Forderung nach Prämienauszahlung
Einen Überschuss von rund 3,9 Mrd. € haben die gesetzlichen Krankenversicherer (GKV) in den ersten drei Quartalen 2011 erwirtschaftet. Dieser wird zwar aufgrund höherer Ausgaben im vierten Quartal für das Gesamtjahr etwas geringer ausfallen, dennoch können die Kassen im Durchschnitt ihre Finanzmittel deutlich ausbauen. Assekurata erwartet, dass branchenweit die Betriebsmittel und Rücklagen zum Jahresende 2011 auf über 9,5 Mrd. € (2010: 5,9 Mio. €) beziehungsweise ein Ausgabenvolumen von 19,5 Tagen (2010: 12,3 Tage) ansteigen. Diese umfangreichen Finanzmittel will die Politik für einen schärferen Preiswettbewerb unter den Kassen einsetzen. Nach Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) verlangt nun auch der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU, Jens Spahn, dass finanziell gut ausgestattete Kassen Beitragsprämien an ihre Kunden auszahlen.
Viele Krankenkassen fokussieren langfristige Stabilität
Bislang schütten nur etwa zehn, zum Teil kleine und betriebsbezogene Kassen eine Prämie zwischen 30 und 100 € pro Jahr an ihre Mitglieder aus. Zwar verfügen noch weitere Kassen über ausreichend Mittel für eine Prämienzahlung, bislang sehen sie hiervon jedoch ab. "Durch Prämienzahlungen werden den Kassen nur unnötig Mittel entzogen. Diese stehen später nicht mehr zur Verfügung, wenn sie zur Versorgung der Kunden benötigt werden", erklärt Guido Leber, Bereichsleiter Analyse bei der ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH, das Vorgehen der Kassen. Schon für 2012 prognostiziert der beim Bundesversicherungsamt ansässige GKV-Schätzerkreis wieder ausgeglichene Ergebnisse. Ab 2013 erwarten viele Marktteilnehmer aufgrund einer schwächeren Konjunktur und steigenden Leistungskosten eine generelle Unterfinanzierung in der GKV. "Spätestens 2014 wird sich dann zeigen, welche Kassen genug Substanz haben, um einen Zusatzbeitrag zu vermeiden und wer erneut Zusatzbeiträge von seinen Kunden einfordern muss", prognostiziert Leber.
Assekurata für solide Finanzstrategien der Kassen
Nach Meinung von Assekurata sollten sich gesetzliche Krankenkassen finanziell langfristiger ausrichten. Dies sichert den Kunden Stabilität bei den Finanzen und Leistungen der Kassen. "Gleichzeitig wird eine Achterbahnfahrt von Prämien und Zusatzbeiträgen vermieden", erläutert Guido Leber. "Im Wettbewerb zählt dauerhafte Verlässlichkeit mehr als kurzfristiges Säbelrasseln." Da jedoch die finanzielle Leistungsfähigkeit der einzelnen Krankenkassen sehr unterschiedlich ist, sollten die aktuellen Transparenzbemühungen zur finanziellen Lage der Kassen weiter vorangetrieben werden. Ziel muss es sein, dass die Versicherten finanziell solide Anbieter von schwächer aufgestellten Wettbewerbern unterscheiden können. Kurzfristige Preisunterschiede greifen hierbei jedoch zu kurz. "Das Interesse an unserer Finanzprüfung für gesetzliche Krankenkassen zeigt, dass sich finanzstarke Anbieter im Wettbewerb klar positionieren wollen", erläutert Leber.
Zusatzbeitrag als erheblicher Wettbewerbsnachteil
Wie wichtig eine solide Finanzsituation für die Krankenkassen ist, zeigen die Folgen eines Zusatzbeitrags. Viele Kunden kehren ihrem Anbieter den Rücken, sobald sie zusätzliche Beiträge zahlen müssen. Bei der DAK verringerte sich seit Einführung des Zusatzbeitrags der Mit-gliederbestand um fast 10 %. Andere Kassen trafen die Kundenverluste noch härter. "Dies ist ein warnendes Signal an alle Markteilnehmer", erklärt Leber. "Die Kassen sind dazu gezwungen einen Zusatzbeitrag möglichst lange zu vermeiden und das geht nur durch das Ansparen von finanziellen Reserven."