- Drei Wochen nach deutschem F1-GP gastiert die Historische Formel 1 in Deutschland
- Stark besetzte Felder auch in den Tourenwagen-, Sportwagen- und GT-Rennen
- Über 500 historische Rennfahrzeuge beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix
Historische Formel 1: Eine Parade der großen Namen
Brabham und Hesketh statt Toro Rosso und Mercedes: Beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix sind die unvergessenen Ahnen der heutigen Formel-1-Boliden am Start. Sie wecken die Erinnerung an die Zeit, als statt der sündhaft teuren, filigranen Hybridmotoren von heute nur ein Motor in Frage kam: der Ford Cosworth DFV, der nach seiner Entwicklung ab 1967 die Formel 1 quasi im Sturm eroberte. Alle Fahrzeuge im Feld der FIA Masters Historic Formula One Championship beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix verfügen über das legendäre Aggregat, das in 19 Jahren sagenhafte 22 WM-Titel (zwölf Fahrer- und zehn Konstrukteurs-Weltmeisterschaften) sammelte. Und da die Motorenfrage keine war, wurde vielen Teams der Weg geebnet, die noch heute ein Begriff sind. Der Franzose Guy Ligier, die Briten Ken Tyrrell und Frank Williams oder auch der Brasilianer Emerson Fittipaldi waren allesamt aktive Rennfahrer, bevor sie mit eigener Mannschaft in die Formel 1 einstiegen. Ihre Modelle sind hier zu bestaunen, und an der Spitze des Feldes werden wohl auch am Nürburgring der Brite Martin Stretton im Tyrrell 012 von 1983 sowie der Italiener Matteo Ferrer-Aza (Ligier JS11/15 von 1979) das Geschehen prägen. Beide wechseln sich in dieser Saison an der Spitze des Klassements mit schöner Regelmäßigkeit ab, wobei der junge Italiener bis dato einen Rennsieg mehr sammelte als sein Konkurrent von der Insel Stretton, der im vergangenen Jahr auch einen der beiden Läufe beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix gewann, und der am Ende als mehrfacher Champion der Serie von seiner Routine profitieren könnte. Die Zuschauer dürfen sich aber auch andere Köpfe in den Cockpits vorstellen: In einem JS11/15 trat seinerzeit etwa Ligier-Stammfahrer Jacques Laffite an, und der Tyrell wurde von Michele Alboreto, Stefan Bellof und Martin Brundle bewegt. Carlos Reutemann und Keke Rosberg gehörten zu den Piloten, die den ebenfalls im Feld zu bestaunenden Williams FW07C von 1981 fuhren – und damit einen Boliden eines Teams aus jener Zeit, das noch heute im Grand-Prix-Sport vertreten ist. Viele andere Konstruktionen und Teams sind dagegen heute in Vergessenheit geraten, können hier aber noch einmal bewundert werden: So etwa der Merzario F1A3, den Bruno Ferrari (ITA) bewegt. Der Monoposto von 1979 war einer von wenigen Fahrzeugen, die das Team des italienischen Sportwagen- und Formel-1-Piloten überhaupt baute und (allerdings wenig erfolgreich) einsetzte.
Evolution des Formelsports live zu sehen
Die Faszination, die von den Formelautos ausgeht, ist auch im Rennen der historischen Grand-Prix-Fahrzeuge zu spüren. Hier sind Einsitzer aus drei Jahrzehnten versammelt, die einen Bogen spannen von den Grand-Prix-Fahrzeugen der Vorkriegszeit über die ersten, noch mit Frontmotor ausgestatteten Fahrzeuge der 1950 gegründeten Formel 1 bis hin zu den Heckmotormodellen, die in den 60ern gebräuchlich wurden. So sind wichtige Evolutionen des Rennwagenbaus in einem Rennen zu sehen: Von den geradezu wuchtigen Formen und großen Kühlern der Vorkriegsrennwagen von MG und Maserati führt der Weg zunächst zu den windschnittigeren Modellen der Nachkriegszeit. Die Maserati 250F sind untrennbar mit dem Nürburgring verbunden, denn Juan Manuel Fangio holte auf seinem Weg zum Weltmeistertitel 1957 hier in der Eifel einen legendären Sieg – einer der letzten der Frontmotorära. Denn immer flacher, windschnittiger und leichter wurden die Fahrzeuge. Die Lotus-Modelle in diesem Feld zeugen von der Entwicklung, deren treibende Kraft nicht zuletzt Lotus-Chef Colin Chapman war. Nicht nur dieses Starterfeld wird beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix prall gefüllt sein. Auch von der FIA Lurani Trophy für Formel-Junior-Fahrzeuge kam in diesem Jahr bereits frühzeitig das Signal „ausverkauft“, weil die maximale Zahl der im Rennen zugelassenen Fahrzeuge erreicht war. So dürfen sich die Zuschauer auf eine ganze Armada an Nachwuchsrennwagen freuen, in denen ab 1957 die späteren Weltklassepiloten ihr Handwerk lernten. Und nicht nur die: Viele Teams wie Brabham und Lola machten hier ihre ersten Schritte und in aller Welt (selbst in der damaligen Sowjetunion) wurden Motoren entwickelt. So waren die Entwicklungsschritte riesig und Technik sowie Kosten explodierten schnell. Was damals letztlich zum Ende der Formelkategorie führte, ist heute ein Augenschmaus: Die Baujahre der Fahrzeuge in diesem Rennen liegen maximal fünf oder sechs Jahre auseinander, und doch scheint zwischen den „Ur“-Formel-Junior-Wagen von Stanguellini und den schnittigen Modellen von Lotus eine ganze Epoche zu liegen.
Ein Programm, so vielfältig wie der Motorsport
Auch die weiteren Rennen am Nürburgring versprechen spannende und actionreiche Motorsportunterhaltung. So gehen etwa die beeindruckenden Prototypen und GT-Fahrzeuge der Aston Martin Masters Endurance Legends an den Start, deren Fahrzeuge noch vor einigen Jahren im aktuellen Motorsport unterwegs waren. Sie lassen kurz nach dem Start ebenso die Luft vibrieren wie die FIA Masters Historic Sports Car Championship, in der Sportwagen und GTs der 60er- und 70er-Jahre mit ihrer fulminanten Leistungsentfaltung zu bestaunen sind. Noch einmal eine Dekade weiter zurück geht es beim Rennen der zweisitzigen Rennwagen und GT bis 1960/61: Das Kräftemessen dieser Schätze der Motorsporthistorie ist voraussichtlich ebenfalls bis auf den letzten Platz ausgebucht und entsprechend vielfältig, spannend und sehenswert. Tolle Starterfelder zeichnen sich außerdem in den Tourenwagen- und GT-Klassen ab. Zu den Highlights gehören hier etwa das Revivalrennen Deutsche Rennsport-Meisterschaft / 100-Meilen-Trophy oder die Tourenwagen Classics mit ihren DTM-Fahrzeugen der 80er und 90er. Großartige Klassiker präsentieren ebenso die beiden Sportwagen- und GT-Serien „A Gentle Drivers Trophy“ (GT und Rennsportwagen nach Anhang K von 1947 bis 1961) sowie die Masters Gentlemen Drivers (GTs bis 1966). Italienische Sportwagentradition pflegt die FCD RacingSeries, in der voraussichtlich drei Dutzend Ferraris ins Rennen starten werden. Abgerundet wird das Fahrprogramm durch die Vorkriegsfahrzeuge der Vintage Sports Car Trophy. Sie absolvieren Gleichmäßigkeitsprüfungen auf dem Grand-Prix-Kurs und Ausfahrten, bei denen es unter anderem auf die legendäre Nordschleife geht. Dort sind auch die Rallyefahrzeuge der Fahrergemeinschaft „Slowly Sideways“ zu sehen, die am Wochenende den historischen Motorsport abseits der Rundstreckenrennen repräsentieren.