"Heute rücken Fragen des nachhaltigen Planens und Bauens, die energetische Optimierung des Gebäudestandes und die Entwicklung neuer Wohnformen für eine Gesellschaft im demografischen Wandel in den Fokus", beschrieb Hartmut Miksch, der Präsident der Architektenkammer, die aktuellen Herausforderungen für den Berufsstand. Daneben gebe es einige Themen und Ziele, welche die Architektenkammer NRW seit ihrer Gründung kontinuierlich und mit großem politischen Impuls verfolge: die Weiterentwicklung des Wohnungsbestandes und insbesondere des sozialen Wohnungsbaus, der zukunftsgerichtete Umgang mit Denkmälern, das Leben und Arbeiten in der Stadt.
Nordrhein-Westfalen sei mit seinen 29 Großstädten "wie ein Architekturlabor, das immer wieder innovative Wege in Architektur und Städtebau entwickelt und oft eine Vorbildfunktion übernimmt", konstatierte der Präsident der Architektenkammer. Beispiele für solche Impulse seien die Landeswettbewerbe, welche die Kammer seit vielen Jahren mit dem Land NRW durchführt, Auszeichnungsverfahren wie "Vorbildliche Bauten in NRW", "Innovative Wohnformen", "Wohnen an ungewöhnlichen Orten" oder für "Schulbauten in NRW", der Einsatz der Kammer für junge Leute mit der Aktionsplattform "Architektur macht Schule!" sowie die Landesinitiative StadtBauKultur NRW, die die Architektenkammer als zentraler Partner immer wieder vorangetrieben habe.
Den besonderen Einsatz und Beitrag der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen für die Baukultur hob auch Landesbauminister Harry K. Voigtsberger in seiner Rede vor den 500 Gästen in Düsseldorf hervor: "Wir wollen eine breite öffentliche Diskussion über Stadt und Architektur", betonte der Minister, und versprach: "Wir werden gemeinsam mit der Architektenkammer und weiteren Partnern eine neue Landesinitiative 'NRW-Baukultur 2020' auf den Weg bringen."
40 Jahre Architektenkammer Nordrhein-Westfalen - eine Zeitspanne, die auch einen tiefgreifenden Wandel im Verständnis des Umgangs mit natürlichen Ressourcen, mit Energie und dem Verbrauch von Boden mit sich gebracht hat. "Das nachhaltige Planen und Bauen ist eines der zentralen Themen der nächsten Jahrzehnte für die Architektenschaft", prognostizierte Kammerpräsident Hartmut Miksch. "Wir müssen den Gebäudebestand für die Zukunft fit machen, ohne dabei gewachsene Stadtbilder und historisch bedeutsame Architekturen zu gefährden." Das Land NRW forderte der Präsident der Architektenkammer auf, künftig als Bauherr nur noch Gebäude zu realisieren, die weniger Energie verbrauchen, als sie selber generieren können.
Bei Landesbauminister Voigtsberger traf dieses Anliegen auf Unterstützung. Harry K. Voigtsberger lobte das starke Engagement der Kammer für energieeffiziente Bauweisen und Techniken. Diese werde das Land fördern, denn "nur so können wir den Klimaschutz im Gebäudesektor nachhaltig verbessern." Der Minister versprach: "Wir sind auf dem Weg zu einer klimaneutralen Landesverwaltung."
Auf das für die Siedlungsstruktur in Nordrhein-Westfalen typische Thema "Urbanität" ging der Philosoph Prof. Dr. Peter Sloterdijk in seiner Festrede ein. "Über Koexistenz in Städten" überschrieb er seine philosophische Betrachtung, die das Wesen urbaner Strukturen in fünf anthropologischen Dimensionen analysierte. Die menschlichen Bedürfnisse nach Schlaf, nach Geselligkeit oder auch Luxus seien beispielsweise Motive, die das Wachsen und Werden unserer Städte zentral beeinflusst hätten. Diese anthropologischen Verhaltensmuster blieben auch für künftige Stadtstrukturen und Agglomerationen von grundlegender Bedeutung.
Festschrift:
Zum Jubiläum der Architektenkammer NRW ist eine Festschrift erschienen, in der 30 renommierte Autoren verschiedener Disziplinen Analysen und Überlegungen zu den aktuellen Aufgaben und Herausforderungen der Architektinnen und Architekten präsentieren. "Perspektiven. Architektur und Städtebau im Spiegel von Politik, Gesellschaft, Kultur und Recht" kann kostenlos bestellt werden bei der Architektenkammer NRW, Zollhof 1, 40221 Düsseldorf; info@aknw.de.
Hintergrund:
Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen (AKNW) ist die berufsständische Selbstverwaltung der rund 30.000 Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner in NRW. Als Körperschaft des Öffentlichen Rechts übernimmt sie teilweise auch öffentliche Aufgaben, etwa die Bestellung und Vereidigung von Sachverständigen. Die AKNW hat ihren Sitz in der Landeshauptstadt Düsseldorf im "Haus der Architekten".
Am 1. April 1970 trat das "Architektengesetz" des Landes Nordrhein-Westfalen (heute: Baukammerngesetz) in Kraft, mit dem der Landtag die Einrichtung einer Architektenkammer NRW beschlossen hatte. Die Gremien der Kammer nahmen 1970/71 ihre Arbeit auf.
Zentrale Aufgabe der Kammer ist es, die Architektenliste bzw. Stadtplanerliste zu führen und im Sinne des Verbraucherschutzes darüber zu wachen, dass nur qualifizierte Personen die Titel "Architekt/in", "Innenarchitekt/in", "Landschaftsarchitekt/in" oder "Stadtplaner/in" führen. Darüber hinaus erfüllt die Architektenkammer eine Vielzahl von Aufgaben, von der fachlichen Beratung des Parlaments über die Fortbildung ihrer Mitglieder bis hin zur Förderung der Baukultur in NRW (vgl. "AKNW-Portrait" im Anhang). Die Architektinnen und Architekten in NRW tragen ihre Architektenkammer Nordrhein-Westfalen über Mitgliedsbeiträge aus eigener Kraft.