Um die Frage einer systematischen Bewertung von Präventionsmaßnahmen in der Verkehrssicherheitsarbeit, also schlicht um Evaluation, ging es kürzlich bei einem Symposium des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR). "Dieser Herausforderung müssen sich die Organisatoren und Anbieter von Präventionsmaßnahmen stellen", sagte DVR-Präsident Dr. Walter Eichendorf zur Begrüßung in Berlin. Die Evaluation einer Maßnahme ergebe wichtige Aussagen über deren Potenzial und Wirkung, unterstrich Prof. Georg Rudinger vom Zentrum für Evaluation und Methoden (ZEM) an der Universität Bonn. Dass dies mit Schwierigkeiten verbunden ist, stellte Dr. Eichendorf klar: Es sei nahezu unmöglich, einzelnen Maßnahmen der Verkehrssicherheitsarbeit eine definierte Zahl verhinderter Unfälle zuzuordnen. Prof. Rüdiger Timprop von der Universität Jena sprach sich dafür aus, dass Evaluation nicht zum Selbstzweck werden dürfe. Die Überprüfung sollte hauptsächlich jene Maßnahmen herausfiltern, die keine oder zu geringe Wirkung zeigten. Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion erörterten die Experten sowie die Bundestagsabgeordneten Patrick Döring (FDP), Dr. Anton Hofreiter (Bündnis 90/Die Grünen) und Hans-Joachim Hacker (SPD) im Zusammenhang mit dem Problem Evaluation auch Themen wie Überwachung und Kontrolle im Straßenverkehr. Döring sagte, es gehe weniger um die Dichte von Kontrollen, sondern um die strikte Anwendung von geltendem Recht bei Verkehrsverstößen. Hacker fügte an, dass 80 Prozent der Verkehrsunfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen seien, weshalb Überwachungsmaßnahmen intensiviert werden sollten. Dieser Auffassung folgte auch Dr. Anton Hofreiter und forderte mehr Polizei auf den Straßen. Ein Weg zu weniger Unfällen sei die Umgestaltung von verkehrsunsicheren in sichere Straßen. Allerdings sei zu beobachten, dass nach einem entsprechenden Aus- und Umbau von Straßen die Unfallzahlen zwar allgemein zurückgingen, dafür aber die Zahl der schweren Unfälle zunehme. "Desto sorgloser Autofahrer auf gut ausgebauten Straßen fahren, desto leichtsinniger werden sie", sekundierte Dr. Annekatrin Wetzstein von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Professor Timprop berichtete aus Untersuchungen, wonach Teilnehmer von klassischen Schleuderkursen anschließend riskanter fahren und zu mehr Unfällen neigen würden als zuvor. DVR-Präsident Dr. Eichendorf erinnerte an die jährlich sinkende Zahl von Verkehrstoten und schloss die Frage an: "Müsste nicht der nächste Schritt sein, die noch immer hohe Zahl der Schwerverletzten zu verringern und in Richtung der Kategorie der leicht verletzten Unfallopfer zu verschieben?" Als wichtige Voraussetzungen für noch mehr Verkehrssicherheit nannten die Podiumsteilnehmer fast unisono eine Wertebildung bei den Verkehrsteilnehmern hin zu mehr gegenseitiger Rücksichtnahme und einen noch stärkeren Fokus auf moderne Fahrzeug- und Straßenverkehrstechnik. Und der Grünen-Abgeordnete Dr. Anton Hofreiter wiederholte einmal mehr ein verkehrspolitisches Mantra seiner Partei: "Runter mit der Geschwindigkeit!" ARCD
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