Eine lebenswerte Stadt muss gepflegt werden. In Flensburg sorgt das Technische Betriebszentrum (TBZ) für Ordnung. Um Grünflächen, Müllabfuhr, Recyclinghöfe, Kanalreinigung, Straßenunterhaltung, Zentralwerkstatt, Straßen- oder Gebäudereinigung kümmern sich die 380 Mitarbeiter. Der Betrieb entstand 1995 durch den Zusammenschluss der städtischen Bau- und Betriebshöfe und wird seitdem nicht mehr wie eine Behörde verwaltet, sondern wie ein Wirtschaftsbetrieb kaufmännisch geführt. Die Anstalt öffentlichen Rechts ist seit 2005 ein selbständiges Kommunalunternehmen, das zu 100 Prozent der nördlichsten Stadt Deutschlands gehört. 150 orangefarbene Großfahrzeuge und Geräte sind Tag für Tag unterwegs, um das Flensburger Stadtbild in Schuss zu halten.
1995 schlug die 80.000-Einwohner-Stadt mit ihrem TBZ einen neuen Kurs in der Kommunalverwaltung ein. Man wollte wirtschaftlicher arbeiten und Kostentransparenz herstellen. Seitdem müssen die städtischen Ämter ans TBZ zahlen, wenn sie ihren Dienstleister mit Aufträgen eindecken. Betriebsstandorte, die damals über halb Flensburg verteilt lagen, sind nun im Gewerbegebiet an der Schleswiger Straße zusammengefasst, was zu einer wesentlich besseren Personalauslastung führt. Ein gewerblicher Mitarbeiter in der Abfallabfuhr kann beispielsweise sofort für Gartenarbeiten in den städtischen Parks oder zur Reinigung von Straßen eingesetzt werden, wenn es in seinem Stammjob gerade nichts zu tun gibt.„Kein Gefängnisaufseher mit 20 Schlüsseln am Bund“
Als Technischer Betriebsleiter ist Diplom-Ingenieur Dietmar Drews auch Projektchef für den Neubau, der im Frühsommer 2007 mit den Fahrzeug- und Lagerhallen komplett fertig gestellt wird. Drews wandelte auch hier nicht auf eingetretenen Pfaden und verlangte ein Schließsystem mit hohem Sicherheitsstandard und flexibler Handhabung. „Ich wollte nicht wie ein Gefängnisaufseher mit 20 Schlüsseln am Bund durch die Gegend laufen“, erzählt er. Am Schlüsseletui von Dietmar Drews hängen heute außer dem Winkhaus BlueChip noch vier herkömmliche Modelle – „aber die sind privat“.
So kamen die Leute vom TBZ mit der Hamburger Winkhaus Objektberaterin Sandra Schubert ins Gespräch. Sie stellte Anfang 2005 das System BlueChip mit dem Elektronischen Rosettenbeschlag (EZK), der in Kooperation zwischen Winkhaus und FSB entwickelt wurde, in Flensburg vor. Noch interessanter wurde der Kontakt für die Bauherren, Architekten und Planer, als sie hörten, dass Winkhaus mit dem BlueChip eine komplette Absicherung mit Zutrittskontrolle online und offline, mechanischen und elektronischen Schließanlagen bieten konnte. Nach einer detailreichen Planungsphase kam Ende 2005 die Ausschreibung für die Winkhaus Zugangskontrolle zustande und wurde über einen örtlichen Händler abgewickelt.
Der Haupteingang wurde mit einem Zutrittskontrollleser (ZK Leser) und einer Pincode-Tastatur für die Scharf-/Unscharfschaltung einer Einbruchmeldeanlage (EMA) im Siedle Design ausgestattet. Die Verschlusstechnik basiert auf einer motorischen Verriegelung. Der Nebeneingang erhielt einen Online ZK Leser und einen BlueChip Zylinder, um die motorisch verschlossene Tür bei Stromausfall auch manuell öffnen zu können.
Die im Gebäudeinneren befindlichen Flurtüren zu den verschiedenen Arbeitsbereichen wurden ebenfalls mit einem Online ZK Leser ausgerüstet, hier aber im Gira Design. Sie werden elektronisch geöffnet. Das gilt auch für die Umkleideräume, die täglich von 220 Männern und zehn Frauen benutzt werden und mit einem Online ZK Leser und einer Pincode-Tastatur (Design Siedle) bestückt wurden. Die Tastensperre ist von Bedeutung, wenn ein Mitarbeiter seinen Schlüssel vergessen hat, aber mit dem Tastencode trotzdem die Tür öffnen kann.
Im offline-Status werden dagegen die einzelnen Bürotüren in der TBZ-Verwaltung über Batterie betrieben. 28 Türen erhielten den EZK Beschlag, andere den BlueChip Schließzylinder. Über die EIB-Bustechnik ist das Technische Betriebszentrum an das Gebäudemanagement im Rathaus angeschlossen. In dessen technischer Zentrale wird per Monitor der Zustand jeder einzelnen Tür überwacht.
Kompatibel mit Zeiterfassungssystemen anderer Hersteller
Zu den Besonderheiten der Anwendung zählt, dass die Winkhaus Applikation kompatibel ist mit Systemen anderer Hersteller. Das ist hier bei der Arbeitszeitenerfassung von Bosch in der Lesart Hitag 1 der Fall. Den TBZ-Verantwortlichen war wichtig, dass die Beschäftigten sich nicht nur entsprechend ihrer Zugangsberechtigung durch das Zentrum schließen, sondern das BlueChip Medium auch zur Zeiterfassung nutzen können.
Deshalb wurden zwei Transponder in den BlueChip Schlüssel eingebaut, die Lesearten Temic von Winkhaus und Hitag 1 integriert. So können Mitarbeiter morgens an der Haupteingangstür die Einbruchmeldeanlage unscharf schalten und sich anschließend beim Zeiterfassungsterminal anmelden. Danach verschaffen sie sich – immer mit ein und demselben BlueChip Schlüssel – Zutritt am Lesegerät in ihren Büroflur und an der mit dem Elektronischen Rosettenbeschlag EZK installierten Bürotür an ihren Arbeitsplatz.
Dietmar Drews hat manchen schon staunen sehen, dem er das TBZ und die Schließanlage präsentierte. „Viele wissen noch gar nicht, was es auf dem Gebiet gibt.“ Zauberkräfte haben TBZ-Mitarbeiter gar bei Irmgard Gossler vermutet. Sie steuert die Software im Betriebszentrum. Dass sie den BlueChip eines Mitarbeiters nicht einmal in die Hand nimmt, sondern alle Festlegungen für den Benutzer an ihrem PC trifft, grenzt einigen fast an übersinnliche Kräfte. Per Mausklick lassen sich verloren gegangene Schlüssel mühelos sperren, auch bei Mitarbeiterwechseln. Andersherum sind verlorene und wiedergefundene Schlüssel über die im Transponder gespeicherte Personalnummer sofort dem Besitzer zuzuordnen.
Demnächst auch in Schulen und Sporthallen
Das technische Betriebszentrum in Flensburg verfügt unter den städtischen Gebäuden als erstes über die BlueChip Technologie von Winkhaus. Es wird aber nicht das letzte sein. Als nächste ausgestattet werden Schulen und Sporthallen, die viele Nutzer mit unterschiedlichen Zugangsberechtigungen haben. Beispielsweise wird ein Schulleiter Zutritt zu jeder Zeit in alle Räume haben müssen, während der BlueChip für den Fußballtrainer der Jugendmannschaft vielleicht nur auf Einlass Mittwochnachmittag zwischen 15 und 15.30 Uhr programmiert sein muss.
Klar, dass es auch mal eine Kinderkrankheit gegeben hat. TBZ-Betriebsleiter Dietmar Drews: „Manchmal leiden wir ja auch alle ein bisschen unter der Technik. Da fällt das Licht aus, dort schalten die Telefone ab. Schließtechnisch können wir uns wenig beklagen.“ Aber ausgerechnet er stand eines Tages vor seiner Bürotür und kam nicht an seinen Schreibtisch. Die Notlösung, die es im Winkhaus System immer gibt, hatte er vergessen, nahm die Sache aber mit Humor. „Bei euch ist es ja wie in Alcatraz“, frozzelte ihn ein Kollege an. „Nein“, antwortete Drews, „wie in Fort Knox, man kommt wohl raus, aber nicht immer rein.“
Flensburgs Elektroplaner Christian Hinrichsen hat nach eigenen Worten „viele Lösungen gesehen und getestet.“ Bei Winkhaus hat ihm das Handling am besten gefallen, weil es Vielfach-Funktionen als Komplettlösung im Gebäudemanagement bietet. Auch Nachrüstungen seien leicht möglich, was im TBZ Flensburg wichtig war, weil auch renovierte Altbauten zum Komplex gehören. „Wir wollen nicht bei jeder neuen Tür ein neues Schließsystem anschaffen müssen, sondern ein Medium für verschiedene Anwendungen.“
Für Christian Hinrichsen, der seit Jahrzehnten für die Stadt Flensburg Gebäudetechnik und Elektroanlagen geplant hat, war dieses Projekt mit dem Winkhaus BlueChip eines seiner großen. „Ein gelungener Abschluss“, bilanziert er. Denn 2006 ist der technologische Vorreiter aus dem Sattel gestiegen und in den Ruhestand gegangen.