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Astrid Korten Ferd.-Weerth-Str. 31 45219 Essen, Deutschland http://www.astrid-korten.com
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Astrid Korten

ASTRID KORTEN - Vor dieser Autorin hat Deutschland Angst

Großes Interview mit Linda Tabea-Vehlen anlässlich der Frankfurter Buchmesse

(lifePR) (Essen, )
Linda: Astrid, wie geht’s dir?

AK: „Wieder gut.“

Linda: Was ist für dich das größte Unglück?

AK: „Eine Spritze vom Orthopäden.“

Linda: Eine aktuelle Erfahrung?

AK: „Kann man wohl sagen. Können wir das Thema wechseln?“

Linda: Eiskalte Verschwörung?

AK: „Sehr gut.“

Linda: Die Presse behauptet, dass Deutschland sich vor der Autorin Astrid Korten fürchten muss.

AK: „ Das habe ich gelesen. Ich spreche in meinem Thriller immer ein hochbrisantes Thema an. Dieses Mal ist das Innenministerium und der Kreml involviert: Intrigen und Machtmissbrauch vor dem Hintergrund der digitalen Verbrechensbekämpfung „Predictive Policing“ und der Missbrauch der digitalen Überwachung.

Linda: Das Thema Überwachungssoftware, Drohnen und der Einsatz der Mindmaschine bei Gefangenen hat mich als Autorin schon immer interessiert, weil – wie du mir erzählt hast - ein Freund von dir Polizeisoftware entwickelt und ihr in der Vergangenheit schon oft kontrovers darüber diskutiert habt.

AK: „Ich habe in Eiskalte Verschwörung viele mögliche, beängstigende Szenarien erwähnt, die der Öffentlichkeit so gewiss(noch) nicht bekannt sind.“

Linda: Predictive policing: Polizisten sitzen vor dem Computer und können genau voraussagen, wo im Laufe des Tages Verbrechen geschehen werden, so wie Meteorologen das Wetter voraussagen. Per E-Mail schlägt das Windows-Programm automatisch Alarm, wenn irgendwo in der Stadt neue Einbrüche drohen. Ist es der Beginn einer Revolution in Sachen Polizeiarbeit? In der Praxis liegt das System oft richtig.

AK: „Stimmt. In Los Angeles, Zürich und Berlin wird die Software bereits mit Erfolg eingesetzt. Mir ging es in erster Linie darum, mal zu zeigen, was es mit den Nebenwirkungen auf sich hat. Wer kontrolliert die Kontrollierenden? Der Steuerzahler hat einen Anspruch auf Transparenz. Die von Steuergeldern bezahlten staatlichen Stellen schweigen aber oder informieren nur selektiv.“

Linda: Die Software-Entwickler betonen, dass keine personenbezogenen Daten verarbeitet werden. Stimmt das?

AK: „Nein! Die Unterlagen, die Edward Snowdon der Welt präsentiert hat, beweisen den Missbrauch der digitalen Überwachung. Warum nicht auch bei einer Überwachungssoftware? Das Programm nutzt – wie eine vertrauenswürdige Quelle mir versichert hat – auch die Standorte von Mobilfunknutzern und die Daten von Social Media oder andere Quellen, obwohl das verständlicherweise abgestritten wird.“

Linda: Predictive Policing hat nichts mit dem berühmten Blick in die Glaskugel zu tun. Es ist knallharte Kriminologie und Statistik, die menschliches Verhalten analysiert. Sind denn Einbrecher Gewohnheitstiere?

AK: „Es mag für uns erstaunlich klingen, aber Einbrecher kehren häufig innerhalb weniger Tage in ein Gebäude oder ein Quartier zurück. Fazit: Menschen hinterlassen immer ein musterhaftes Verhalten. Egal ob sie „normal“ sind oder kriminell.

In Deutschland wird der Staat die neue Software quasi durch die Hintertür einführen, ohne öffentliche Diskussion. Dadurch sind Unsicherheiten in der Bevölkerung vorprogrammiert.“

Linda: Was also heute als „anonym“ gilt, kann morgen schon eine grobe Persönlichkeitsverletzung darstellen?

AK: „Ja, davon bin ich überzeugt. Deshalb ist Transparenz so wichtig. Im Zeitalter der NSA-Schnüffler und anderer umstrittener Methoden zur Massenüberwachung wecken neue Technologien Ängste. Durch eine aktive und offene Kommunikation können die verantwortlichen Stellen zur Beruhigung beitragen und Missverständnisse vorbeugen. Besonders wichtig ist es, die physische wie auch die digitale Identität zu schützen.“

Linda: „Eiskalt“ – das ist längst dein und das Markenzeichen deiner Bücher. Nach „Eiskalter Plan“, „Eiskalter Schlaf“ und „Eiskalte Umarmung“ (letztes Jahr auf Platz 1) geht es auch im neuen Thriller „eiskalt“ und gnadenlos zur Sache. Gleich zu Beginn erleben die Leser den Mord an einer jungen Frau, geschildert aus der Sicht des Mörders Janus, einem genialen Softwareentwickler, der keine Skrupel kennt und im Roman immer präsent ist. Es gibt einige heftige Szenen im Roman. Warum?

AK: „Gewalt ist die Sprache der Sprachlosen. So wort- und weltgewandt meine Figuren auch sein mögen, so leiden sie doch unter emotionalem Analphabetismus. Ich zitiere jetzt mal die Kritik: „Um ihre Antagonisten noch furchteinflößender erscheinen zu lassen, evoziert Korten eine Ästhetik der Brutalität, die jedoch niemals als inflationäre Effekthascherei, sondern als behutsam dosiertes Stilmittel eingesetzt wird. Korten schafft somit eine beängstigende Atmosphäre kalter Sterilität, beherrscht aber gleichzeitig die Kunst, nicht gänzlich emotionslos zu verbleiben.“ Gewalt steht hier als Metapher für den Missbrauch und ist nicht nur die Versehrung des Körpers.

Linda: Du schaffst mit dem Protagonisten Janus einen eiskalten Psychopathen. Chapeau! Er zieht den Leser in einen faszinierenden Bann, der es kaum erlaubt, das Buch aus der Hand zu legen! Woher kam die Idee für „Janus“.

AK: „Ich habe eine preisgekrönte Kurzgeschichte geschrieben. In dieser Geschichte kommt ein Kind in Sibirien zur Welt. Einige Leser haben den Wunsch geäußert, es möge eine Fortsetzung geben. Ich habe der Bitte entsprochen.“

Linda: Die Recherchen führten dich zu Entwickler für Polizeisoftware und in höchste Kreise aus Politik und Wirtschaft.

AK: „Das war eine sehr interessante Erfahrung. Wir haben Fragen rundum die Überwachung, die Sicherheit und die Informationspflicht diskutiert.“

Linda: Und das Resultat?

AK: „Eiskalte Verschwörung lesen. Das brandaktuelle Tagesgeschehen der ersten Jahreshälfte ist auch ein Thema des Thrillers.“

Linda: Wenn Deutschland nicht mehr als Domizil infrage käme, wo würdest du dann gerne leben?

AK: „Vancoucer.“

Linda: Was ist für dich das vollkommene irdische Glück?

AK: „Familie.“

Linda: Welche Fehler kannst du nicht verzeihen?

AK: „Kleingeisterei, Verlogenheit, Geiz, Gewalt in jeder Hinsicht.“

Linda: Deine liebste Comic-Figur?

AK: „Alf.“

Linda: Deine meistgehasste Sendung im Fernsehen?

AK: „Gute Zeiten, schlechte Zeiten.“

Linda: Wann hast du dich das letzte Mal gegoogelt?

AK: „Gerade eben.“

Linda: Welche Kunstausstellung hast du zuletzt besucht?

AK: „Picasso-Ausstellung Paris. Genial.“

Linda: Auf die Musik welches Komponisten könntest du am ehesten verzichten?

AK: „Jack White.“

Linda: Welche Eigenschaft schätzt du an dir selbst am meisten?

AK: „Hartnäckigkeit.“

Linda: Welche der sieben Todsünden wird überschätzt?

AK: „Die Völlerei.“

Linda: Deine Lieblingsbeschäftigung?

AK: „Rate mal!“

Linda: Mit welcher literarischen Figur könntest du dich identifizieren?

AK: „Heathcliff aus von Emily Brontees Sturmhöhe.“

Linda: Was schätzt du bei deinen Freunden am meisten?

AK: „Offenheit.“

Linda: Deine größte Leistung?

AK: „Als Niederländerin in einer „Fremdsprache“ Romane zu schreiben und damit Erfolg zu haben, empfinde ich als meine größte Leistung.“

Linda: Welchen Lebenstraum hast du aufgegeben?

AK: „Keinen.“

Wofür hast du dich zuletzt entschuldigt?

AK: „Für meine Ungeduld.“

Linda: Dein Lieblingswort?

AK: „Mups. Passt zu mir und soll auf meinem Grabstein stehen. Mups sind Mikropellets.

Linda: Was macht dich nervös?

AK: „Mangelnder Schlaf.“

Linda: Welchen Roman der Weltliteratur hast Du nicht zu Ende gelesen?

AK: „Buddenbrooks.“

Linda: Welchen Roman hättest du gerne selbst geschrieben?

AK: „Alles was wir geben mussten von Kazuo Ishiguro.“

Linda: Was liest du im Moment?

AK: „An allem nagt der Zahn der Zeit von Middas Dekkers.“

Linda: Als E-Book oder in gedruckter Form?

AK: „Als Printversion.“

Linda: Wann hat man es als Autor geschafft?

AK: „Mit dem Nobelpreis für Literatur.“

Linda: Wen würdest du gerne einmal wiedersehen?

AK: „Pierce Brosnan und seine Frau.“

Linda: Welche natürliche Gabe möchtest du besitzen?

AK: „Das zweite Gesicht.“

Linda: Wie möchtest du sterben?

AK: „Herzinfarkt auf einer Wiese.“

Linda: Und dann?

AK: „Als Gänseblümchen erwachen.“

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