- Straßenverkehrsordnung als Ideengeber
- Radfahrer im Fokus der Aktion
- Modellprojekt startet in Berlin und Freiburg
Für ein besseres Miteinander aller Verkehrsteilnehmer soll eine am Montag neu in Berlin gestartete Kampagne werben. Sie stellt Begriffe wie Vorsicht und Rücksicht in den Mittelpunkt und bezieht sich ausdrücklich auf die Straßenverkehrsordnung (StVO). Dort heißt es sinngemäß im Paragraph 1, die Teilnahme am Straßenverkehr erfordere ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. Und: Jeder Verkehrsteilnehmer habe sich so zu verhalten, dass andere nicht geschädigt, gefährdet, behindert oder belästigt werden. Leider sieht die Praxis oft anders aus, wie die Kampagne mit eindringlichen Bildern beweist.
Besonders im Fokus der Aktion steht der Radverkehr. Die Unfallzahlen in diesem Bereich stiegen im vergangenen Jahr zum Teil drastisch an: um 4,5 Prozent auf 398 tödlich verunglückte und sogar um 19 Prozent auf mehr als 14 000 schwer verletzte Radfahrer, wie der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Jan Mücke, bei der Veranstaltung sagte. Aber nicht mit erhobenem Zeigefinger wolle man drohen, sondern mit realistisch dargestellten Alltagsszenen für mehr Rücksicht werben, so Berlins Verkehrssenator Michael Müller. So gibt es im Internet und auf Flyern Szenen zu sehen, in denen sich radelnde Verkehrsrowdys weder um rote Ampeln noch um Gehwege kümmern, rücksichtslose Autofahrer Fußgängerwege zuparken und Fußgänger, durch Kopfhörer abgelenkt, leichtsinnig über Radwege laufen. Als Symbolfigur der Aktion fungiert Verkehrspatron Christophorus in zeitgemäßem Outfit: Er zeigt, was ohne Rücksicht alles schief gehen kann, und gibt Tipps für richtiges Verhalten. Mehr dazu im Internet auf www.rücksicht-im-strassenverkehr.de.
Die neue Aktion läuft vorerst als Modellvorhaben für zwei Jahre in den Städten Berlin und Freiburg. Später sollen weitere Kommunen folgen. Finanziert wird die Kampagne mit 350 000 Euro vom Bundesverkehrsministerium und mit 120 000 Euro von der Unfallforschung der Versicherer (UDV), die auch für die wissenschaftliche Begleitung sorgt. Finanzielle Unterstützung kommt von den Partnerstädten Berlin und Freiburg und vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) sowie von Förderern aus Medien, Unternehmen und Verbänden.
Der ARCD begrüßt die praxisnahe Kampagne. Mit ihrem Motto "Nehmt Rücksicht" thematisiere sie eine der wichtigsten Grundbedingungen für mehr Verkehrssicherheit. Sie könne, so der erste Eindruck, das Gefühl für die Sicherheitsbedürfnisse anderer Verkehrsteilnehmer fördern und den Sinn für mehr Fairness entwickeln helfen.