Die Ministerpräsidentin hob die große Bedeutung eines vorausschauenden Städtebaus hervor. Die bauliche Sanierung des Gebäudebestandes und die Modernisierung auch öffentlicher Bauwerke sei ein unverzichtbarer Bestandteil der angestrebten Energiewende. "Architektinnen und Architekten müssen mit innovativen Ideen praxistaugliche Lösungen anbieten und umsetzen", appellierte Hannelore Kraft an die Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner im Auditorium. "Unsere Gesellschaft benötigt Ihr Know-how und Ihre Erfahrung, sonst bleiben die Strategien und Konzepte der Politik Gedankenspiele."
Der Präsident der Architektenkammer NRW, Hartmut Miksch, bekräftigte die Bereitschaft der nordrhein-westfälischen Architektinnen und Architekten, sich für das gemeinsame Ziel des baulichen Klimaschutzes einzusetzen. Dazu benötigten aber nicht nur Planer, sondern auch Investoren und Bauherren einen verlässlichen gesetzlichen Rahmen: "Nordrhein-Westfalen und auch der Bund brauchen einen Masterplan für die Energiewende, der mittel- und langfristige Ziele definiert, überprüfbare Zwischenschritte festlegt und Programme auf den Weg bringt. Ein solcher Masterplan ist ein Generationenprojekt und muss unabhängig von politischen Großwetterlagen betrieben werden", forderte Miksch.
Der Präsident der Architektenkammer ging auch auf die Frage der Entwicklung des Mietwohnungsmarktes ein. "Die Modernisierung des Bestandes muss auch im Bereich des geförderten Wohnungsbaus konsequent weiter verfolgt und ausgebaut werden", forderte Hartmut Miksch. Trotz der seit Jahren steigenden Nachfrage nach neuem, demografiefestem und preisgünstigem Wohnraum habe sich die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in NRW in den Jahren 2000 bis 2010 nahezu halbiert und lag bei nur noch rund 33.000 Wohneinheiten. Dies habe in den Wachstumsregionen der Rheinschiene und in den Universitätsstädten des Landes bereits zu erheblichen Wohnungsengpässen geführt. Zudem seien lediglich zwei bis drei Prozent der rund 8,5 Millionen Wohnungen in Nordrhein-Westfalen mit einem barrierefreien oder barrierearmen Standard ausgestattet. "Wir müssen die notwendige energetische Sanierung des Wohnungsbestandes nutzen, um nicht nur klimagerecht, sondern auch demografiefest umzubauen", appellierte Hartmut Miksch an Politik und Wohnungswirtschaft.
Der nordrhein-westfälische Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr, Michael Groschek, stimmte diesem Anliegen prinzipiell zu. "Wir verbinden Klimaschutz mit sozialem Augenmaß. Deshalb fördern wir in NRW die Energieeffizienz bei Neubauten und Altbauten im Rahmen der sozialen Wohnraumförderung. Damit sollen die Mieten auch für einkommensschwache Haushalte bezahlbar bleiben", führte der NRW-Bauminister aus. Die Landesregierung wolle für die wohnungswirtschaftlichen Akteure verlässliche Förderkonditionen schaffen. "Auch der Bund muss sich endlich zu verlässlichen Zielen und Förderinstrumenten bekennen und klare Ansagen machen, mit welchen Mitteln er welche Maßnahmen fördern will, um die energetische Sanierungsrate zu erhöhen", forderte Groschek.
Über die weitere Entwicklung einer konsistenten, langfristigen baupolitischen Perspektive für Nordrhein-Westfalen diskutierten auf dem Architektentag NRW 2012 auch die Fachpolitiker der im Landtag vertretenen Parteien: Jochen Ott (SPD), Daniela Schneckenburger (Bündnis 90/Die Grünen), Bernhard Schemmer (CDU), Christof Rasche (FDP) sowie Oliver Bayer (Piraten).
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