Können Standard-Frachtcontainer gewinnbringend in der Architektur zum Einsatz kommen? Angesichts der weltweit weiter wachsenden Population und eines parallel dazu anschwellenden Mangels an Baugrund und Wohnflächen in den Städten und Metropolen verdient ein überall verfügbares, vergleichsweise kostengünstiges und einfach zu montierendes Bauelement eine nähere Betrachtung. "Container spielen in der Architektur sicherlich keine dominante Rolle", erklärt Hartmut Miksch, der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. "Die Beschäftigung mit dem Planen und Bauen mit Modulen stößt aber vielfältige Fragen der Entwicklung von Architektur und Städtebau an. Mit unserer 'Boxenstopp'-Veranstaltungsreihe laden wir alle Interessierten zu einem offenen Gespräch über das Wohnen, Arbeiten und Leben in der mobilen Gesellschaft ein."
Die Vortrags- und Diskussionsreihe "Boxenstopp" führt international renommierte Architektinnen und Architekten in Düsseldorf zusammen, die parallel zu der Ausstellung "Container Architektur" im NRW-Forum ihre Arbeiten und Visionen für das Bauen und Gestalten mit Containern vorstellen. An vier Dienstagabenden trifft jeweils ein erfahrener Architekt, der sich seit vielen Jahren mit dem elementierten Bauen beschäftigt, mit einem jüngeren Architektenkollegen zusammen, der mit aktueller, innovativer Container-Architektur auf sich aufmerksam gemacht hat. Thematisch geht es um die Fragen des technischen Planens und Bauens mit Containern, die Wohn-Qualitäten von Boxen, um die Vorteile der Mobilität und natürlich um die Frage nach der Kunst in der Container-Architektur (Programminfo siehe Anhang).
Jeder "Boxenstopp"-Abend endet mit der Möglichkeit für das Publikum, sich mit Fragen und Statements an dem Container-Architektur-Diskurs zu beteiligen, sowie der Einladung zu einem geselligen Austausch. Zudem besteht die Möglichkeit, vor Beginn der Vortragsveranstaltung (um 19.00 Uhr) bereits ab 18.00 Uhr zur Einstimmung die Ausstellung "Container Architektur" zu besuchen.
Weitere Infos und Fotos unter www.aknw.de, Rubrik "Presse".
„Boxenstopp“: Architekten zum Bauen mit Containern
Veranstaltungsreihe der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen im NRW-Forum Düsseldorf zur Ausstellung „Container Architektur“
Beginn der Veranstaltungen jeweils um 19.00 Uhr.
Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung wird gebeten unter teilnahme@aknw.de; bitte das gewünschte Datum der Veranstaltung angeben. Die Architektenkammer NRW versendet per Mail eine Teilnahmebestätigung, mit der zugleich der kostenlose Zugang in die Ausstellung ermöglicht wird.
21.06.2011: Technik - „Die Inszenierung der Einfachheit“
In der ersten Veranstaltung am 21. Juni werden sich Prof. Han Slawik und Harald Echsle aus Zürich mit den konstruktiven Eigenschaften des Containers befassen. Dieser erste Abend versteht sich als Einführung und stellt einige Grundlagen heraus, was das Planen und Bauen mit Containern angeht.
Prof. Han Slawik lehrt Entwerfen und Konstruieren an der Leibniz-Universität in Hannover und arbeitet als Architekt in Hannover und Amsterdam. Schon seit mehr als 25 Jahren befasst er sich mit der Verwendung von Containern im Wohnungsbau. Erst vor wenigen Monaten veröffentlichte er das große Standard-Buch zu unserem Thema, den „Container-Atlas“, der eine Systematik und genaue Analyse der Container-Architektur vornimmt.
Architekt Harald Echsle ist mit dem Verkaufsgebäude der Firma Freitag in Zürich zweifellos eines der spektakulärsten Bauwerke mit Containern gelungen. Die Firma „Freitag“ verkauft in dem Flagship-Store Taschen aus recycelter LKW-Plane; entsprechend passt das Ambiente der Verkaufsräume sehr gut zum Thema: Das Bauwerk besteht aus 17 Überseecontainern. Erfahrungen sammelte Harald Echsle auch mit der Verwendung von Containern in temporären Theaterbauten und in modularen Wohnungsbauten.
28.06.2011: Wohnen - „Living in a box“
Prof. Wolfgang Döring und Architekt Pieter Peerlings aus Antwerpen befassen sich mit der Frage, inwieweit sich ein Metallcontainer, der üblicherweise Frachtgut über die Schiene und die Meere transportiert, ernsthaft zum Wohnen eignen kann.
Prof. Wolfgang Döring ist einer der erfahrensten Architekten in diesem Themenfeld: Seit den 1960er Jahren befasst er sich mit Modulbauweisen, also der Frage, inwieweit Bauwerke durch fertig vorproduzierte Bauteile vor Ort auf der Baustelle schneller, sauberer und kostengünstiger errichtet werden können als in herkömmlicher Bauweise. In dieser Zeit hat Wolfgang Döring auch mehrere Fertig-Wohnhäuser realisiert.
Das eigene Haus in einer Baulücke in Antwerpen haben die jungen Architekten Silvia Mertens und Pieter Peerlings gebaut. Ihr Wohnhaus ist nur 2,40 Meter breit, sehr reduziert in der Formsprache und Ausgestaltung und entwickelt einen ganz besonderen Charme, indem die Ästhetik von Containern bewusst als Gestaltungselement eingesetzt wird.
05.07.2011: Module - „Wendepunkte im Bauen“
Das Planen und Bauen mit vorgefertigten Elementen, Modulen und Raumzellen steht im Mittelpunkt des dritten „Boxenstopp“ am 5. Juli. Zentral sind dabei die Fragen, wie durch Vorelementierung Kosten gespart werden können und inwieweit durch den Einsatz von Raumelementen (also Container-Strukturen) die Mobilität und Recyclingfähigkeit wichtige Argumente sein können.
Prof. Helmut Schulitz lehrt und forscht seit über 30 Jahren zu diesen Fragen. Der frühere Inhaber des Lehrstuhls für Industriebau an der TU Braunschweig hat auch viele Bauwerke mit Bausystemen und unter Verwendung industrieller Halbzeuge realisiert.
Das Büro von Arie van der Neut HVDN in Amsterdam beschäftigt sich mit temporär nutzbaren Schul- und Wohnungsbauten, die aus Containern oder ähnlichen Raumzellen erstellt werden können. In
Amsterdam haben HVDN Architekten u. a. ein großes Studentenwohnheim und ein Gymnasium aus Containern gebaut.
12.07.2011: Kunst - „Container als Symbol und Vision“
Unsere „Boxenstopp“-Reihe schließen wir mit einem Blick auf die immer spannende Frage, wo die Grenze zwischen Architektur als Ingenieurbau und Kunst verläuft. Wer mit Containern baut, tut dies nicht nur aus Kosten- und Praktikabilitätsgründen. Oft wird damit auch eine künstlerische Aussage verbunden.
Gesa Mueller von der Haegen ist Architektin und Szenografin. Über mehrere Jahre lehrte sie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Ihre praktischen Arbeiten sind temporäre Bauten, Stadtmöblierungen und Kunstprojekte im öffentlichen Raum.
Patrick Pütz arbeitet mit seinem Kölner Architekturbüro „komma4“ ganz klassisch im Bereich Hochbau, realisiert aber auch temporäre Architekturen. Internationale Aufmerksamkeit erregte er u. a. mit dem temporären Museum „100 Jahre St. Pauli“ im vergangenen Jahr in Hamburg, einer Container-Konstruktion. Gegenwärtig in Bau ist ein Container-Projekt auf der Zeche Zollverein in Essen zum Thema „Mobile Working Spaces“, ein Wettbewerb aus dem Kulturhauptstadtjahr.