- Blendende Sonne ist besonders häufig Ursache witterungsbedingter Unfälle
- Gerichte und Versicherungen gehen bei solchen Unfällen von erheblicher Mitschuld aus
- Tipps für das Fahren bei tiefstehender Sonne
So schön das warme Licht im Spätsommer ist, so gefährlich kann es auch sein. In den Morgen- und Abendstunden ereignen sich aufgrund des flachen Einfallwinkels der Sonne immer wieder schwere Verkehrsunfälle. Die blendenden Strahlen sind laut Statistik viel gefährlicher als Schnee, Hagel oder Nebel, denn sie führen die Rangliste der Ursachen für witterungsbedingte Unfälle an. Der ARCD erklärt, wie man sich bei Blendung am besten verhält.
Laut aktueller Zahlen des Statistischen Bundesamtes lag der Anteil von Verkehrsunfällen aufgrund tiefstehender Sonne an den witterungsbedingten Unfällen im Jahr 2014 bei 64%. Insgesamt 3455 Menschen verunglückten deshalb. Starker Regen, Hagel und Schneegestöber waren nur bei 14% der Unfälle die Ursache, Nebel bei 12%, Unwetter und sonstige Witterungseinflüsse bei 5% und Seitenwind bei 4%.
Gefahr, andere zu übersehen
Sind Verkehrsteilnehmer wegen der blendenden Sonne im Blindflug unterwegs, reduziert sich ihre Reaktionsmöglichkeit. Ampeln, Verkehrszeichen, Gegenverkehr sowie Fußgänger, Radfahrer und Motorradfahrer werden zudem leicht übersehen oder sind nur schwer zu erkennen. „Besonders gefährlich wird es, wenn die Sonnenstrahlen auf verschmutzen Windschutzscheiben stärker gebrochen werden und dadurch noch mehr blenden, oder wenn die nasse Straße das Licht reflektiert“, sagt ARCD-Pressesprecher Josef Harrer. Große Schwierigkeiten hat das menschliche Auge auch in Baumalleen, wenn durch die Sonnenstrahlen ein schneller Wechsel zwischen Licht und Schatten entsteht.
Bei Fahrfehlern zählt die ungünstige Witterungsbedingung kaum als Argument bei Versicherung und Gericht, denn diese werten das Fehlverhalten in der Regel als grobe Fahrlässigkeit. Hintergrund ist, dass der Autofahrer laut Paragraph 3 Absatz 1 der Straßenverkehrsordnung verpflichtet ist, die Geschwindigkeit an die Sicht- und Wetterverhältnisse anzupassen.
Windschutzscheibe auch innen säubern
Doch welche Möglichkeiten haben Autofahrer außer der Anpassung der Geschwindigkeit und einer Sonnenbrille, um bei tiefstehender Sonne sicher unterwegs zu sein? „Wie bei allen schwierigen Wettersituationen gilt: ausreichend Sicherheitsabstand halten und vorausschauend fahren“, sagt Harrer. Die Sonnenblende bringt nur etwas, wenn auch die Sitzposition passend dazu eingestellt ist. Unabdingbar ist eine gereinigte Windschutzscheibe, genauso wie ein sauberes Helmvisier bei Motorradfahrern und geputzte Gläser von Brille oder Sonnenbrille. „Viele Autofahrer reinigen die Windschutzscheibe zwar von außen, unterschätzen aber die Schmutzablagerungen an der Innenseite. Diese entfernt man am besten mit einem Scheibenputzmittel. Außerdem säubert man die Wischerblätter regelmäßig und tauscht sie gegebenenfalls aus“, rät Harrer. Blendet die Sonne dennoch so sehr, dass die Sicht stark eingeschränkt ist, muss man eine Pause einlegen, bis sich die Situation gebessert hat. ARCD