- Brandenburg mit traurigem Rekord
- Besonders häufig sind junge Fahrer betroffen
- Verkehrsminister will neue Tempolimits auf Risikostrecken einführen
- ARCD fordert weitere Maßnahmen auf Landstraßen
Bundesweit lag im Jahr 2010 der Anteil tödlicher Baumunfälle am gesamten Unfallgeschehen bei rund 20 Prozent. Damit war der Crash mit einem Baum die häufigste Einzelursache von tödlichen Verkehrsunfällen in Deutschland. In Brandenburg starben im selben Jahr rund 60 Prozent aller auf Bundesund Landstraßen tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmer bei Baumunfällen.
Vor diesem Hintergrund legte jetzt die Brandenburger Landesregierung eine wissenschaftliche Analyse von tödlichen Baumunfällen in den Jahren 2008 bis 2010 vor. Häufigste Unfallursachen waren demnach Fahrfehler und überhöhte, nicht an die Verkehrssituation angepasste Geschwindigkeit. Die meisten tödlichen Baumunfälle verursachte die Gruppe der jungen Fahrer im Alter von 18 bis 24 Jahren. Unachtsamkeit, riskante Überholmanöver, Lückenspringen in einer Kolonne, zu knappe Sicherheitsabstände sowie Alkohol und Drogen nennen Experten immer wieder als häufigste Gründe. Mehr als die Hälfte der Baumunfälle passierte innerhalb von Alleen, davon deutlich mehr auf Straßen mit einem lückenhaften Baumbestand. Und knapp zwei Drittel der tödlichen Baumunfälle ereigneten sich auf Streckenabschnitten ohne bauliche Besonderheiten wie Kurven, Knotenpunkten oder Steigungen.
Mit einem Erlass will der brandenburgische Verkehrsminister Jörg Vogelsänger seit Jahresanfang Tempo 70 generell auf kritischen Straßen mit Baumbestand und ohne Schutzplanken einführen. Protest kommt von Wirtschaftsverbänden, weil aus ihrer Sicht zu häufige Geschwindigkeitsbeschränkungen den Gütertransport behindern und zusätzliche Kosten verursachen würden. "Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer geht aber vor", sagt ARCD-Generalsekretär Jürgen Dehner mit Blick auf die Landstraßen. Untersuchungen von Unfallforschern der deutschen Versicherer (UDV) beweisen, dass schon ein seitlicher Baumaufprall mit 55 km/h für die Fahrzeuginsassen schwerste oder gar tödliche Verletzungen zur Folge haben kann. "Striktere Tempolimits auf gefährlichen Abschnitten reichen als alleinige Maßnahme gegen Baumunfälle aber noch nicht aus." Vorschriftzeichen und Warntafeln würden, wie die Praxis zeigt, immer wieder ignoriert oder übersehen.
Seit 1995 sind in Deutschland mindestens 23 500 Menschen bei Baumunfällen zu Tode gekommen. Der ARCD fordert daher auf Bundes-, Land- und Kreisstraßen weitere Sicherheitsmaßnahmen ein. Dazu gehören aus Sicht des Clubs noch mehr Schutzplanken mit Unterfahrschutz für Motorradfahrer an gefährlichen Streckenabschnitten mit Bäumen und Überholverbote an Unfallschwerpunkten. Auch die regelmäßige Verkehrsüberwachung durch Polizei und Kommunen an neuralgischen Gefahrenpunkten sei ein wichtiger Beitrag zur Prävention. Zudem sei verstärkt zu prüfen, inwieweit sich die "Empfehlungen zum Schutz vor Unfällen mit Aufprall auf Bäumen" (ESAB) sinnvoll und wirksam anwenden ließen.