Diese Anstiege haben die sinkende Zahl der Führerscheine bei den 18- bis 24-Jährigen mehr als ausgeglichen. Auch wenn in den Medien häufig berichtet wird, dass der Führerschein unter jüngeren Leute nicht mehr so wichtig ist, trügt der Eindruck. Denn die fallenden Zahlen haben auch viel mit den geburtenschwächeren Jahrgängen zu tun. Und der Rückgang ist zahlenmäßig überschaubar. So sank die Zahl der Führerscheine (Klasse B) bei den 18- bis 20-Jährigen von 2013 bis 2022 von 1,66 Millionen um 290.000 auf 1,37 Millionen. Bei den 21- bis 24-Jährigen ist die Anzahl von 2,98 um 420.000 auf 2,56 Millionen gesunken. Im Vergleich zu den 3,5 Millionen zusätzlichen Führerscheinen bei den 35- bis 44-Jährigen fällt der Rückgang bei den Jungen um rund 710.000 weniger ins Gewicht.
Rainer Zeltwanger, Erster Vorsitzender beim Bundesverband deutscher Fahrschulunternehmen (BDFU), sieht aktuell bei Vielen einen Nachholbedarf für den Führerscheinerwerb. „Auf dem Land ist das Auto oft die einzige Chance, um aus dem Dorf wegzukommen, weshalb der Führerschein dort eher noch gefragt ist.“ Doch auch in der Stadt sieht Zeltwanger einen Trend zurück zum Auto. „Im Gegensatz zu Fahrschulen auf dem Land haben wir vor allem in der Stadt 30- oder 35-jährige Fahrschüler.“ Dabei handele es sich um Fahrschüler, die bislang studiert hätten und meist mit Bus und Bahn unterwegs waren, jetzt aber verstärkt auch Auto fahren wollen. Auch sei der Führerschein aus beruflichen Gründen gefragt. Zudem treibe die Überlastung des ÖPNV vor allem Frauen mit Kindern ins Auto. „Wir haben auch viele schwangere Frauen, die den Führerschein antreten. Mit Kind im öffentlichen Nahverkehr oder auf dem Fahrrad, das erscheint ihnen bei genauerer Überlegung eben doch zu unpraktisch.“
Redakteure: Carina Belluomo, Sandro Vitale