Der Anteil der über 60-Jährigen an der Gesamtbevölkerung nimmt stetig zu. Allein in Berlin leben inzwischen mehr als 600 Bürger im Alter von 100 und mehr Jahren. Nicht nur für Verkehrspolitiker stellt sich die Frage nach der Verkehrssicherheit trotz altersbedingter Beeinträchtigungen älterer Autofahrer. Bisher dürfen in Deutschland Autofahrer ihren Führerschein grundsätzlich ohne Altersbegrenzung und turnusmäßige Gesundheits- Checks lebenslang nutzen. In Zukunft soll laut einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) der Hausarzt durch gezielte Beratung seiner Patienten eine wichtigere Rolle bei der Einschätzung des Fahrvermögens übernehmen als bisher. Vor diesem Hintergrund entwickelte die BASt ein Mobilitätsberatungskonzept für Ärzte. Es erhielt als eintägige Fortbildungsveranstaltung bereits von mehreren Ärztekammern eine Zertifizierung und ist in den entsprechenden Regionen als Ärzteweiterbildung verankert. Das Konzept stieß bei den teilnehmenden Medizinern laut BASt auf eine sehr gute Resonanz. Parallel dazu laufen Forschungsprojekte, um die Einstellung und das Verhalten der älteren Verkehrsteilnehmer sowie die Auswirkungen der Fortbildung auf den ärztlichen Behandlungsalltag zu erfassen. Es überrascht nicht, dass demnach für Senioren die eigene Fahrkompetenz und die aktive Teilnahme am Straßenverkehr von großer Bedeutung für ihre Lebensqualität sind. Obwohl die Fahrfähigkeit durch gesundheitliche Beschwerden und die Einnahme von Medikamenten eingeschränkt sein kann, wollen viele Senioren dies nicht wahrhaben und schätzen sich weiter als sichere Autofahrer ein. In solchen Fällen kommt dem Hausarzt als Vertrauensperson eine besondere Rolle zu, um die Fahrkompetenz gegenüber dem Patienten anzusprechen. Die daraus resultierenden Risiken könnten im Einzelfall effizienter eingeschätzt und mit einer entsprechenden Beratung verbunden werden, regt die Bundesanstalt für Straßenwesen an. Dies setze allerdings voraus, dass Ärzte gezielter als bisher über den Zusammenhang von Alter, Leistungsfähigkeit und Fahrkompetenz informiert und darin besser ausgebildet sind. Der Autound Reiseclub Deutschland (ARCD) begrüßt entsprechende Initiativen, wie sie die BASt gestartet hat. Sie dürften jedoch nicht so weit gehen, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient durch die Weitergabe von sensiblen Patientendaten an Fahrerlaubnisbehörden nachhaltig gestört wird. Es komme auf die Überzeugungskraft der Ärzte an, um anhand von Befunden die Kraftfahrer unter ihren Patienten zu überzeugen, dass sie wegen ihrer gesundheitlichen und altersmäßigen Beeinträchtigungen eine Gefahr für sich selbst und für andere Verkehrsteilnehmer sein können. Das Konzept könne aber nur funktionieren, wenn niedergelassenen Ärzten der Mehraufwand durch eine entsprechende Gebührenziffer bei den Krankenkassen vergütet wird.
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