwerder, Klinikum Mitte - richtet sich das Angebot vornehmlich immer noch an finanziell besonders leistungsfähige Zielgruppen. Eine Umsteuerung der bisher sozial schieflastigen Planungen erscheint dringend erforderlich.