EU-Umweltkommissar Stavros Dimas hatte bis zuletzt hart gekämpft, um den Verordnungsvorschlag zur Limitierung von CO2-Emissionen leichter Nutzfahrzeuge auf 175 g CO2/km wenige Tage vor Ende seiner Amtszeit auf den Weg zu bringen. "Wenn wir es jetzt nicht geschafft hätten, wäre die Entscheidung auf lange Zeit ausgestellt worden", erklärte Dimas gegenüber der Presse. Ihm wäre wichtig, eine Gesetzeslücke zu schließen, die 12 Prozent der leichten EU-Fahrzeugflotte bislang von Emissionsbegrenzungen entbunden hatte. Daher hätte er einer Kompromisslösung zugestimmt, die hinter seinem ursprünglich ehrgeizigeren Ziel einer Einführung des genannten Grenzwertes im Jahr 2012 zurückbliebe. Kritik erntete Dimas dafür nicht nur von Umweltorganisationen, sondern auch vom europäischen Büro des internationalen Automobilverbands FIA. Da bereits heute mehr als 10 Prozent aller neuen Lieferwagen das Emissionsziel von 175 g/km erreichten, bedeutete die dreijährige Einführungsphase laut FIA eine unnötige Verzögerung. Für die grüne Fraktionsvorsitzende im EU-Parlament Rebecca Harms wird der Vorschlag "weder dem Anspruch eines ambitionierten Klimaschutzes gerecht, noch werden die technischen Möglichkeiten der Industrie als Maßstab verwendet". Sie begrüßte hingegen die Schließung eines legislativen Schlupflochs, das es Herstellern besonders "durstiger" Geländefahrzeuge ermöglicht hätte, SUV aus Emissions-Regulierungen auszunehmen. Der Vorsitzenden der CSU-Gruppe im EU-Parlament Markus Ferber befürchtet hingegen übermäßige Mehrbelastungen für Handwerker sowie den Mittelstand und verurteilte die Höhe der Bußgelder. "Die Einführung zu strikter CO2-Grenzwerte macht Kleinlaster und andere leichte Nutzfahrzeuge teurer. Darunter werden nicht nur die Hersteller leiden, sondern vor allem auch die Käufer dieser Fahrzeuge", so Ferber. Der europäische Verband der Automobilhersteller ACEA kritisierte den Vorschlag der Kommission als realitätsfern, da Produkt- und Herstellungszyklen im Nutzfahrzeugsegment wesentlich länger ausfielen als im Pkw-Sektor. Der Industrie fehlten bis 2014 nicht nur die Vorlaufzeit zur Entwicklung effizienter und erschwinglicher Lösungen, sondern aufgrund der Wirtschaftskrise auch die Investitionsmittel. Die Verkaufszahlen leichter Nutzfahrzeuge sind laut ACEA dieses Jahr um 34,4 Prozent zurückgegangen.
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